Gottes Werk & Teufels Beitrag

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Film
Titel Gottes Werk & Teufels Beitrag
Originaltitel The Cider House Rules
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1999
Länge 126 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Lasse Hallström
Drehbuch John Irving (auch Roman)
Produktion Richard N. Gladstein
Musik Rachel Portman
Kamera Oliver Stapleton
Schnitt Lisa Zeno Churgin
Besetzung und Synchronisation

Gottes Werk & Teufels Beitrag (Originaltitel: The Cider House Rules) ist eine Literaturverfilmung nach dem gleichnamigen Roman von John Irving. Die Hauptrolle spielt Tobey Maguire.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Maine um die Zeit des Zweiten Weltkrieges leitet der Arzt Dr. Wilbur Larch ein abgelegenes Waisenhaus in dem kleinen Ort St. Cloud’s und betreibt darin auch eine gynäkologische Praxis. Dort kommt Homer Wells zur Welt. Nach zwei gescheiterten Adoptionsversuchen wird das Waisenhaus seine Heimat. Dr. Larch ist allen Kindern im Haus ein liebevoller Ersatzvater, doch wächst zwischen ihm und Homer eine besondere Beziehung. Homer geht Dr. Larch in der Klinik zur Hand und bekommt so eine gute handwerklich-medizinische Ausbildung. In der Klinik werden einerseits Frauen entbunden, die ungewollt schwanger sind und das Kind abgeben müssen. Andererseits führt Dr. Larch illegal auch Abtreibungen durch und begründet das damit, dass jede Frau frei darüber entscheiden sollte, ob sie ihr Kind zur Welt bringen will oder nicht. Homer wird ein guter Arzthelfer und Gynäkologe, weigert sich aber aus ethischen und juristischen Bedenken, selbst Abtreibungen durchzuführen.

Eines Tages kommen die hübsche Candy und ihr Freund Wally für eine Abtreibung in die Klinik. Homer, kaum erwachsen, verliebt sich in Candy und ergreift zu Dr. Larchs Missfallen spontan die Gelegenheit, St. Clouds zu verlassen und mit den beiden an die Küste zu fahren. Dort arbeitet er als Apfelpflücker bei Wallys Vater, als einziger Weißer unter sonst schwarzen Saisonarbeitern; außerhalb der Apfelsaison hilft er Candys Familie beim Hummerfischen. Nachdem Wally sich zu Candys Verdruss freiwillig als Pilot im Zweiten Weltkrieg gemeldet hat, knüpft sie zu dem in Liebesdingen vollkommen unerfahrenen Homer eine Ersatzbeziehung an.

In St. Cloud’s möchte unterdessen der Trägerverein des Waisenhauses Dr. Larch wegen dessen unchristlicher Einstellungen ersetzen. Dieser setzt sich sehr für Homer als Nachfolger ein und fälscht sogar Diplome mit Homers Namen, damit dieser als Arzt eingestellt werden kann. Doch Homer ist mit seinem einfachen Leben an der Küste glücklich und weigert sich, nach St. Clouds zurückzukehren; entsprechende Briefe ignoriert er oder beantwortet sie freundlich, aber ablehnend. Er hat mit seiner Vergangenheit im Waisenhaus abgeschlossen und hält sogar seine medizinische Ausbildung geheim.

In der sehr einfachen Unterkunft der Apfelpflücker gibt es eine Hausordnung (The Cider House Rules). Die schwarzen Saisonarbeiter können sie nicht lesen. Als Homer sie ihnen vorliest, sind sie empört. Neben vernünftigen Regeln gibt es viele, die das Leben der Apfelpflücker sinnlos einschränken. Die Regeln verraten, dass der, der sie aufstellte, keine Ahnung vom Leben dieser Menschen hatte. Sie fordern Homer auf, sie zu verbrennen: „Regeln, die für uns gelten sollen, machen wir selbst!“

Homer muss seine Haltung zur Abtreibung aufgeben, als sich herausstellt, dass die junge Apfelpflückerin Rose schwanger ist, ihr Kind jedoch nicht zur Welt bringen möchte. Als Homer erfährt, dass das Kind von ihrem eigenen Vater stammt, bietet er seine Hilfe an und führt die Abtreibung durch. Sobald Rose Rose wieder bei Kräften ist, verlässt sie die Plantage, nachdem sie aufgrund eines Missverständnisses ihrem Vater einen Messerstich versetzt hat. Der Vater hat sich noch weitere Stiche selbst zugefügt, um einen Suizid aus Gram vorzutäuschen und seine Tochter damit zu entlasten, und stirbt kurz darauf.

