Gräningen

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Gräningen
Gemeinde Nennhausen
Koordinaten: 52° 35′ N, 12° 28′ OKoordinaten: 52° 34′ 44″ N, 12° 28′ 21″ O
Fläche: 11,3 km²[1]
Einwohner: 213 (Aug. 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 19 Einwohner/km²
Postleitzahl: 14715
Vorwahl: 033878
Blick auf Ortskern mit Kirche
Blick auf Ortskern mit Kirche

Gräningen ist ein Ortsteil der Gemeinde Nennhausen im Landkreis Havelland im Land Brandenburg mit 213 Einwohnern (Stand August 2018).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gräningen liegt 10 km südöstlich der Stadt Rathenow. Umgeben von Wäldern, dem Gräninger See und drei Bergen mit dem Großen Berg (82 m), dem Lütje Berg (62 m) und dem Galgenberg (41,9 m) an der Landstraße L98 gelegen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Besiedlung der Region um Gräningen ist durch frühzeitliche Funde[2] belegbar, die heute als Bodendenkmäler erfasst und in der Denkmalliste des Landes Brandenburg für den Landkreis Havelland aus 2008 dokumentiert sind.

  • 5800 v. Chr. bis 4000 v. Chr. – Siedlung Neolithikum (Jungsteinzeit)
  • 750 v. Chr. bis 500 n. Chr. – Gräberfeld Eisenzeit
  • 27 v. Chr. bis 284 n. Chr. – Siedlung römische Kaiserzeit
  • 600 n. Chr. bis 800 n. Chr. – Siedlung slawisches Mittelalter (eventuell frühe slawische Siedlung Schonlo[3][4] bei Bamme/Gräningen)
  • 800 bis etwa 1500 n. Chr. – Siedlung deutsches Mittelalter

1375 wurde das Dorf Gräningen (Grenyngen) im Landbuch Karls IV. mit 25 Hufen,[5][6] als Lehnsherrn die Knappen Gebrüder Arnd und Nikolaus von Lochow. 1382 tauschte Dietrich von der Schulenburg als Bischof von Brandenburg das Dorf Gräningen gegen die Dörfer Neuendorf in der Zauche bei Golzow und Friesdorf, die im Besitz von Probst, Prior und Domkapitel Brandenburg zählten. Im Jahr 1415 erkaufte das Domkapitel auch die Lehn- und Erbgüter der Gebrüder von Lochow, gab jedoch das Schulzengericht mit Haus, Hof, 7 freien Hufen und Zapfenzins vom Kruge an die Gebrüder von Britzke zu Lehn, welche dasselbe noch nach der Reformation besaßen.[7]

Im Jahr 1759 gehörte das Dorf zum Domkapitel Brandenburg.[8] Im Jahr 1816 wurde der königliche Forst mit einem Flächeninhalt von 3.800 Morgen ausgewiesen, bezeichnet als „Revier Hackel“. Der Forst wurde von Preußen dem Fürstentum Halberstadt abgetreten.[9]

1840 wurde die Erbpacht der zur Kirche gehörenden Ländereien von 3 Morgen beschlossen.[10] 1848 forderten die Dorfbewohner die Aufhebung der Vorrechte der Rittergüter, deren verhältnismäßige Besteuerung sowie die Einführung der Einkommensteuer.[11] 1851 wurde Gräningen auf Verordnung der königlichen Oberpostdirektion auf der Poststrecke Brandenburg–Rathenow im Rahmen der Beförderung von Postreisenden als Station zur Aufnahme von Personen benannt.[12] Am 7. Oktober 1912 ist bei der Posthilfstelle in Gräningen der Telegraphenbetrieb eröffnet worden.[13]

Im Jahr 1874 zählte das Dorf zum Amtsbezirk Nennhausen.[14] 1925 bestand Gräningen aus dem Dorf und den Wohnplätzen Abdeckerei, Försterei und An der Trift sowie dem Landgut Nennhof.[15] Im Jahr 1935 waren 275 Einwohner verzeichnet, der nächstgelegene Ort mit Poststation und Eisenbahn war Nennhausen in einer Entfernung von 3,5 km, das zuständige Amtsgericht war in Rathenow.[16]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche in Gräningen
Kirche Gräningen, Innenansicht

