Ganser-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
F44.8 Ganser-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Ganser-Syndrom ist ein Krankheitsbild aus der Psychiatrie, bei dem die meist jüngeren männlichen Patienten falsch antworten. Es wird auch als „Pseudodebilität“ oder „hysterischer Dämmerzustand“ bezeichnet und gehört zu einer Reihe klinischer Bilder, die unter dem umstrittenen Oberbegriff „Pseudodemenz“ zusammengefasst werden. Es wurde erstmals im Jahr 1897 von dem deutschen Psychiater Sigbert Josef Maria Ganser beschrieben und später nach ihm benannt.

Symptome und Beschwerden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typisch ist das Vorbeiantworten auch auf einfachste Fragen, etwa 3 + 4 = 8 oder Farbe der Sonne = grün. Die Frage wird also anscheinend verstanden, da in der richtigen Kategorie geantwortet wird, aber bewusst oder unbewusst antwortet der Patient falsch. Betroffen sind vor allem Männer jüngeren bis mittleren Alters.

Folgen und Komplikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Betroffenen werden für „verrückt“ oder „dumm“ gehalten und dementsprechend behandelt. Es kann zu schulischem, beruflichem und sozialem Versagen und damit zur Isolation führen.

Das Ganser-Syndrom kann mit anderen psychischen Störungen verwechselt werden, etwa mit einer Demenz.

Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich wurde angenommen, dass es sich um die Simulation einer Geisteskrankheit in belastenden Situationen handelt (zum Beispiel als Ausdruck einer Gefängnispsychose), daher wurde es als artifizielle Störung[1] bezeichnet. Wenngleich im Einzelfall die Abgrenzung zur Simulation schwierig bleibt, wird das Ganser-Syndrom heutzutage als nosologische Entität bzw. als Störung aufgefasst. Den beiden einschlägigen Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM IV zufolge fällt das Ganser-Syndrom unter dissoziative Störungen.[2]

Vergleichbare Symptome können auch bei organischen Hirnerkrankungen, beispielsweise nach Schlaganfall, oder bei Hirntumoren auftreten.

Behandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Behandlung des Ganser-Syndroms ist meist schwierig. Es gibt Versuche mit Verhaltenstherapie.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Artifizielle Störungen (14. Juni 1996). Abgerufen am 30. Januar 2014.
  2. Nach ICD-10 F44.8 fällt das Ganser-Syndrom unter „Sonstige dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]“; vgl.: Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. 10. Revision. Version 2006. Das DSM-IV-TR klassifiziert das Ganser-Syndrom als „dissociative disorder“; vgl.: American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. 4th ed. Text rev. Washington, DC. American Psychiatric Association, 2000.