geobra Brandstätter

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Horst Brandstätter Holding GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1876
Sitz Zirndorf, Deutschland Deutschland
Leitung
  • René Feser
  • Marianne Albert (BR-Vors.)
Mitarbeiterzahl 4.089 (2021/22)
Umsatz 691,6 Mio. Euro (2021/22)
Branche Spielzeug, Pflanzgefäße, Gartenmöbel
Website www.horst-brandstaetter-group.com, www.playmobil.de, www.lechuza.de
Stand: 31. März 2022

Die Horst Brandstätter Holding GmbH ist die Obergesellschaft des Horst Brandstätter Konzerns, zu dem auch die geobra Brandstätter Stiftung & Co. KG gehört. Bekannteste Marke von geobra Brandstätter ist Playmobil. Der Sitz des Unternehmens ist im fränkischen Zirndorf.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brandstätter-Unternehmenszentrale (links) und Playmobil FunPark in Zirndorf

Der Schlosser Andreas Brandstätter machte sich 1876 mit sechs Mitarbeitern selbstständig. Sein Unternehmen produzierte Beschläge für Schatullen und Schlösser. Sein Sohn Georg Brandstätter (* 3. August 1868 in Cadolzburg, † 11. Januar 1935 in Nürnberg) übernahm das Unternehmen im Jahr 1908 und prägte den Firmennamen geobra. Nach diesem Wechsel wurde es in Metallwarenfabrik Georg Brandstätter umbenannt. Das Unternehmen zog nach Zirndorf um, wo es 1926 als offene Handelsgesellschaft eingetragen wurde. Produziert wurden Kaufladenartikel, Spielzeuge, Telefongeräte und Spardosen. Zu Beginn der 1930er Jahre wurde der Unternehmensname um das Markenzeichen geobra ergänzt.

Georgs Enkel Horst Brandstätter trat 1952 in das Unternehmen ein und wurde zwei Jahre später Gesellschafter, nachdem er die Volljährigkeit erreicht hatte. Auf ihn geht die Umstellung der Produktpalette auf Kunststoff zurück. Es wurden Hula-Hoop-Reifen, lenkbare Sitztraktoren und Sparschweine produziert. Aufgrund der starken Konkurrenz im Spielwarengeschäft wurde die Produktpalette stetig erweitert und auch Wasserski, Kunststoff-Sportboote, Öltanks und Plattenspieler hergestellt. 1964 wurde die HOB GmbH & Co. KG (Horst Brandstätter) zum Bau von Plattenspielern und Wechselsprechanlagen gegründet. 1981 trat Klaus Brandstätter in das Unternehmen ein und wendete die Produktion in Richtung Software, insbesondere für Remote Access. 1969 wurden in Dietenhofen neue Fabrikgebäude gebaut,[1] 1971 auf Malta die erste Auslandsproduktion begründet.[2] Zu Beginn der 1970er Jahre wurden auch Einrichtungsgegenstände wie Deckenpaneele und Möbel als Produkte ins Auge gefasst, jedoch mit Beginn der Ölkrise nicht weiterverfolgt. Das Unternehmen hatte Probleme, genügend Rohstoffe zu bekommen und geriet in die roten Zahlen.

In dieser Situation wurde die Entwicklung eines kleineren Systemspielzeugs forciert, das auf von Hans Beck entwickelten Figuren basierte. 1972 wurde die Figur in Deutschland patentiert. 1973 folgten Patente in den USA, Frankreich, Italien und im Vereinigten Königreich. Im Februar 1974 wurde dann erstmals Playmobil vorgestellt und bereits im Herbst des Jahres in den Markt eingeführt. Anfangs konnte die Nachfrage kaum gedeckt werden. Bis heute ist Playmobil das wichtigste Produkt von geobra Brandstätter.[2]

1990 zog die Firma in die heutige Firmenzentrale um.[2][1] 1995 wurde die Stiftung „Kinderförderung von Playmobil“ von Firmeninhaber Horst Brandstätter gegründet. Im Jahr 2000 wurde mit der Marke LECHUZA-Pflanzsysteme das Geschäftsfeld der Pflanzgefäße und Zubehör erschlossen. Die LECHUZA-Pflanzsysteme bestehen aus Kunststoff und sind mit einem Erdbewässerungssystem ausgestattet.[2]