Als die Nachricht eintrifft, dass Wally nach einem Flugunglück lebenslang querschnittsgelähmt sein wird, und Homer per Brief erfährt, dass der schon lange äthersüchtige Dr. Larch an einer versehentlichen Überdosis im Schlaf gestorben ist, verabschiedet er sich von Candy und geht jetzt doch zurück ins Waisenhaus, um Dr. Larchs Nachfolge anzutreten. Er wird überschwänglich willkommen geheißen. Der Film endet damit, dass er im Jungenschlafsaal nach der Gutenachtgeschichte Dr. Larchs Gruß übernimmt: Gute Nacht, ihr Prinzen von Maine, ihr Könige von Neuengland!.[2]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde an Schauplätzen in Vermont, Maine, New Hampshire und Massachusetts gedreht.[3] Das Budget des Films wird auf 24 Millionen US-Dollar geschätzt.[4] Der Film feierte seine Weltpremiere am 7. September 1999 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig.[5] Es folgten diverse Vorführungen bei internationalen Filmfestivals.[5] Am 7. Januar 2000 lief der Film in den US-amerikanischen Kinos an,[5] in Deutschland und der Schweiz am 16. März 2000.[5] Am Eröffnungswochenende wurden in den USA mehr als 110.000 US-Dollar eingenommen.[4] Insgesamt beliefen sich die Einnahmen in den USA auf über 57,5 Millionen US-Dollar.[4]

Ursprünglich sollte Phillip Borsos Regie führen, verstarb jedoch vor Drehbeginn.[6] Michael Winterbottom, ebenfalls als Regisseur des Films vorgesehen, verließ das Projekt aufgrund fehlender Geduld mit der schleppenden Entwicklung des Projekts.[6] Letztlich übernahm Lasse Hallström die Regie. Da der Umfang des Romans zu groß für einen Spielfilm gewesen wäre, änderte der Autor John Irving die Geschichte des Romans in dem ebenfalls von ihm geschriebenen Drehbuch in etlichen Details ab. Irving war von der Verfilmung so angetan, dass er in dem Film eine Gastrolle als Bahnhofsvorsteher spielte. Irvings Sohn Colin ist in der Rolle von Major Winslow zu sehen.[6]

Soundtrack[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. Januar 2000 veröffentlichte Sony Music einen Soundtrack, der 18 Musiktitel umfasst.

Nr. Titel
1. Main Titles
2. Homer’s Lessons
3. Young Girl’s Burial
4. Homer Asks Wally For A Ride
5. Homer Leaves Orphanage
6. The Ocean
7. The Cider House
8. Wally Goes Off To War
9. Lobster Dinner
10. Burying Fuzzy
11. Homer & Candy On The Dock
12. Rose, Rose Is Pregnant
13. Abortion
14. Pickers Leave
15. Dr. Larch Dies
16. Homer Returns To The Orphanage
17. Good-Night, You Kings Of New England
18. End Credits

Ukulele Lady von Richard A. Whiting und Gus Kahn aus dem Jahr 1925 wird prominent eingesetzt. Vaughn DeLeath ist die Interpretin.

Besetzung und Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand bei Film- & Fernseh-Synchron in München und Berlin unter der Dialogregie von Beate Klöckner, die auch das Dialogbuch schrieb.[7]

Darsteller Deutscher Sprecher[7] Rolle
Tobey Maguire Florian Bauer Homer Wells
Michael Caine Jürgen Thormann Dr. Wilbur Larch
Charlize Theron Natascha Geisler Candy Kendall
Delroy Lindo Bert Franzke Arthur Rose
Paul Rudd Philipp Brammer Wally Worthington
Jane Alexander Elisabeth Endriss Schwester Edna
Erykah Badu Sandra Schwittau Rose Rose
Earle C. Batchelder Tonio von der Meden Dr. Holtz
Evan Dexter Parker Frank Muth Jack
Norma Fine Ursula Traun Mrs. Goodhall
K. Todd Freeman Ole Pfennig Muddy
Heavy D Torsten Münchow Peaches
Lonnie R. Farmer Farmer Tommi Vernon
Patrick Donnelly Hubertus von Lerchenfeld Adoptivvater
Paz de la Huerta Katharina Schwarzmaier Mary Agnes
Kieran Culkin Buster
Kathy Baker Schwester Angela
Kate Nelligan Olive Worthington
Evan Parke Jack
Jimmy Flynn Vernon
Erik Per Sullivan Fuzzy Stone
Skye McCole Bartusiak Hazel
Spencer Diamond Curly
J. K. Simmons stumm Ray Kendall

