Gianluca Falanga

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Gianluca Falanga (* 1977 in Salerno, Italien) ist ein deutsch-italienischer Historiker und Publizist.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gianluca Falanga wuchs in Turin auf. Von 1996 bis 2002 studierte er Literaturwissenschaft an der Universität Turin. Während eines Auslandsjahres der Universität Kopenhagen forschte er am Arnamagnæan Institut, wo ihm die färöischen Nibelungenlieder in die Hände fielen, die er in seiner Diplomarbeit ins Italienische übersetzte.[1] Anschließend zog er nach Deutschland, wo er zunächst in Berlin und Frankfurt eine Lehre als Buchhändler absolvierte. Heute lebt Falanga als freiberuflicher Historiker und Publizist in Berlin. Er ist Autor und Übersetzer von zahlreichen Sachbüchern zu verschiedenen zeitgeschichtlichen und politischen Themen in deutscher und italienischer Sprache. In seinem Wirken ist Falanga bestrebt, wissenschaftliche Quellenforschung mit kreativer Erzähl- und Vermittlungskunst sowie bildungspädagogischer Methodik zu verbinden. Seit 2010 arbeitet er mit der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und der Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße sowie mit der Stiftung Haus der Geschichte zusammen. Darüber hinaus erscheinen seine Aufsätze und Essays in der Forschungszeitschriften des italienischen Inlandsgeheimdienstes Agenzia Informazioni e Sicurezza Interna Gnosis. Rivista italiana di Intelligence[2].

Publizistische Schwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2005 setzt sich Falanga mit unterschiedlichen Themen und Aspekte der jüngsten deutschen und italienischen Geschichte auseinander, unter anderen der Geschichte Berlins[3], NS-Geschichte[4], Geschichte des italienischen Faschismus[5] sowie der deutsch-italienischen Beziehungen[6][7], DDR-Geschichte[8], Geschichte und Wirken des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR[9][10][11], Geschichte des Kalten Kriegs in Deutschland und Italien, internationale Spionagegeschichte[12], insbesondere die Rolle der Nachrichtendienste im Spannungsfeld der politischen Gewalt und des internationalen Terrorismus der 1960 bis 1980er Jahre[13][14].

Grundlagenforschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als selbständiger Forscher führt Gianluca Falanga primäre Quellenforschung in deutschen und internationalen öffentlichen sowie private Archiven durch.

2007/08 erforschte Falanga im Historisch-Diplomatischen Archiv des italienischen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (Archivio Storico Diplomatico del Ministero degli Affari Esteri) die bislang wenig beachteten Schriftwechsel und Erinnerungen der italienischen Botschaftsangehörigen in Berlin zwischen 1933 und 1945 und wertete diese erstmals systematisch aus.[6]

Im Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) erschloss und veröffentlichte er 2013 Quellen, u. a. elektronischen aus den SIRA-Teildatenbanken des Auslandsgeheimdienstes der DDR Hauptverwaltung Aufklärung, zum Wirken des Ministeriums für Staatssicherheit in Italien.[12] Aufgrund seiner Kenntnisse und Nachforschungen zur Entwicklung, Organisationsstruktur und Wirken der Stasi, insbesondere deren Verwicklung im internationalen Terrorismus, wurde er 2016 von der vom italienischen Parlament einberufenen Untersuchungskommission zur Erforschung der Entführung und Ermordung von Aldo Moro durch die Roten Brigaden als Sachverständiger angehört.[15]

2016 beauftragte ihn die Familie des italienischen Diplomaten Luca Pietromarchi mit der Ordnung und Sichtung des schriftlichen Nachlasses des hohen Beamten. Aus weitgehend unveröffentlichten Briefen, Memoiren und Tagebüchern Pietromarchis, welche zeitnahe Kenntnisse des Holocausts zeigen, verfasste Falanga eine ausführliche Biografie des Diplomaten.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Humboldt-Universität, Berlin 2005
  • Italien in Berlin, Berlin 2006
  • Berlin 1937. Die Ruhe vor dem Sturm, Berlin 2007
  • Mussolinis Vorposten in Hitlers Reich. Italiens Politik in Berlin 1933–1945, Berlin 2008
  • Italien. Ein Kompass durch das geliebte Chaos, Berlin 2009
  • Non si può dividere il cielo. Storie dal Muro di Berlino [Geschichte der Berliner Mauer], Rom 2009
  • Il Ministero della Paranoia. Storia della Stasi [Geschichte der Stasi], Rom 2012
  • Spie dall’est. L’Italia nelle carte segrete della Stasi [Das Wirken der Stasi in Italien], Rom 2014
  • Storia di un diplomatico. Luca Pietromarchi al Regio Ministero degli Affari Esteri (1923–1945), Rom 2018
  • Non si parla mai dei crimini del comunismo, Bari-Rom 2022

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carocci editore - Carmi di Sigurd. Abgerufen am 27. Februar 2018 (italienisch).
  2. GNOSIS. Abgerufen am 27. Februar 2018 (italienisch).
  3. Die Humboldt-Universität. In: Berlin Story Verlag. 16. Juli 2008 (berlinstory.de [abgerufen am 27. Februar 2018]).
  4. Berlin 1937. In: Berlin Story Verlag. 16. Juli 2008 (berlinstory.de [abgerufen am 27. Februar 2018]).
  5. a b Un diplomatico nella tormenta. Luca Pietromarchi. Abgerufen am 27. Februar 2018 (italienisch).
  6. a b Gianluca Falanga: Ch. Links Verlag | Mussolinis Vorposten in Hitlers Reich - Italiens Politik in Berlin 1933-1945. Abgerufen am 27. Februar 2018.
  7. Italien in Berlin - berlin edition. Abgerufen am 27. Februar 2018 (deutsch).
  8. Carocci editore - Non si può dividere il cielo. Abgerufen am 27. Februar 2018 (italienisch).
  9. Carocci editore - Il Ministero della Paranoia. Abgerufen am 27. Februar 2018 (italienisch).
  10. Gnosis: Terra incognita. Il polo segreto di Berlino-Hohenschönhausen. Abgerufen am 27. Februar 2018.
  11. Gnosis: Nella tana del lupo. Il Museo della Stasi di Berlino. Abgerufen am 27. Februar 2018.
  12. a b Carocci editore - Spie dall'Est. Abgerufen am 27. Februar 2018 (italienisch).
  13. Gnosis: Gladio? Per la Stasi non era un segreto. Abgerufen am 27. Februar 2018.
  14. Gnosis: Difesa partigiana o guerra di classe clandestina? La Gladio della Repubblica Democratica Tedesca. Abgerufen am 27. Februar 2018.
  15. Camera.it - XVII Legislatura - Lavori - Resoconti delle Giunte e Commissioni. Abgerufen am 27. Februar 2018 (italienisch).