Georg Melchior Kraus

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Georg Melchior Kraus (Selbstporträt 1774/1775)

Georg Melchior Kraus (* 26. Juli 1737 in Frankfurt am Main; † 5. November 1806 in Weimar) war ein deutscher Künstler. Er war Schüler Johann Heinrich Tischbeins des Älteren, Maler, Pädagoge und Unternehmer und war befreundet mit Johann Wolfgang von Goethe. Er zählt zu den gleichermaßen bekannten wie populären deutschen bildenden Künstlern des 18. Jahrhunderts.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Melchior Kraus kam als sechstes von neun Kindern zur Welt. Fünf seiner Geschwister starben noch vor Vollendung ihres ersten Lebensjahrs. Seine Eltern Cornelia geb. Paulsen und Johann Georg Kraus führten den Gasthof „Zur weissen Schlangen“ in der Sandgasse in Frankfurt. Der Junge war acht Jahre alt, als sein Vater nach dem frühen Tod der Mutter erneut heiratete.

Von 1759 bis 1762 bildete der Hofmaler Johann Heinrich Tischbein der Ältere am Kasseler Hof des Landgrafen Friedrich II. Georg Melchior Kraus in seinem Atelier zum Maler aus. Im November 1762 reiste Kraus zur Weiterbildung zu einem der wichtigsten Kupferstecher der damaligen Zeit, Johann Georg Wille in Paris, wo er auch den Genremaler Jean-Baptiste Greuze kennenlernte. In Paris führte er den Titel „peintre de genre familier de S. A. S. le prince Evêque de Wirsbourg“.

Am Ende des Jahres 1766 kehrte Kraus nach Frankfurt zurück und war zunächst als privater Zeichenlehrer und Genremaler tätig. Seine Kontakte nach Frankreich pflegte er weiterhin, so wurde er 1776 auf der Aufstellung von Colisée als Genremaler aufgeführt. In Frankfurt erteilte er neben Sophie von La Roche, Friedrich Heinrich Jacobi und anderen auch Johann Wolfgang von Goethe Zeichenunterricht. In einer Bittschrift an den Rat der Reichsstadt vom 2. April 1767 bemühte er sich vergeblich um die Errichtung einer Malerakademie. Es folgten einige Jahre, in denen er zu wechselnden Auftraggebern zog und immer wieder nach Frankfurt zurückkehrte. Durch die Fürsprache seines Pariser Studienkollegen Jacob Matthias Schmutzer wurde Kraus 1768 als auswärtiges Mitglied in die „freye Kaiserl. Königl. Kupferstecher-Akademie“ in Wien berufen. Im Sommer 1770 reiste er für eineinhalb Jahre in die Schweiz, dann wechselten wieder die Aufenthalte, die ihn bis nach Erfurt führten.

Die Einhornhöhle im Harz, Zeichnung von Kraus um 1784

Dort fand Kraus 1773 den Kontakt zu Persönlichkeiten wie Christoph Martin Wieland und Friedrich Justin Bertuch, die ihn am Weimarer Hof einführten. Nach mehreren kurzen Besuchen zog Kraus im Herbst 1775 dauerhaft nach Weimar. Er verbrachte dort, abgesehen von kleineren Reisen, die gesamte zweite Lebenshälfte. Er freundete sich mit Bertuch an, der damals Geheimsekretär und Schatullenverwalter des jungen Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar war. Zusammen reichten Kraus und Bertuch 1774 in Weimar eine Denkschrift „Entwurf einer mit wenigen Mitteln hier zu errichtenden freien Zeichenschule“ ein. 1775 unterrichtete er bei einem Besuch in seiner Heimatstadt Frankfurt Goethe über die Weimarer Verhältnisse, noch bevor dieser eine Einladung von Herzog Carl August erhielt, der als eine seiner ersten Amtshandlungen 1776 die „Fürstliche freie Zeichenschule“ in Weimar gründete und finanzierte. Georg Melchior Kraus wurde zum ersten Direktor berufen und behielt diese Stellung bis zu seinem Tode. Neben ihm unterrichteten u. a. der Bildhauer Martin Gottlieb Klauer sowie die Maler Konrad Horny und Johann Ernst Heinsius. 1784 begleitete Kraus Johann Wolfgang von Goethe auf dessen dritter Harzreise (8. August bis 14. September 1784), um geologische Studien in Zeichnungen festzuhalten.

1786 gaben Georg Melchior Kraus und der umtriebige Verleger Johann Friedrich Justin Bertuch, der auch Besitzer einer 1780 gegründeten florierenden Blumen- und Galanteriewarenfabrik war, das Journal der Moden heraus, zu dem Kraus zu jedem Heft die zum Teil kolorierten Kupfertafeln schuf oder über seine Zeichenschule schaffen ließ, die den Wert der Zeitschrift noch erhöhten. Weltoffen und mit Geschick verstanden es beide, das Journal schnell über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt- und beliebtzumachen und es zu einem der erfolgreichsten journalistischen Unternehmen jener Zeit werden zu lassen.