Die Kirche entwickelte sich aus einer kleinen Kapelle aus dem Jahr 1517.[17] 1700 wurde der Turm durch Meister Jacob Leuwe errichtet und 1753 erneuert.[18] Ein Umbau zu einer barocken Kirche erfolgte zwischen 1734 und 1736.[18] Im Jahr 1793 wurde die Kirche als Filialkirche von Bamme[19] erwähnt. Durch größere Umbaumaßnahmen im Jahr 1909 erhielt die Kirche ihre heutige Form.[17][18] Die Einweihung fand am 8. Mai 1910 statt,[18] als Geschenk der Kaiserin Auguste Viktoria überreichte der Berliner Generalsuperintendent eine Altarbibel.[18] Die aufwendigen Umbauarbeiten dieser beiden Jahre und die feierliche Einweihung wurden anschaulich vom damaligen Pfarrer Fiedler aus Bamme beschrieben.[20]

Zur Innenausstattung der Kirche zählt das Taufbecken aus dem Jahr 1686, der Kanzelaltar aus dem Jahr 1732 sowie Chorfenster mit Glasmalereien.[18]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1889 erfolgte der Bau der Orgel durch August Ferdinand Wäldner. Die Wäldner-Orgel wurde nach dem Umbau der Kirche im Jahr 1910 von Alexander Schuke wieder aufgebaut.[21] Eine gründliche Überholung wurde 1992 von Ulrich Fahlberg durchgeführt mit der Erneuerung der Prospektpfeifen, die im Rahmen der Rüstungsproduktion für den Ersten Weltkrieg im Jahr 1917 beschlagnahmt worden waren.[18]

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gräninger See mit Wasserlilien
Gräninger See mit Urwald
Gräninger Spring mit Entengrütze

Das seit 1967 bestehende Naturschutzgebiet wird geprägt durch den Gräninger See mit Wald sowie durch Feucht- und Nasswiesen gekennzeichnete Niedermoorflächen mit einer natürlichen Sukzession des Ufersaumes. Das Gebiet ist bedeutend als Nahrungs- und Bruthabitat für zahlreiche Sumpf- und Wasservogelarten.[22] Zudem gibt es den Gräninger Spring, eine typische Tümpelquelle am Fuße des Großen Berges.[23]

Kultur und Freizeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gräningen werden Ferienwohnungen angeboten, zudem gibt es einen Wildhandel. Der Reiterhof Gut Nennhof ist ein Ausgangspunkt für ausgedehnte Wander-, Fahrrad- oder Reittouren.[24][25] Im Kunsthof Zimmermann finden Ausstellungen statt.[26]

Belletristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1618–1648 – Dreißigjähriger Krieg: In einer Sage[27] wird von der Vermählung eines wohlhabenden Fräulein von Lochow mit einem schwedischen Offizier berichtet. Zum Zeichen der Unvergänglichkeit des Reichtums ihrer Familie warf dieses Fräulein bei einem Spaziergang einen goldenen Ring in den Gräninger See, in der Meinung, dass ihr Reichtum ebenso wenig vergehen könne, wie der Ring jemals wiedergefunden wird. Als man später einmal einen Fisch aus dem besagten See zerlegte, fand sich der immer verloren geglaubte Ring wieder. Von Stund an schwand der Wohlstand der Familie von Lochow und schließlich fiel im Jahre 1686 Nennhausen als erledigtes Lehen an den Kurfürsten zurück.

