Geo Barents

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Geo Barents
Die Geo Barents in Stavanger
Die Geo Barents in Stavanger
Schiffsdaten
Flagge Norwegen Norwegen
Schiffstyp Seismisches Forschungsschiff
Rufzeichen LAKK6
Heimathafen Ålesund
Eigner Uksnoy Barents
Reederei Uksnøy & Co, Ålesund
Bauwerft Solstrand Verft, Tomrefjord
Baunummer 80
Verbleib als Rettungsschiff im Einsatz
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 76,95 m (Lüa)
61,8 m (Lpp)
Breite 17,0 m
Seitenhöhe 8,8 m
Tiefgang (max.) 6,85 m
Vermessung 4979 BRZ / 1494 NRZ
Maschinenanlage
Maschine 2 × ABC-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 5.304 kW (7.211 PS)
Dienst­geschwindigkeit

13,5 kn (25 km/h) Vorlage:Infobox Schiff/Antrieb/Geschwindigkeit_B

Höchst­geschwindigkeit 14,5 kn (27 km/h)
Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 1293 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen Bureau Veritas
IMO-Nr. 9252503

Die Geo Barents ist ein norwegisches seismisches Forschungsschiff,[1] das auch als Sicherungs- und Rettungsschiff („Standby Rescue Vessel“) eingesetzt werden kann.[2] Das Schiff wird seit Mai 2021 von Ärzte ohne Grenzen als Rettungsschiff im Mittelmeer genutzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiff wurde im Januar 2006 bestellt. Es basiert auf dem Rumpf eines von Skipsteknisk in Ålesund entworfenen Trawlers, der auf der rumänischen Werft Santierul Naval in Brăila gebaut wurde. Der Um- und Ausbau erfolgte nach Plänen von Kverndokk & Eldøy in Ålesund unter der Baunummer 80 auf der norwegischen Werft Solstrand Verft in Tomrefjord.[3][4] Für die Werft war es das größte bis dahin gebaute Schiff und das erste Offshore-Fahrzeug.[5]

Das Schiff wurde am 28. April 2007 an die Reederei Uksnøy & Co in Ålesund abgeliefert. Es war im Laufe der Zeit an verschiedene in den Bereichen Geophysik und der Exploration von Rohstoffen tätige Unternehmen verchartert, so beispielsweise ab 2007 als erste Beschäftigung für drei Jahre mit Kaufoption an das zur niederländischen Unternehmensgruppe Fugro gehörende und in Norwegen ansässige Unternehmen Fugro Geoteam.

2021 charterte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen das Schiff, um es für die Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer einzusetzen. Seit Ende Mai des Jahres ist das Schiff im Mittelmeer im Einsatz. Anfang Juli 2021 wurde es nach einer Kontrolle in Augusta wegen an Bord festgestellter Mängel von den italienischen Behörden festgesetzt und erst nach über drei Wochen wieder freigegeben.[6][7]

Im November 2022 kam die Geo Barents im sizilianischen Hafen Catania mit 572 Menschen an und verließ es dann, um den Hafen von Augusta etwas weiter südlich zu erreichen.[8] Ende Januar 2023 hatte die Geo Barents bei drei Rettungseinsätzen insgesamt 237 Bootsmigranten an Bord genommen und diese dann in La Spezia in Ligurien im Nordwesten Italiens an Land gebracht. Nach einem weiteren Einsatz hatte das Schiff wie gefordert sogleich Kurs in Richtung des zugewiesenen Hafens Ancona aufgenommen. Ende Februar 2023 wurde gegen die Besatzung der Geo Barents seitens der italienischen Regierung ein Bußgeld in Höhe von 10.000 Euro erlassen.[9]

Technische Daten und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiff wird von zwei ABC-Dieselmotoren (Typ: 12VDZC) mit jeweils 2652 kW Leistung angetrieben. Die Motoren wirken über ein Untersetzungsgetriebe auf einen Verstellpropeller. Für die Stromerzeugung stehen vier von Cummins-Dieselmotoren mit jeweils 1291 kW Leistung angetriebene Stamford-Generatoren mit jeweils 1549 kVA Scheinleistung zur Verfügung. Außerdem wurde ein von einem Cummins-Dieselmotor angetriebener Stamford-Generator mit 500 kVA Scheinleistung als Notgenerator verbaut.[3][4]