Kraus’ Grabstein auf dem Jakobskirchhof in Weimar

Angetrieben vom Erfolg begann Bertuch 1790 mit dem Bilderbuch für Kinder, für das Kraus und seine Zeichenschule ebenfalls die Kupferstiche fertigten. Einer der für ihn tätigen Stecher war Johann Christian Ernst Müller. Kraus war allgemein in Weimarer Kreisen gerne gesehen. „Jung und alt, Hof und Bürgerschaft, Räte, Dichter und Adel, Pagen und ihre Erzieher saßen hier nebeneinander, Eltern lernten zugleich mit ihren Kindern.“ (Felix Pischel). Im Winterhalbjahr 1781/1782 hielt Goethe Vorlesungen über Anatomie. Er sagte über Kraus: „Er selbst war der angenehmste Gesellschafter; gleichmütige Heiterkeit begleitete ihn durchaus; dienstfertig ohne Demut, gehalten ohne Stolz, fand er sich überall zu Hause …“[1] Goethe nahm Kraus oft auf seinen Reisen ins Thüringische, in den Harz und auch nach Mainz mit, wo er die Belagerung der Stadt skizzierte (Bild im Landesmuseum Mainz).

1806 nach dem Sieg Napoleons in Jena und Auerstedt überrannten und plünderten französische Soldaten Weimar. Sie überfielen auch das Haus Krausens. Freund Bertuch nahm den verwundeten Maler bei sich auf und pflegte ihn, dieser überlebte seine Verletzungen aber nur um wenige Wochen. Kraus starb am 5. November 1806 im Alter von 69 Jahren in Weimar, wo er auf dem Jacobsfriedhof Weimar in der Cranachgruft beigesetzt wurde.

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Weimarer Parkvorstadt im Bereich der Großmutterleite gibt es einen nach ihm benannten Krausweg.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • ABC des Zeichners, von G. M. Kraus, Herzogl. S. W. Rath und Director der herzogl. Freien Zeichenschule in Weimar. 5. Auflage. Weimar 1810.
  • Aussichten und Parthien des Herzogl. Parks bey Weimar. Hrsg. von Ernst-Gerhard Güse und Margarete Oppel. Weimar 2006, ISBN 3-7443-0137-0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Beutler: Georg Melchior Kraus. In: Ders.: Essays um Goethe. Bremen 1957, S. 417–443. – Neuausgabe: Ernst Beutler: Essays um Goethe. Erweiterte Frankfurter Ausgabe. Hrsg.: Christian Beutler (= Insel Taschenbuch. Nr. 1575). 1. Auflage. Insel Verlag, Frankfurt/Leipzig 1995, ISBN 3-458-33275-8, Georg Melchior Kraus, S. 453–478.
  • Lionel von DonopKraus, Georg Melchior. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 72 f.
  • Birgit Knorr: Georg Melchior Kraus (1737–1806). Maler – Pädagoge – Unternehmer. Biographie und Werkverzeichnis. Dissertation, Universität Jena 2003 (Volltext).
  • Christina Kröll: Kraus, Georg Melchior. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 686 (Digitalisat).
  • Fritz Kühnlenz: Der Maler – Georg Melchior Kraus. In: Ders.: Weimarer Porträts. Männer und Frauen um Goethe und Schiller. Rudolstadt 1961, S. 347–360.
  • Gisold Lammel: Georg Melchior Kraus – Bildchronist im Weimar der Aufklärung und Klassik. In: Ders.: Tagträume. Bilder im Lichte der Aufklärung. Amsterdam 1993, S. 185, 193.
  • Christine Meissner, Markus Meissner: In der Freiheit der Berge – Auf Goethes Spuren im Harz. Weimar 1989.
  • Konrad Paul: Die ersten hundert Jahre 1774–1873. Zur Geschichte der Weimarer Mal- und Zeichenschule. Weimar 1996.
  • Eberhard Freiherr Schenk zu Schweinsberg: Verzeichnis der Radierungen von Georg Melchior Kraus. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg, Bd. 7, 1927/1928, S. 277–302 (Ergänzungen in: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg, Bd. 10, S. 316–318).
  • Eberhard Freiherr Schenk zu Schweinsberg: Georg Melchior Kraus. Weimar 1930 (= Schriften der Goethe-Gesellschaft, 43. Band).
  • Hans Wahl, Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt. Insel-Verlag, Leipzig 1932, S. 45, 56, 58f, 79 f., 87, 95, 131, 139.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Georg Melchior Kraus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Wolfgang Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. In: Karl Richter u. a. (Hrsg.): Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. Band 16. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1985, S. 816–819 (Goethe berichtet am Beginn des 20. Buchs mehrere Seiten lang von Kraus, seinem Zeichenunterricht und seiner Rolle bei der Vorbereitung von Goethes Umzug nach Weimar.). – Hamburger Ausgabe, Band 10, S. 171–173. – Berliner Ausgabe, Band 13, S. 823–826.