Gerersdorf-Sulz

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Gerersdorf-Sulz
Wappen Österreichkarte
Wappen von Gerersdorf-Sulz
Gerersdorf-Sulz (Österreich)
Gerersdorf-Sulz (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Burgenland
Politischer Bezirk: Güssing
Kfz-Kennzeichen: GS
Hauptort: Gerersdorf bei Güssing
Fläche: 21,63 km²
Koordinaten: 47° 4′ N, 16° 15′ OKoordinaten: 47° 4′ 8″ N, 16° 15′ 13″ O
Höhe: 228 m ü. A.
Einwohner: 1.033 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 48 Einw. pro km²
Postleitzahl: 7542
Vorwahl: 03328
Gemeindekennziffer: 1 04 04
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Hauptplatz 1
7542 Gerersdorf-Sulz
Website: www.gerersdorf-sulz.at
Politik
Bürgermeister: Roman Jandrisevits (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(19 Mitglieder)
10
9
10 
Insgesamt 19 Sitze
Lage von Gerersdorf-Sulz im Bezirk Güssing
Lage der Gemeinde Gerersdorf-Sulz im Bezirk Güssing (anklickbare Karte)BildeinBocksdorfBurgauberg-NeudaubergEberauGerersdorf-SulzGroßmürbischGüssingGüttenbachHackerberg (Güssing)HeiligenbrunnHeugrabenInzenhofKleinmürbischKukmirnMoschendorfNeuberg im BurgenlandNeustift bei GüssingOlbendorfOllersdorf im BurgenlandRauchwartRohr im BurgenlandSankt Michael im BurgenlandStegersbachStinatzStremTobajTschanigrabenWörterbergBurgenland
Lage der Gemeinde Gerersdorf-Sulz im Bezirk Güssing (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Gemeindeamt Gerersdorf-Sulz in Gerersdorf
Gemeindeamt Gerersdorf-Sulz in Gerersdorf
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Gerersdorf-Sulz (ungarisch Németszentgrót-Sóskút; kroatisch Sigrot-Šeškut)[1] ist eine Gemeinde mit 1.024 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Güssing im Burgenland in Österreich.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt im Südburgenland am Zickenbach, der bei Güssing in die Strem mündet. Die Gemeindefläche wird zu 47 Prozent landwirtschaftlich genutzt, 44 Prozent sind bewaldet.[2]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet umfasst drei Katastralgemeinden bzw. gleichnamige Ortschaften (Fläche Stand 31. Dezember 2019[3]; Einwohner Stand 1. Jänner 2023[4]):

  • Gerersdorf bei Güssing (995,49 ha; 506 Ew.) mit Gadigraben, Hackergraben, Jockischberg, Krautgraben, Petzischberg, Riegelberg und Ungerberg
  • Rehgraben (625,75 ha; 171 Ew.) mit Hackenberg und Tanczoschberg
  • Sulz im Burgenland (541,64 ha; 356 Ew.) mit Hackenberg, Kastell Sulz, der Fabrik Säuerling Vitalquelle und Salaibergen
Deutscher Ortsname Ungarischer Ortsname Kroatischer Ortsname
Gerersdorf bei Güssing Németszentgrót Sigrot
Rehgraben Őzgödör Prašćevo
Sulz im Burgenland Sóskútfalu Šeškut

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige Gemeinde entstand mit 1. Jänner 1971. Aufgrund des Gemeindestrukturverbesserungsgesetzes vom 1. September 1970 wurden die zuvor selbständigen Gemeinden Gerersdorf bei Güssing, Rehgraben und Sulz im Burgenland zur Gemeinde Gerersdorf-Sulz zusammengelegt.[5]

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sankt Michael Tobaj
Kukmirn Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Eltendorf (Bezirk Jennersdorf) Neustift bei Güssing Güssing

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kastell Sulz, Stich um das Jahr 1886

Die Gemeinde gehörte, wie das gesamte Burgenland, bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Németszentgrót-Sóskút verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Die Gemeinde gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

In Sulz befindet sich eine gut erhaltene Kastellburg aus dem 18. Jahrhundert. Die Architektur des Gebäudes mit seinen sechs großen, toskanischen Säulen ist durchaus bemerkenswert und reizvoll. Das Kastell wurde als Badeanstalt für Gäste aus dem ungarischen Raum durch die Gräfin Festetic genutzt. Die umschließende Parklandschaft vermittelt gemeinsam mit dem Gebäude einen harmonischen Eindruck. Im Zweiten Weltkrieg fand die Burg eine Verwendung als Lazarett für verwundete russische Soldaten. Zuvor befand sie sich im Besitz einer jüdischen Familie.

