Geiseltalsee-Kirche

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Geiseltalsee-Kirche

Die Geiseltalsee-Kirche ist eine Kirche in Neubiendorf, einem Ortsteil der Stadt Mücheln (Geiseltal) im Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Das nach dem nahegelegenen Geiseltalsee benannte Gotteshaus wurde 1928 als auf das Herz Jesu geweihte katholische Kirche erbaut und wird heute vom Förderverein Geiseltalsee-Kirche e.V. getragen. Die im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt mit der Erfassungsnummer 094 20359 als Baudenkmal ausgewiesene Kirche befindet sich an der Ecke der Martha-Brautzsch-Straße zur Krumpaer Landstraße.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der 1919 erfolgten Gründung der Ortschaft Neubiendorf als Bergarbeitersiedlung zogen katholische Arbeiter und ihre Familien in die evangelisch-lutherisch geprägte Region.[2][3] Für das obere Geiseltal wurde zunächst ein Saal in Stöbnitz für katholische Gottesdienste genutzt, ab 1923 der Zeichensaal der evangelischen Volksschule in Neubiendorf und schließlich der Saal des Gasthauses von Krumpa.

Der Vikar Franz Heinemann, der zunächst von Merseburg aus für das Gebiet zuständig war, wurde am 23. Mai 1927 als erster Seelsorger in Neubiendorf eingesetzt, womit die katholische Kirchengemeinde Neubiendorf gegründet wurde. Heinemann begann noch im selben Jahr mit der Errichtung eines eigenen Gotteshauses in Neubiendorf. Am 25. März 1928 erhielt die schlichte Saalkirche durch Dechant Heinrich Winkelmann[4] aus Halle (Saale) ihre Benediktion und bekam das Patrozinium des Heiligsten Herzens Jesu. Im Jahr 1934 wurde ein Pfarrhaus am Pfarrgarten ergänzt.[5][6][7]

Im Zweiten Weltkrieg wurden Kirche und Pfarrhaus bei Luftangriffen am 13. September 1944, 9. Februar 1945 und 8. April 1945 beschädigt.[7] In der Endphase des Krieges und in der Zeit danach vergrößerte sich die Zahl der Katholiken in Neubiendorf weiter durch den Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches.[5] Die Kirche war Filialkirche der Pfarrei St. Norbert mit Sitz in Merseburg. Das mit einem Dachreiter versehene Gotteshaus wurde beim Wiederaufbau in der Nachkriegszeit um eine Eingangsvorhalle erweitert.[8]

Mit dem Ende des Bergbaus und sank der Zahl der Katholiken im Geiseltal erheblich ab.[9] 1996 wurde die Pfarrvikarie Mücheln, zu der die Herz-Jesu-Kirche gehörte, mit den Kirchengemeinden Großkayna und Neumark zu einem Pfarrverband zusammengeschlossen.[10]

Die Kirche wurde profaniert, am 20. August 2006 fand in ihr der letzte Gottesdienst statt. Anschließend wurde das Gebäude dem bereits am 12. Juni 2006 gegründeten Förderverein für einen symbolischen Kaufpreis übertragen. Am 1. September 2007 wurde im Bistum Magdeburg der Gemeindeverbund Merseburg – Bad DürrenbergLeuna – Großkayna – Schkopau – Braunsbedra/Neumark – Bad LauchstädtLangeneichstädt – Mücheln gegründet.[11] Damals gehörten zur Pfarrvikarie Mücheln rund 250 Katholiken.

Nach einer Restaurierung wurde die Kirche am 16. August 2008 als konfessionslose Kirche wieder eröffnet.[5][6] Die Kirche steht im Rahmen der Öffnungszeiten für Besucher offen. Sie wird für Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 10 × 20 Meter große Saalkirche wurde aus Backsteinen errichtet und weist an der Ostseite acht rundbogige Fenster auf, von denen einige als Fensterpaar gestaltet wurden. Die eingezogene Eingangshalle befindet sich im Norden und hebt sich durch Buckelquader vom Rest des verputzten Sakralbaus ab. Der Dachturm wurde über der nördlichsten Fensterachse aufgesetzt.[8][7] Über dem Eingang finden sich die lateinischen Worte venite adoremus (deutsch: Komm, lass uns beten).

