Grace O’Malley

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Grace O’Malley und Elisabeth I.

Gráinne Ní Mháille (ˈgrɑːnʲə niː ˈvɑːlʲə), genannt Granuaile (ˈgraːnʲuəlʲə), auch Gráinne Mhaol [ˈgrɑːnʲə viːl] (maol [miːl] bedeutet im Irischen „glatzköpfig“ oder „gestutzt“), englisch Grace O’Malley (* 1530 auf Clare Island im Westen Irlands; † 1599 oder 1603 vermutlich auf Rockfleet Castle), war eine irische Piratin und wichtige Person der irischen Geschichte in der frühen Neuzeit. Um ihr Leben und ihre Taten als militärische Gegenspielerin der englischen Politik gegenüber Irland im Zeitalter der englischen Königin Elisabeth I. ranken sich viele Legenden und Erzählungen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statue von Grace O’Malley im Westport House

Gráinne Mhaol Ní Mháille (in den irischen Liedern auch Granuaile, Grania genannt, anglisiert Grace O’Malley) wurde um 1530 als Tochter des irischen Clanchefs Owen Dubhdara („Schwarzeiche“) O’Malley (irisch Eoghan Dubhdaire Ó Máille) und dessen Frau Margaret geboren. Nach einigen Quellen soll sie auf See geboren worden sein. Sie stammt damit aus dem Clan der O’Malleys (irisch Uí Mháille). Gráinne wuchs in einem Gebiet mit andauernder Bedrohung vom Lande und von Wasser her auf und begeisterte sich schon als Kind für Meer und Navigation. Piraterie war dort damals häufig. Gráinne Vorfahren waren legendäre Seefahrer, ihr Vater besaß eine Fischerflotte und verkaufte Salzheringe.[1] Das Handwerk des Navigierens war daher in der Familie präsent und wurde an sie weitergegeben. Insgesamt beherrschte sie fünf Sprachen fließend: erst Gälisch und Latein, dann Französisch, Spanisch und Griechisch, jedoch kein Englisch.

Mit 16 heiratete sie Dónall an Chogaidh (Donall von den Schlachten, eigentl. ir. Dónall Ó Flaithearta, Donall O’Flaherty), den Anführer des O’Flaherty-Clans (Ó Flaithearta), welcher seit etwa 1500 auf Aughnanure Castle in Connemara saß. Sie hatten drei Kinder: Eoghan (Owen), Maor (Murrough) und Margaret. Dónall fiel später im Kampf. Nun übernahm Gráinne die Verteidigung der Burg, auch gegen die angerückten Engländer. Ihr Erfolg verschaffte und sicherte Gráinne eine eigene Anhängerschaft, ungewöhnlich für eine irische Frau dieser Zeit. Das irische Gesetz jener Zeit erlaubte Frauen keine Clanführerschaft, daher konnte sie Donalls Nachfolge nicht antreten. Sie kehrte mit einer großen Zahl von ergebenen Gefolgsleuten nach Clare Island zurück und übernahm die Flotte ihres Vaters und wurde Piratin.[1] Es gelang ihr, mit geplanten und erfolgreichen Piratenfahrten einen einmaligen Reichtum und Wohlstand zu schaffen. Ihr zweiter Ehemann war Richard an Iarainn (anglisiert Richard in Iron), der 1583 starb, während Gráinne im Gefängnis saß.

Sowohl der Clan der O’Malleys als auch der Clan der O’Flahertys lebten von der See. Sie trieben Handel, aber verdienten auch mit dem Plündern von Schiffen und Küstenorten. Gráinne übernahm etliche Burgen bzw. ließ sie errichten. Sie dehnte ihre Raubzüge aus, ihre Gefolgschaft wuchs an, und geriet damit in Konflikt mit England. Königin Elisabeth I. von England trieb die Kolonialisierung Irlands weiter voran und setzte ein Kopfgeld auf Gráinne aus. Sir Richard Bingham (ab 1584 Statthalter in Galway) ging massiv gegen Gráinne Ní Mháille vor. Anfangs gelang es ihr, sich gegen die Engländer zu behaupten. Bei einem Gefecht geriet sie in Gefangenschaft und wurde 1578 in Limerick in ein Verlies gesperrt, später in Dublin. Sie konnte auf ungeklärte Weise entkommen.