Mit dem Tod des Besitzers 1962 setzte sich der Verfall des Gebäudes fort. Im Jahr 1973 wurde die Burg unter Denkmalschutz gestellt und von einem Verein zur Erhaltung übernommen. Der Verein renovierte mit Unterstützung des Burgenlandes das Dach und sicherte die Bausubstanz.

Anfang Juli 2018 wurde ein Käufer für das sanierungsbedürftige Kastell Sulz gefunden. Der neue Schlossherr wollte sofort mit der Renovierung beginnen und eine kleine Wohnung errichten, im Wesentlichen aber einen Veranstaltungsraum schaffen, der gemeinsam mit dem Kastellverein und der Gemeinde genutzt werden soll. Geplant ist auch der Einbau einer Schlosskapelle.[6]

Im Gemeindegebiet befinden sich auch mehrere Mineralwasserquellen, welche schon den Römern bekannt waren. Dies wurde mit Funden vor Ort belegt (Tonkrüge für die Abfüllung des natürlichen Mineralwassers und römische Münzen). 1905 wurden gegenüber dem Kastell in Sulz eine Abfüllhalle und ein Lager im Stil des Kastells gebaut. Das Mineralwasser wurde in große Teile der Monarchie unter der Marke „Vita Quelle“ erfolgreich vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Quelle durch verschiedene Eigentümer eine wechselvolle Geschichte. In den 1960er Jahren konnte der Ausstoß auf bis zu sechs Millionen Liter gesteigert werden. Seit 2012 werden die Quellen von der Güssinger GmbH wirtschaftlich genutzt und sind seitdem wieder im Besitz eines österreichischen Unternehmens.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Stark verändert hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts die ethnisch-sprachliche Situation in den seit dem 16. Jahrhundert von Kroaten gegründeten bzw. bestifteten Ortsteilen:

Rehgraben (Prašćevo): Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts bzw. bis zur Angliederung des Burgenlandes an Österreich war Rehgraben eine kroatische Mehrheitsgemeinde (1900: 84, %; 1910: 87,5 %; 1920: 85,8 %; 1923: 74,1 %). Bis 1934 ging diese Mehrheit verloren (117 Kroaten bei 349 Einwohnern bzw. 29,5 %). Ab diesem Zeitpunkt weist die Statistik keine kroatische Minderheit mehr aus.

Sulz im Burgenland (Šeškut): Spätestens seit dem 19. Jahrhundert kann der von Kroaten im 16. Jahrhundert neu bestiftete Ort als eine kroatisch-deutsche Mischsiedlung angesehen werden. Noch in den Jahren 1880 und 1900 weist der Ort eine kroatische Mehrheit von 53,8 % bzw. 57,4 % aus. 1910 ging diese Mehrheit verloren (40,0 %); bis 1934 fiel der Anteil der Kroaten an der Gesamtbevölkerung auf nur mehr 1,7 % ab (1920: 9,6 %; 1923: 8,9 %). Bei den darauffolgenden Volkszählungen finden sich überhaupt keine Kroaten mehr.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrkirche Gerersdorf bei Güssing
Filialkirche Rehgraben
Taubenschlag im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderatswahl 2022
 %
60
50
40
30
20
10
0
49,59
(+7,85)
48,30
(−5,92)
2,11
(−1,93)
2017

2022


Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Anzahl der Wahlberechtigten insgesamt 19 Mitglieder.

Bei der Gemeinderatswahl 2022 konnte die SPÖ mit 49,59 % die absolute Mandatsmehrheit im Gemeinderat erobern und hat nun 10 Mandate, die ÖVP kam auf 48,30 % und 9 Mandate. Die FPÖ erreichte 2,11 % und verpasste den Einzug in den Gemeinderat.

Bei der Bürgermeisterwahl konnte Roman Jandrisevits mit 51,1 % den amtierenden Bürgermeister Günter Berzkovics (ÖVP) aus dem Bürgermeisteramt verdrängen. Jandrisevits ist der erste SPÖ-Bürgermeister seit der Gemeindezusammenlegung im Jahr 1971.