1811 Das Umland von Gräningen[28] ist möglicherweise geografische Inspiration für „Undine“ von Friedrich de la Motte Fouqué (1777–1843). In einem Brief schreibt dieser an Adelbert von Chamisso am 20. April 1812: „Weißt Du, wie wir einmal an einem stillen Abend – mich dünkt es war Herbst, oder die Gegend sah doch wenigstens herbstlich aus – nebeneinander auf dem Hügel am Gräninger See?“ Hier kann der Galgenberg (41,9 m) gemeint sein, der am östlichen Ufer des Sees heute noch begehbar ist. Der See, ein Naturschutzgebiet ist fast vollständig verlandet und zugewachsen, so dass er von dort nicht mehr zu sehen, oder gar erreichbar ist.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gräningen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Amt Nennhausen: Amt Nennhausen. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  2. Denkmalliste des Landes Brandenburg Landkreis Havelland Stand: 31. Dezember 2008, S. 5.
  3. Günter Mangelsdorf: Die Ortswüstungen des Havellandes: Ein Beitrag zur historisch-archäologischen Wüstungskunde der Mark Brandenburg. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-11-088459-3 (google.de [abgerufen am 12. Januar 2020]).
  4. Amtsblatt für den Landkreis Havelland. Verzeichnis der Denkmale aus dem Jahr 2001, S. 165.
  5. Amt Nennhausen: Gräningen. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  6. Karl IV (Römisch-Deutsches Reich Kaiser): Landbuch des Churfürstenthums und der Mark Brandenburg, welches Kayser Carl IV. König von Böhmen und Marggraf zu Brandenburg, im Jahr 1375. anfertigen lassen; wie auch das Register des Landschosses einiger Creise der Churmark vom Jahr 1451: Aus den in den Brandenburgischen Landes-Archiven befindlichen Originalien herausgegeben, und mit Anmerkungen erläutert. Decker, 1781 (google.de [abgerufen am 12. Januar 2020]).
  7. Es befinden sich im Lehnsarchiv kurfürstliche Bestätigungsbriefe aus den Jahren 1598 für Caspar von Britzke und 1620 für Henning von Britzke.
  8. Neuer Erdbeschreibung dritter Teil. zweiter Band von 1759, zweite Auflage, S. 2070.
  9. C. P. Laurop (Hrsg.): Annalen der Forst- und Jagdwissenschaft. Band 4, Marburg 1816, S. 55.
  10. C. von Eickstedt (Hrsg.): Beiträge zu einem neueren Landbuch der Marken Brandenburg. Magdeburg 1840, S. 423.
  11. Verhandlungen der Versammlung zur Vereinbarung der Preußischen Staats-Verfassung. zweiter Band, Berlin 1848, S. 334.
  12. Amtsblatt der königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Jahrgang 1851.
  13. Amtsblatt der königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin. Jahrgang 1912, Mitteilung 1628.
  14. Amtsblatt der Regierung in Potsdam.
  15. Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XI, S. 4, 17, 143, 263.
  16. Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches. Ausgabe 6 von 1935, Verweis III 141
  17. a b Evangelischer Kirchenkreis Nauen-Rathenow: Unsere Kirchen: Gräningen. Abgerufen am 11. Januar 2020.
  18. a b c d e f g Dorfkirche Gräningen. In: Westhavelland.de. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  19. Erdbeschreibung der preußischen Monarchie. Band 3, Teil 1, Halle 1793, S. 657.
  20. Walther Specht (Hrsg.): Heimatkalender des Kreises Westhavelland 1911. S. 106/107.
  21. Dorfkirche Gräningen - Urlaub im Havelland - Naturpark und Sternenpark Westhavelland. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  22. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK): Liste Naturschutzgebiete in Brandenburg. (PDF) Juli 2019, S. 6, abgerufen am 12. Januar 2020.
  23. Geocaching: Geocaching - The Official Global GPS Cache Hunt Site. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  24. Gut Nennhof. Abgerufen am 12. Januar 2020 (deutsch).
  25. Amt Nennhausen: amt-nennhausen.de - Gräningen. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  26. zimmermann-musik.de: Kunsthof Gräningen. Abgerufen am 12. Januar 2020 (deutsch).
  27. Fontane Blätter. Band 2, Heft 8, 1973.
  28. Rene Wernitz: Letztes Stück Ursprünglichkeit bewahrt. In: Märkische Oderzeitung. 27. Januar 2017, archiviert vom Original;.