Am 3. Juni 2015 starb der Playmobil-Unternehmensinhaber Horst Brandstätter. Er hinterließ seine beiden Kinder Klaus und Conny sowie vier Enkel. Er wurde zweimal geschieden. Nach seinem Tod ging das Unternehmen in eine Doppelstiftung über: eine gemeinnützige Stiftung und eine Unternehmensstiftung, in der die wichtigsten Mitarbeiter vertreten sind. An der offiziellen Geschäftspolitik der Firma änderte sich kaum etwas, doch intern entstand ein Führungsproblem; Insider berichteten in der Süddeutschen Zeitung von einem Machtvakuum: „Keiner der drei neuen Vorstände darf allein entscheiden, man belauere sich.“[3]

Im März 2016 wurde erklärt und danach bestätigt, dass Judith Weingart, eine der Vorsitzenden, die Firma wegen Problemen mit ihren Vorsitzpartnern verlassen habe.[4][5] Im November 2016 erklärte das Unternehmen, dass mit Steffen Höpfner ein bisheriges Mitglied des Stiftungsrates den Vorsitz des Vorstands übernehmen soll und sowohl die Unternehmensgruppe als auch die Stiftung führen werde.[6] Die faktische Entscheidungsgewalt liegt laut Recherchen des Manager Magazins allerdings bei Marianne Albert. Die langjährige Chefsekretärin steht nicht nur der gemeinnützigen Stiftung vor, sondern leitet auch den Beirat. Und dieser „kann den Vorstand nicht nur abberufen, sondern auch Entscheidungen jederzeit an seine Zustimmung binden, wovon Albert regen Gebrauch macht. (…) Nun zweifelt kaum noch jemand daran, wer die Herrin im Haus ist.“[7]

Anfang Oktober 2023 gab die Horst Brandstätter Group bekannt, aufgrund von Umsatz- und Gewinneinbußen insgesamt rund 700 Stellen zu streichen, davon etwa 370 in Deutschland. Dies entspreche einem Anteil von 17 Prozent der Gesamtbelegschaft und von 16 Prozent in Deutschland. Tage zuvor war bereits bekannt geworden, dass die Gruppe den nicht mehr als Kernkompetenz erachteten Formenbau auslagert und 74 Stellen streicht.[8]

Standorte und Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige und aktuelle Produktpalette[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Quelle:[2])

  • Schatullenbeschläge (1876–1926)
  • Kaufladenartikel (von 1926 bis 1954 aus Blech, Holz und Metall, ab 1954 bis ca. 1970er Jahre aus Kunststoff und Metall)
  • Spardosen (von 1926 bis 1954 aus Blech und Metall, ab 1954 bis ca. 1970er Jahre aus Kunststoff und Metall)
  • Telefone (von 1926 bis 1954 aus Blech und Metall, ab 1954 bis ca. 1970er Jahre aus Kunststoff und Metall)
  • Metallspielzeug (von 1926 bis 1954)
  • Hula-Hoop-Reifen (im Jahr 1958/59)
  • Kunststoffartikel aus dem Spielwaren- & Freizeitbereich vor Playmobil (von ca. 1958/59 bis 1970er Jahre)
  • Playmobil (seit 1974)
  • Pflanzgefäße, Gartenmöbel (seit 2000)[15]

Umsatzentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschäfts-
jahr
Umsatz (in Mio. €) Mitarbeiter-
zahl
Quelle
Brandstätter
Gruppe
Playmobil
weltweit
Lechuza
2017 741 679 4.443 [16]
2016 671 611 [17]
2015 616 558 [17]
2014 595 535 46,4 4.166
2013 612 552 47,5 4.069
2012 591 531 46,9 3.701
2011 564 505 45,6 3.520 [18]
2010 560 507 33 3.250 [19]
2009 518 474 39 3.060
2008 496 452 22 3.000 [20]
2007 459 427 20 2.861 [21]
2006 402 379 12 2.721 [22]
2005 377 361 2.591
2004 370 359 2.500 [23]
2003 331,4 324 2.428 [24]
2002 301 260 2.267 [25]
2001 292,9 268 2 318 [26]

Etwa 70 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erzielt. Es gibt Playmobil-Vertriebsstätten in vielen Ländern Europas und in den USA, Kanada und Mexiko.