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes (Kritiker) 71%[8]
Metacritic (Kritiker) 75/100[9]

„Verfilmung des Romans von John Irving, die die Vorlage zugunsten einer atmosphärisch dichten, stimmungsvollen Initiationsgeschichte entschlackt. Zwar wird dabei der in der Vorlage weit subtiler ausdifferenzierte Diskurs über die Determinanten des menschlichen Daseins vereinfacht (vor allem in der gelegentlich etwas sentimentalen Verklärung der Abtreibungsproblematik), dennoch wird pointiert die Ambivalenz von Gut und Böse als zwei Seiten einer Medaille versinnbildlicht. Hervorragend inszeniert und gespielt, brillant fotografiert.“

„Nie hätte man bei der Lektüre an Michael Caine (als Larch) oder Tobey Maguire (als Homer) gedacht – und jetzt kann man sich niemanden sonst in diesen Rollen vorstellen. Sie und der ganze Film vermitteln die Essenz des Romans. Fazit: Fast so toll wie das Buch.“

Karl-Heinz Schäfer bei Cinema[11]

„Die Literaturverfilmung ist konventionell in der Inszenierung und altmodisch in der Erzählung – und das ist gut so. Der Zuschauer hat Zeit, sich auf alles zu konzentrieren: nostalgische Bilder, vordergründig einfältige Gemüter, karge Lebensumstände und kleine Gefühle, die deshalb groß sind, weil sie gänzlich frei von pathetischer Süßlichkeit daherkommen.“

Rainer Fellmann in Der Spiegel[12]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film, seine Darsteller sowie die Filmcrew wurden für zahlreiche Filmpreise nominiert und ausgezeichnet.[13]

Oscar 2000

Oscar in den Kategorien:

Nominierung in den Kategorien:

Golden Globes 2000

Nominierung in den Kategorien:

BAFTA Awards 2000

Nominierung in der Kategorie:

Satellite Awards 2000

Golden Satellite Award in der Kategorie:

Nominierung in den Kategorien:

Screen Actors Guild Awards 2000

Auszeichnung in der Kategorie:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Irving: Gottes Werk und Teufels Beitrag. Diogenes Verlag, Zürich 2001, ISBN 3-257-23195-4. (Drehbuch mit zahlreichen Fotos)
  • John Irving: My Movie Business,. Diogenes Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-257-06238-9. (Bebilderter Werkstattbericht über die Verfilmung des Romans Gottes Werk und Teufels Beitrag)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alterskennzeichnung für Gottes Werk & Teufels Beitrag. Jugendmedien­kommission.
  2. Sascha Westphal: Man muss der Held des eigenen Lebens werden. In: DIE WELT. 15. März 2000 (welt.de [abgerufen am 20. Juni 2022]).
  3. Internet Movie Database: Drehorte
  4. a b c Internet Movie Database: Budget und Einspielergebnisse
  5. a b c d Internet Movie Database: Starttermine
  6. a b c Internet Movie Database: Hintergrundinformationen
  7. a b Gottes Werk & Teufels Beitrag. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 7. August 2012.
  8. Gottes Werk & Teufels Beitrag. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 111 erfasste Kritiken).
  9. Gottes Werk & Teufels Beitrag. In: Metacritic. Abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 32 erfasste Kritiken).
  10. Gottes Werk & Teufels Beitrag. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  11. Karl-Heinz Schäfer: Gottes Werk & Teufels Beitrag. In: cinema. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  12. „Gottes Werk und Teufels Beitrag“: Schlicht quillt das Herz über. In: Der Spiegel, 13. März 2000. Abgerufen am 1. Oktober 2013.
  13. Internet Movie Database: Nominierungen und Auszeichnungen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]