Dem Gemeindevorstand gehören neben Bürgermeister Roman Jandrisevits (SPÖ) auch Vizebürgermeister Manuel Zach (ÖVP), Mattias Hafner (SPÖ), Edmund Hafner (SPÖ) und Franz Hafner (ÖVP) an. Manuel Zach (ÖVP) wurde in der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates zum Vizebürgermeister gewählt.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei 2022[7] 2017[8] 2012[9] 2007[10] 2002[11] 1997[11]
Stimmen % Mandate St. % M. St. % M. St. % M. St. % M. St. % M.
ÖVP 413 48,30 9 443 54,22 9 474 56,77 9 479 57,09 9 449 56,55 9 467 60,18 9
SPÖ 424 49,59 10 341 41,74 6 361 43,23 6 360 42,91 6 319 40,18 6 309 39,82 6
FPÖ 18 2,11 0 31 4,04 0 nicht kandidiert nicht kandidiert 26 3,27 0 nicht kandidiert
Wahl­berechtigte 1028 945 965 969 914 904
Wahl­beteiligung 86,96 % 90,79 % 90,67 % 89,58 % 90,37 % 90,15 %

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1971–1975 Alois Pammer (ÖVP)
  • 1975–1989 Adolf Berzkovics (ÖVP)[12]
  • 1989–2021 Wilhelm Pammer (ÖVP)[13]
  • 2021–2022 Günter Berzkovics (ÖVP)[14]
  • seit 2022 Roman Jandrisevits (SPÖ)[7]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen mit Bezug zur Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegfried Bauer aus Gerersdorf (Wintertriathlon)
  • Julia Dujmovits aus Sulz (Olympiasiegerin, Snowboard)
  • Peter Jandrisevits aus Sulz (Fußballspieler, U-19-Nationalspieler)
  • Walter Franz aus Güssing (Initiator der Kulturreihe „Abendmusik bei Kerzenschein“, langjähriger Chorleiter des Singkreis Gerersdorf)

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2021: Gerhard Kisser, Gründer des Freilichtmuseums Ensemble Gerersdorf[15]
  • 2023: Karl Strobl, Pfarrer in Gerersdorf bei Güssing (1978–2021)[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Geosits: Ergebnisse der Volkszählungen 1900–1981. In: Stefan Geosits (Hg.): Die burgenländischen Kroaten im Wandel der Zeit. Edition Tusch, Wien 1986, ISBN 3-85063-160-5, S. 354–376.
  • Brigitte Leimstättner: Hinter der Kreuzung: von Einheimischen und Zuwanderern. Diplomarbeit, Universität Graz 1998.
  • Gerlinde Reichel: Veränderung der Nahrung und Wirtschaftsform in Gerersdorf bei Güssing. Dissertation, Universität Wien 1993.
  • Nikolaus Wilhelm-Stempin: Das Siedlungsgebiet der Burgenlandkroaten in Österreich, Ungarn, Mähren und der Slowakei. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-4278-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gerersdorf-Sulz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 80.
  2. Ein Blick auf die Gemeinde Gerersdorf-Sulz, Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  3. Regionalinformation, bev.gv.at (1.094 kB); abgerufen am 10. Jänner 2020.
  4. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  5. Land Burgenland: „Landesgesetzblatt für das Burgenland“, 17. Stück aus 1970, Gesetz Nr. 44, abgerufen am 21. Jänner 2018.
  6. Neuer Besitzer renoviert Kastell Sulz. In: burgenland.orf.at. 5. Juli 2018, abgerufen am 19. November 2018.
  7. a b Gemeinderatswahlen 2022-10-02. Land Burgenland, abgerufen am 4. Oktober 2022.
  8. Land Burgenland: Wahlergebnis Gerersdorf-Sulz 2017, abgerufen am 21. Jänner 2018.
  9. Land Burgenland: Wahlergebnis Gerersdorf-Sulz 2012, abgerufen am 21. Jänner 2018.
  10. Land Burgenland: Wahlergebnis Gerersdorf-Sulz 2007, abgerufen am 21. Jänner 2018.
  11. a b Land Burgenland: Wahlergebnis Gerersdorf-Sulz 2002, abgerufen am 21. Jänner 2018.
  12. meinbezirk.at vom 22. Februar 2014: Gerersdorf-Sulz hat „silbernen“ Bürgermeister, abgerufen am 21. Jänner 2018.
  13. Wilhelm Pammer: Nach 11.953 Tagen im Amt tritt Bürgermeister ab. Kronen Zeitung, 28. Oktober 2021.
  14. Bürgermeister. Gemeinde Gerersdorf-Sulz, abgerufen am 13. November 2021.
  15. https://www.gerersdorf-sulz.at/ehrenbuerger-prof--gerhard-kisser.html, abgerufen am 5. März 2023.
  16. Pfarrer Karl Strobl erhält Auszeichnung zum Ehrenbürger. bvz.at, 25. April 2023.