„Der Spiegel“ stellte 2013 die geobra Brandstätter Stiftung & Co. KG als Musterbeispiel heraus. Ihr Alleineigentümer weigere sich, „seine Spielzeugfiguren in Asien produzieren zu lassen. Weil er mit seinen Männchen lieber Land um Land mit eigenem Geld erobert, statt an die Börse zu gehen, nach einem Fusionspartner zu suchen oder was wild gewordene Investmentbanker um die Jahrtausendwende sonst noch alles so forderten. Einen Lehman-Crash, eine Schuldenkrise und eine europäische Rezession später stehen Unternehmer vom Schlage Brandstätters plötzlich für Zukunft.“[27]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Standorte, auf company.playmobil.com
  2. a b c d e PLAYMOBIL - Unternehmensgeschichte, auf company.playmobil.com
  3. Chaos im Spielzeugladen. In: Süddeutsche Zeitung vom 27. November 2015, abgerufen am 8. Dezember 2016.
  4. Gezänk im Playmobil Land. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. März 2016, abgerufen am 6. Dezember 2016.
  5. PLAYMOBIL: Führungswechsel, auf dasspielzeug.de
  6. Playmobil hat neuen Chef. In: Spiegel Online vom 1. Dezember 2016, abgerufen am 16. Mai 2017.
  7. Martin Mehringer: Die will nicht nur spielen. In: Manager Magazin, Ausgabe 12/2016, Seite 48 ff.
  8. Amy Walker: Krise bei Playmobil: Hunderte Stellen werden in Deutschland gestrichen. In: merkur.de. 2. Oktober 2023, abgerufen am 28. Februar 2024.
  9. a b c d Standorte, auf company.playmobil.com
  10. PLAYMOBIL Distributors, auf company.playmobil.com
  11. Playmobil-FunStores, auf funstores.playmobil.com
  12. PLAYMOBIL - FunStore, auf company.playmobil.com
  13. a b Lechuza Stores, auf lechuza-stores.de
  14. PLAYMOBIL FunParks International, auf company.playmobil.com
  15. LECHUZA Design, Innovation und Qualität, auf lechuza.de/
  16. Brandstätter-Gruppe Zahlen und Daten | Company. Abgerufen am 7. August 2018 (deutsch).
  17. a b Brandstätter-Gruppe Zahlen und Daten, company.playmobil.com, abgerufen am 31. Januar 2018.
  18. geobra Brandstätter: Playmobil-Umsatz wieder über halbe Milliarde – Rekordinvestitionen von 81,5 Mio. vor allem in Deutschland geplant, k-online.de, abgerufen am 25. Februar 2018
  19. Playmobil auf Siegeszug in den Kinderzimmern (Memento vom 28. Januar 2011 im Internet Archive), tagesschau.de, abgerufen am 25. Februar 2018
  20. Playmobil erzielt erneut Umsatzrekord
  21. Playmobil Fakten 2007
  22. Brandstätter-Gruppe – die wichtigsten Daten (MS Word; 23 kB)
  23. IHK Nürnberg: Hohe Investitionen in Deutschland, abgerufen am 25. Februar 2018
  24. IHK Nürnberg: Brandstätter Gruppe: Neue Arbeitsplätze durch Kapazitätserweiterung, abgerufen am 25. Februar 2018
  25. IHK Nürnberg: Mit Playmobil zweistelliges Umsatzplus, abgerufen am 25. Februar 2018
  26. IHK Nürnberg: Wieder Rekordergebnis eingefahren, abgerufen am 25. Februar 2018
  27. Christian Rickens: Mittelstand. Die Besessenen. Der Spiegel, Heft 39/2013, 21. September 2013