Das Schiff ist im vorderen Bereich mit einer ausfahrbaren Propellergondel mit 882 kW Leistung sowie mit jeweils einem Bug- und einem Heckstrahlruder mit jeweils 674 kW Leistung ausgestattet.[1][3][4]

Das Schiff ist mit verschiedenen Winden für das Schleppen seismischer Geräte wie Luftpulser und Hydrophon­ketten ausgerüstet. Es kann sechs Hydrophonketten (sog. Streamer) mit bis zu neun Kilometern Länge ziehen. An Bord stehen verschiedene Hebewerkzeuge zur Verfügung.[3] Im Vorschiffsbereich ist das Schiff mit einem Hubschrauberlandedeck ausgerüstet, auf dem Hubschrauber des Typs Super Puma und Sikorsky S-92 landen können.[4] An Bord steht eine Krankenstation zur Verfügung. Diese befindet sich auf dem gleichen Deck wie das Hubschrauberlandedeck. Das Schiff führt ein Arbeitsboot und ein Rettungsboot mit, die mithilfe von Davits ins Wasser gelassen werden können.

Die Brücke des Schiffs befindet sich im vorderen Bereich auf dem obersten Deck. Sie ist vollständig geschlossen. Zur besseren Übersicht geht sie etwas über die Schiffsbreite hinaus.

An Bord standen 32 Doppel- und 14 Einzelkabinen zur Verfügung, so dass insgesamt 78 Personen untergebracht werden konnten. Die Schiffsbesatzung bestand aus 18 Seeleuten, die zusätzlichen Plätze standen eingeschifftem Personal wie beispielsweise Technikern zur Verfügung. Das Schiff konnte bis zu vier Wochen auf See bleiben.[10] Für den Einsatz als Rettungsschiff wurde die Geo Barents umgerüstet. Dabei wurde unter anderem die Anzahl der Kabinen verändert. Es stehen nun 36 Doppel- und neun Einzelkabinen zur Verfügung, so dass zusammen mit zwei extra Betten insgesamt 83 Personen in Kabinen untergebracht werden können, davon bis zu 33 Besatzungsmitglieder und bis zu 50 Passagiere. Für Rettungseinsätze im Mittelmeer ist das Schiff für die Aufnahme von 300 weiteren Personen zugelassen. Das Schiff kann nun bis zu acht Wochen auf See bleiben.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Geo Barents – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Geo Barents Seismic Survey Vessel, Ship Technology. Abgerufen am 25. August 2021.
  2. Geo Barents, Uksnøy & Co. Abgerufen am 25. August 2021.
  3. a b c d M/S «Geo Barents», Skipsrevyen. Abgerufen am 25. August 2021.
  4. a b c d Kim Idar Giske: Geo Barents (04/2007), Maritimt Magasin, 27. April 2007. Abgerufen am 25. August 2021.
  5. New seismic vessel is first for Norwegian yard, Riviera Maritime Media, 3. Oktober 2008. Abgerufen am 25. August 2021.
  6. Italienische Behörden setzen Schiff von Ärzte ohne Grenzen fest, Zeit-Online, 3. Juli 2021. Abgerufen am 25. August 2021.
  7. Ärzte ohne Grenzen zur Seenotrettung ins Mittelmeer aufgebrochen, Deutsches Ärzteblatt, 4. August 2021. Abgerufen am 25. August 2021.
  8. Der Standard.de: Neun EU-Länder werden Geflüchtete von Ocean Viking aufnehmen, 11. November 2022
  9. Italien bringt neues Gesetzzur Seenotrettung zur Anwendung. In: FAZ.net. 24. Februar 2023, abgerufen am 3. März 2023.
  10. Datenblatt, Uksnøy & Co (PDF, 334 kB). Abgerufen am 25. August 2021.
  11. Datenblatt mit Decksplan, Uksnøy & Co (PDF, 6,5 MB). Abgerufen am 25. August 2021.