Gestocktes Holz

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Gestocktes Holz mit Zonenlinien
Schüssel aus gestocktem Eichen-Holz
Ukulele aus gestocktem Mango-Holz

Als gestockt wird Holz bezeichnet, das während des natürlichen Fäulnisprozesses von holzschädigendgen Pilzen verfärbt wurde. Stocken findet bei feuchter Lagerung statt und das Holz verliert in Folge der Zersetzung an Festigkeit und Gewicht.[1] Aufgrund der entstehenden Verfärbungen und teilweise deutlich dunkleren Maserung einiger Jahresringe werden gestockte Hölzer zu dekorativen Zwecken eingesetzt.

In Deutschland wird vorwiegend Birken- und Buchenholz zu gestocktem Holz verarbeitet. Buche mit Rotkern hat im Gegensatz zu gestockter Buche nicht an Festigkeit verloren, ist aber auch weniger auffällig marmoriert.

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es werden drei Arten von gestocktem Holz unterschieden: Pigmentierung, Weißfäule und Zonenlinien.[1] Gestocktes Holz kann eine oder mehrere dieser Arten der Verfärbung in unterschiedlichem Ausmaß aufweisen. Sowohl Laub- als auch Nadelholz kann stocken. Zonenlinien und Weißfäule sind jedoch bei Laubholz aufgrund enzymatischer Unterschiede bei den weißfäulebildenden Pilzen häufiger anzutreffen. Braunfäule tritt eher bei Nadelbäumen auf, obwohl ein Braunfäulepilz, Fistulina hepatica, dafür bekannt ist, Stockung bei Laubbäumen hervorzurufen.[2]

Die Sporen der Holzfäule-Pilze sind insbesondere im Wald ubiquitär und reichlich vorhanden und schaden dem Menschen nicht.[3]

Weißfäule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebleichte, helle Stellen in gestocktem Holz entstehen durch Weißfäule-Pilze, die vor allem auf Laubholz vorkommen. Dabei wird das braune Lignin in der Holzzellwand zersetzt und es kommt sowohl zu einem Festigkeits- wie zu einem Gewichtsverlust.[4]

Auch die Hyphen vieler Pilze sind weiß. Wenn sie in einem bestimmten Bereich konzentriert auftreten, kann auch dies als helle Verfärbung sichtbar werden.[5]

Durch die unerwünschte Braunfäule werden anstelle des Lignins die Zellulosefasern des Holzes abgebaut. Dadurch ergibt sich eine bröckelige, rissige Oberfläche (Würfelbruch), die nicht mehr ohne weiteres stabilisiert werden kann.[6] Beide Fäulnisarten machen letztlich das Holz unbrauchbar, wenn sie unkontrolliert fortschreiten.

Zonenlinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwarze, braune oder rote Linien, die das gestockte Holz relativ willkürlich durchziehen, werden als Zonenlinien, bezeichnet. Diese Verfärbungen treten meist in einer Interaktionszone auf, in der verschiedene im Holz aktive Pilze Barrieren errichten, um ihre Ressourcen vor konkurrierenden Pilzarten zu schützen.[7] Es gibt auch Pilze, die auch ohne Nahrungskonkurrenz solche Grenzflächen herstellen. Bei den Linien handelt es sich häufig um Klumpen aus verfestigtem, dunklem Mycel, die als pseudosklerotische Platten bezeichnet werden.[8]

Pigmentierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verfärbungen werden durch spezielle Pilze im Holz hervorgerufen, die extrazelluläre Pigmente bilden. Blaufärbungen sind ebenfalls eine Form der Pigmentierung. Solche Pigmente werden jedoch für gewöhnlich nur in den Zellwänden der Hyphen gebunden[9][10] und eine Farbveränderung ist erst zu erkennen, wenn genügend Hyphen in einem Bereich konzentriert sind.[6] Pigmentierende Pilze zersetzen Holz langsamer (Weichfäule) als Weißfäulepilze.[11][12] Die häufigsten Gruppen von Pigmentpilzen sind die Fungi imperfecti und die Ascomyceten.[7]

Voraussetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzzersetzende Pilze benötigen zum Wachstum gebundenen Stickstoff, Mikronährstoffe, Wasser, Wärme und Sauerstoff.[6][13]

Wasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Damit sich Pilze ansiedeln können, muss das Holz einen Feuchtigkeitsgehalt von 20 % oder mehr aufweisen. Holz, das unter Wasser gelagert wird, enthält nicht genügend Sauerstoff und kann nicht besiedelt werden.[14]

Temperatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Pilze bevorzugen warme Temperaturen zwischen 10 und 40 °C,[14] wobei ein schnelles Wachstum nur zwischen 20 und 32 °C möglich ist.[15]

Sauerstoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilze brauchen nicht viel Sauerstoff, jedoch hemmt Staunässe das Wachstum.[16][17]

Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die für das Stocken benötigte Zeit variiert mit der jeweiligen Pilzart, die das Holz besiedelt. Bei Untersuchungen einiger gängiger gestockten Holzarten wurde festgestellt, dass beispielsweise Trametes versicolor in Verbindung mit Bjerkandera adusta acht Wochen und dass Polyporus brumalis in Kombination mit Trametes versicolor 10 Wochen benötigte, um einen 38 mm großen Würfel von Zucker-Ahorn zu stocken.[18]

Stammholz wird häufig nach dem Einschnitt des Baumes feucht im Freien liegen gelassen und nach einigen Monaten regelmäßig kontrolliert, um den richtigen Zeitpunkt zum Áufschneiden und Trocknen des gestockten Schnittholzes festzustellen.

Behandlung des gestockten Holzes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Bearbeitbarkeit zu verbessern und die Festigkeit zu erhöhen und zu vereinheitlichen, wird gestocktes Holz vielfach mit Kunstharzen getränkt:

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gestocktes Holz. In: Libertine Woodwork. Abgerufen am 7. April 2023.
  2. Spalted Wood. In: Fine Woodwork. Taunton Press, 14. April 2009, abgerufen am 8. April 2023 (amerikanisches Englisch).
  3. a b Günther Kagemann: Gestocktes Holz – Was ist das eigentlich?, September 2020. In: edlesholz.de
  4. Liese, W. (1970). Ultrastructural aspects of woody-tissue disintegration. Annual Review of Phytopathology 8, 231-257.
  5. Robert A. Blanchette: Screening Wood Decayed by White Rot Fungi for Preferential Lignin Degradation. In: Applied and Environmental Microbiology. Band 48, Nr. 3, September 1984, ISSN 0099-2240, S. 647–653, doi:10.1128/aem.48.3.647-653.1984, PMID 16346631.
  6. a b c Zabel, R.A., and Morrell, J.J. (1992). Wood Microbiology. Decay and Its Prevention. Harcourt Brace Jovanovich, Academic Press, INC: New York
  7. a b Rayner, A.D.M., and Todd, N.K. (1982). Population Structure in Wood-Decomposing Basidiomycetes. Cambridge University Press: New York.
  8. K. R. Cease, R. A. Blanchette, T. L. Highley: Interactions between Scytalidium species and brown- or white-rot basidiomycetes in birch wood. In: Wood Science and Technology. Band 23, Nr. 2, Juni 1989, ISSN 0043-7719, S. 151–161, doi:10.1007/BF00350937.
  9. Journal of the Institute of Wood Science 14, 18-29.
  10. Rayner, A.D.M., and Boddy, L. (1988). Fungal Decomposition of Wood. Its biology and Ecology. John Wiley and Sons: New York.
  11. Dana L. Richter, Jessie A. Glaeser: Wood decay by Chlorociboria aeruginascens (Nyl.) Kanouse (Helotiales, Leotiaceae) and associated basidiomycete fungi. In: International Biodeterioration & Biodegradation. Band 105, November 2015, S. 239–244, doi:10.1016/j.ibiod.2015.09.008 (elsevier.com [abgerufen am 10. April 2023]).
  12. S.E. Anagnost, J.J. Worrall, C.J.K. Wang: Diffuse cavity formation in soft rot of pine. In: Wood Science and Technology. Band 28, Nr. 3, März 1994, ISSN 0043-7719, doi:10.1007/BF00193328.
  13. Paul D. Manion: Tree disease concepts. 2nd ed Auflage. Prentice Hall, Englewood Cliffs, N.J. 1991, ISBN 0-13-929423-6.
  14. a b R. A. Eaton: Wood: decay, pests, and protection. 1st ed Auflage. Chapman & Hall, London 1993, ISBN 0-412-53120-8.
  15. Humphrey, C.J., and Siggers, P.V. (1933). Temperature relations of wood-destroying fungi. Journal of Agricultural and Resource Economics 47, 997-1008.
  16. Fogarty, W.M., & Ward, O.P. (1973). Growth and enzyme production by Bacillus subtilius and Flavobacterium pectinovorum in Picea sitchensis. Wood Science and Technology 7, 261-270.
  17. B. J. van der Kamp, A. A. Gokhale, R. S. Smith: Decay resistance owing to near-anaerobic conditions in black cottonwood wetwood. In: Canadian Journal of Forest Research. Band 9, Nr. 1, 1. März 1979, ISSN 0045-5067, S. 39–44, doi:10.1139/x79-007.
  18. Robinson, S.C.; Richter, D.L.; Laks, P.E. (2007-04-01). "Colonization of sugar maple by spalting fungi". Forest Products Journal (April 2007).