Gerhard Ritterband

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gerhard Ritterband (* 8. Mai 1904 in Berlin; † 29. September 1959 in West-Berlin) war ein vielbeschäftigter deutscher Schauspieler der Stummfilm- und frühen Tonfilm-Zeit; später wurde er Filmproduzent.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ritterband gehört zur ersten Generation von Jugendlichen-Darstellern im deutschen Film noch vor Gustl Stark-Gstettenbaur. Nach eigenen Angaben verdankte er seine Karriere einer Zeitungsannonce, in der ein Junge für einen Film gesucht wurde. Ritterband bewarb sich und trat erstmals als Zwerg mit Vollbart in „Undine“ vor eine Kinokamera.[1] Mit 15 Jahren spielte er in Ernst Lubitschs Filmhit „Die Puppe“ den frechen Lehrbuben des Puppenmachers. Durch diesen Erfolg wurde er im selben und dem darauffolgenden Jahr gleich in 5 weiteren Filmen in ähnlichen Rollen eingesetzt.

Er spielte den Botenjungen in „Sklaven des Kapitals“ und den Jungen Bobby in „Die Erbschaft von New York“ (beide Deutschland 1919, Wolfgang Neff). Er war die ‚Berliner Range‘ im „Kampf mit dem Drachen“ (1920, Carl Müller-Hagens), der Laufjunge Emil in der „Prinzessin vom Nil“ (1920, Martin Zickel) und der Piccolo Fritz in „Va banque“ (1920, Leo Lasko).

Fritz Lang holte ihn für eine kleine Rolle als Zeitungsjungen[2] in seinem Film „Vier um die Frau“, der ursprünglich „Kämpfende Herzen“ heißen sollte. Das überschnitt sich aber mit dem Titel eines schon 1912 gedrehten Films[3][4] und 1921 in die Lichtspielhäuser kam[5].

Der Filmhistoriker Oskar Kalbus sollte ihn noch 1935 als „Filmlausbub Gerhard Ritterband“ bezeichnen[6].

Auch im noch jungen Tonfilm wurde Ritterband immer wieder besetzt, so in dem Sängerfilm „Das lockende Ziel“ mit dem Startenor Richard Tauber (1930) und in Filmoperetten wie „Liebeskommando“ mit Dolly Haas (1931), „Ein Lied ein Kuß ein Mädel“ mit Gretl Theimer (1932) und in Hans Behrendts „Hochzeit am Wolfgangsee“ (1933).

Im Fach des jugendlichen Komikers erfolgreich, war er bis 1933 ein gefragter Nebendarsteller im deutschen Film. Er verkörperte Bäckerburschen, Zeitungsjungen, Kadetten, ja sogar Gymnasiasten und Theaterinspizienten.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, wurde er nach den Rassegesetzen als Halbjude eingestuft. Da er nicht mehr vor der Kamera spielen durfte, versuchte er sich zunächst als Produzent von Kurzfilmen, um dann aber nach England zu emigrieren. Dort heiratete er 1937[7].

Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland und in seine Heimatstadt Berlin zurück. Als Produzent und Mitinhaber der Filmfirma „Sonne Film GmbH“[8] war er 1950 am Zustandekommen des Fußball-Kulturfilms „Hinein“[9] beteiligt.

Gerhard Ritterband starb am 29. September 1959 in Berlin.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abbildungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Standfoto aus dem Film „Die Puppe“ (1919) mit Ritterband als Lehrling
  • Standfotos aus den Filmen „Die Fahrt ins Blaue“ (1919), „Das Haus am Krögel“ (1927) und „Der Tanzstudent“ (1928) im Bildarchiv der Sächs. Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und im Deutschen Filminstitut DIF
  • Prüfkarte der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft Wiesbaden, Nr. 717

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ursula Hardt: From Caligari to California. Erich Pommer's Life in the International Film Wars. Berghahn Books, Providence RI u. a. 1996, ISBN 1-57181-930-4.
  • Oskar Kalbus (Hrsg.): Vom Werden deutscher Filmkunst. Band 1: Der stumme Film. Cigaretten-Bilderdienst Altona-Bahrenfeld 1935.
  • Helga Wendtland, Karlheinz Wendtland: Geliebter Kintopp. Sämtliche deutsche Spielfilme von 1929–1945. Künstlerbiographien L – Z. Medium Film Wendtland, Berlin 1995, ISBN 3-926945-14-1.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 557.
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 603, 675.

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Curt Belling: Ritterband, der Komikereibesitzer..., in: Deutsche Filmwoche, Nr. 27, Jg. 1927, S. 3.
  2. Ursula Hardt: From Caligari to California. 1996, S. 223.
  3. Kinoplakat auf feature-film.org (Memento vom 28. August 2013 im Internet Archive)
  4. Kämpfende Herzen (Die Vier um die Frau). In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. Mai 2021.
  5. filmportal.
  6. Oskar Kalbus (Hrsg.): Vom Werden deutscher Filmkunst. Band 1: Der stumme Film. 1935, S. 130
  7. Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 603.
  8. Ein Foto von ihm aus dem Jahre 1953 im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
  9. Weiteres Foto von Ritterband zusammen mit seinem Teilhaber Franz Fiedler und dem ehemaligen Berliner Fußballer und heutigen Trainer Hanne Sobeck im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD), aufgenommen am 13. März 1950. Der Film HINEIN! DEUTSCHE FUSSBALL-MEISTERSCHAFT 1950 (BRD 1950, Regie: Walter Rohde) dokumentiert das Endspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Kickers Offenbach am 25. Juni 1950 im Berliner Olympiastadion. Der Film ist aber mehr als eine Fußballreportage, denn er porträtiert auch die Spieler, die alle noch einem Beruf nachgingen, zeigt sie beim Training und bei der Fahrt nach Berlin. Er beobachtet die Bauarbeiten am Olympiastadion und flaniert über den Kurfürstendamm (Meldung (Memento vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) beim bundesarchiv.de)