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausstattung wurde schrittweise durch Spenden ermöglicht.[7] So bekam die Kirche eine erste Orgel im Jahr 1933.[6] 1952 wurde eine vom Merseburger Orgelbauunternehmen Rudolf Kühn erbaute Orgel angeschafft.[5][12] Das Taufbecken wurde 1943 aufgestellt.[6]

Die Innenausstattung stammt in großen Teilen aus den 1950er Jahren. Der Flügelaltar, 1954 von Meinolf Splett (Halle (Saale)) geschaffen, zeigt im größten Bild die Auferstehung Jesu Christi. Der linke Flügel stellt das Pfingstwunder, der rechte Flügel die Wiederkunft Jesu Christi und das Jüngste Gericht dar. Als Symbol für die Eucharistie zeigt eine Darstellung auf dem Tabernakel einen Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen mit Blut zu füttern. Die beiden Statuen links und rechts vom Altarraum stellten Maria (Mutter Jesu) und Josef von Nazaret dar.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 85 Jahre Kirche in Neubiendorf. In: Bote des Geiseltales. Nr. 3/2013, Braunsbedra 2013, S. 16.
  • Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 19, Teil 9, Das Kommissariat Magdeburg vom Ausgang des ersten Weltkrieges bis zur Errichtung der Mitteldeutschen Kirchenprovinz 1918-1930. St. Benno Verlag, Leipzig 1978, S. 324–328.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 6.2, Saalekreis. Altkreis Querfurt, erarbeitet von Falko Grubitzsch und Marina Meincke-Floßfeder, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2012, ISBN 978-3-86568-830-9.
  • Steffan Bruns: Geiseltalchroniken. Geschichtliches und mehr zu den Orten an Geisel, Laucha, Leiha und Schwarzeiche, Twentysix Verlag, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7407-6351-0.
  • Uwe Naumann: Kirche wird nicht mehr gebraucht. In: Tag des Herrn, Ausgabe 30/2006 vom 30. Juli 2006, S. 13.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).
  2. Diana Dünschel: Ausstellung: Wie alt ist Neubiendorf? In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 3. Juni 2013, abgerufen am 10. März 2023.
  3. Herz-Jesu-Kirche steht zum Verkauf In: Mitteldeutsche Zeitung vom 1. Juni 2006, abgerufen am 1. Juli 2021.
  4. Franz Baudisch: 50 Jahre katholische Kirche in Mücheln. In: Tag des Herrn, Ausgabe 10/1978 vom 20. Mai 1978, S. 79.
  5. a b c d Von der katholischen „Herz-Jesu“ Kirche zur „Geiseltalsee-Kirche“. In: geiseltalseekirche.de. Abgerufen am 18. März 2023.
  6. a b c d Geiseltalseekirche. In: .muecheln. Stadt Mücheln (Geiseltal), abgerufen am 18. März 2023.
  7. a b c d Bruns, Geiseltalchroniken, Seite 299–300.
  8. a b Denkmalverzeichnis, Band 6.2, Seite 164.
  9. Die Volkszählung in der Europäischen Union 2011 zeigte, dass von den 9.249 Einwohnern der Stadt Mücheln 201, und somit nur rund 2,2 %, der römisch-katholischen Kirche angehörten. Die Mehrzahl der Einwohner gehörte keiner Religionsgemeinschaft an.
  10. Glaube gibt Hoffnung für die Zukunft am See. In: Tag des Herrn, Ausgabe 39/2000 vom 24. September 2000, S. 17.
  11. Nr. 120 Entpflichtung/ Ernennung/ Beauftragung. Bistum Magdeburg, Amtsblatt 8/2007, Personal, abgerufen am 19. März 2023.
  12. Mücheln (Geiselt.) / Neubiendorf – Geiseltalseekirche – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 3. März 2023.

Koordinaten: 51° 18′ 4,7″ N, 11° 49′ 50,3″ O