Gerhard Gottsberger

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Gerhard Gottsberger, 2014

Gerhard Karl Gottsberger (* 30. Dezember 1940 in Judenburg, Steiermark) ist ein österreichischer Biologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerhard Gottsberger studierte von 1959 bis 1966 an der Universität Graz das Fach Biologie mit den Schwerpunkten Botanik, Zoologie und Organische Chemie. Er promovierte 1966 zum Doktor der Philosophie.

Gottsberger erhielt ein Gaststipendium der Universität São Paulo und Stipendien des Conselho Nacional de Pesquisas ab August 1966 am Instituto de Botânica in São Paulo, Brasilien. Im Jahr 1968 wurde er Professor für Botanik in Botucatu, Staat São Paulo. Er leitete das Botanische Department der Universität Botucatu während zweier Amtsperioden (1970–1972 und 1973–1974), sowie den Botanischen Gartens von 1977–1979. Von Juli 1981 bis Februar 1983 war er Professor an der Universidade Federal in São Luís, Staat Maranhão. Ab 1980 hatte er eine permanente Gastprofessur und Mitgliedschaft am Instituto Nacional de Pesquisas da Amazonia und der Universidade Federal da Amazonia in Manaus (Staat Amazonas).

Im Jahr 1983 wurde Gottsberger Professur für Systematische Botanik an der Universität Gießen, mit Leitung des Botanischen Gartens. Ab Oktober 1991 war er Geschäftsführender Institutsdirektor. Von September 1993 bis März 2006 war er Leiter der Abteilung Systematische Botanik und Ökologie und des Botanischen Gartens (ehrenamtlich bis 2008), sowie des Herbariums der Universität Ulm.

Nach seiner Emeritierung setzte Gottsberger seine Forschungen fort. Seine Frau Ilse Silberbauer-Gottsberger (* 1940) ist ebenfalls als Biologin aktiv. Gemeinsam haben sie drei Kinder.

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gottsbergers Forschungsschwerpunkte sind Systematik, Biologie und Ökologie der Schleimpilze (Myxomyceten) und die in den Tropen noch weitgehend ungeklärte Blüten- und Reproduktionsbiologie von Angiospermen (Blütenpflanzen).[1] Besonders interessant sind für ihn die Zusammenhänge von Botanik, Zoologie und Ökologie mit Paläontologie, Geologie und Klima, die beispielsweise in den Büchern über den brasilianischen Cerrado ausgearbeitet wurden und dadurch die Existenz und das Funktionieren von Lebensräumen (Biomen) überhaupt erst verständlich machen.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Forschungsaktivitäten sind die altertümlichen, sogenannten „basalen Blütenpflanzen“, vor allem ihre Bestäubungs- und Samenausbreitungsbiologie. Wenn man die heutigen Nachkommen der altertümlichen Pflanzenvertreter besser versteht, kann man durch Vergleiche mit Fossilien und dem Wissen über das Paläoklima und den paläologischen Veränderungen teilweise Rückschlüsse über das Aussehen und das Leben der vor 140 Millionen Jahren entstandenen Vorfahren ziehen.

Die Entwicklung des Baumkronen Zugang-Systems COPAS (Canopy Operation Permanent Access System)[2] und seine Etablierung im Bergland von Französisch-Guayana wurde in einer gemeinsamen internationalen Anstrengung von der Körber-Stiftung, dem französischen CNRS, der Universität Ulm, der EU, der Regierung von Baden-Württemberg u. a. finanziert und unter der Federführung von Gottsberger und der gemeinsamen Anstrengung zahlreicher Kollegen aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland umgesetzt. COPAS ist ein neuartiges seilbahnähnliches Gerät zu Erforschung der Baumkronen tropischer Wälder.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Ilse Silberbauer-Gottsberger:[3]


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Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Focko Weberling: Vita Gottsbergiana. (Mit Liste der Veröffentlichungen). In: Phyton (Horn). Band 46, Nr. 2, 2007, S. 163–179 (zobodat.at [PDF; 4,2 MB; abgerufen am 20. April 2023]).
  2. Gerhard Gottsberger: Canopy Operation Permanent Access System: a novel tool for working in the canopy of tropical forests: history, development, technology and perspectives. In: Research Gate. Juni 2017, abgerufen am 14. Juli 2022 (englisch).
  3. Dr. Ilse Silberbauer-Gottsberger. In: portal.wissenschaftliche-sammlungen.de. Abgerufen am 22. März 2023.