Schließlich wandte sie sich mit einer Petition an Königin Elisabeth I. und bat um Schutz und auch darum, dass ihre Söhne das Familienland behalten dürfen. Bei einem persönlichen Besuch an Elisabeths Hof 1593 rechtfertigte sie ihre Seeattacken als die einzige Möglichkeit, den Lebensunterhalt ihrer Leute zu sichern. Als Gegenleistung für Elisabeths Entgegenkommen bot sie an, „ihr Leben lang mit Schwert und Feuer“ alle Feinde Englands zu bekämpfen.[1]

Trotz Warnungen von Seiten Binghams wurde Ní Mháille Schutz gewährt und sie in allen Punkten freigesprochen. Gráinne Ní Mháille sah sich als eine Königin und somit als Elisabeth I. ebenbürtig, außerdem erkannte sie die englische Königin nicht als die Königin Irlands an. Ihr Gespräch wurde in Latein geführt, da Ní Mháille kein Englisch und Elisabeth kein Irisch sprach. Elisabeth ließ die gefangenen Söhne Tibbot Burk (ir. Tibóid na Long(a) – Tibbot oder Theobald von den Schiffen, aus 2. Ehe) und Murrough O’Flaherty (Maor Ó Flaithearta) sowie ihren Halbbruder Dónall na Piopa (Donall O’Piper, Donall mit der Pfeife) von Ní Mháille frei. Beide Söhne von Gráinne Ní Mháille wurden nach englischem Recht als Clanführer etabliert. Sie selbst durfte ihre Raubzüge fortsetzen, allerdings unter englischer Flagge. Ihre Forderungen an Elisabeth wurden nur zum Teil erfüllt, weswegen Ní Mháille die irischen Rebellen weiterhin unterstützte.

Gráinne Mhaol Ní Mháille starb nach einigen Quellen am 18. Juni 1599, nach anderen erst 1603. Ihr Todesort ist unsicher, diskutiert wird Burg Rockfleet. Manche Forscher vermuten, dass ihre Gebeine in der Familiengruft in der St. Brigid’s Abbey auf Clare Island beigesetzt wurden.

Grace O’Malley‘s Tower house

Von ihren zahlreichen Burgen stehen noch Rockfleet Castle (1574 erbaut, englisch Carrickahowley Castle, von irisch Caisleán Charraig an Cabhlaigh), ein Wohnturm am Rande der Clew Bay, Burg Carrick-Kildawnet (irisch: Caisleán Charraig Chilldamhnait, auch Caisleán Ghráinne – Gráinnes (Graces) Burg), ein Wohnturm auf der Achill Insel und der Donjon auf der Insel Clare (Clare Island Castle, irisch: Caisleán Oileán Cléire). Weitere Burgen wie Aughnanure (irisch Caisleán Achadh na nIubhar (Eibenfeldburg)) und Hen (irisch Caisleán-an-Cearca) im Lough Corrib liegen teilweise bzw. völlig in Ruinen. Ihr Sohn Tibbot wurde 1629 hinterrücks ermordet. Sein Grab in der Abtei Ballintober in der Grafschaft Mayo kann besichtigt werden.

Spätere Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt nur wenige Schriftquellen über ihr Leben. Granuaile war nicht nur wegen ihrer erfolgreichen Kaperfahrten, sondern auch wegen ihrer angeblichen Milde gegenüber den Mannschaften der gekaperten Schiffe populär. Sie wurde „Queen of Connaught“ und „The Pirate Queen“ genannt und hatte den Status einer Nationalheldin.

Zahlreiche irische Balladen und Gedichte handeln von Granuaile. Das Volkslied Oró Sé Do Bheatha ’Bhaile (Oro, du bist willkommen zuhause) besingt die Heimkehr von Grace O’Malley nach ihrer Gefangenschaft und wird noch heute den Kindern beigebracht. Sinéad O’Connor interpretierte das Lied auf ihrem 2002 erschienenen Album Sean-Nós Nua.

1985 nahm der irische Komponist Shaun Davey seine Kantate „Granuaile“ über das Leben Ní Mháilles auf. Das Stück wurde in Cork uraufgeführt, wie bei der Aufnahme mit Rita Conolly (Alt) und Liam O’Flynn (Uilleann Pipes). Seit dem 5. April 2007 läuft nach den seit dem 6. März laufenden Vorschauen das Musical „The Pirate Queen“ über das Leben O’Malleys im Hilton Theater am Broadway in New York. Dort wird Grace O’Malley von Stefanie J. Block verkörpert.

Im Westen Irlands, Gráinnes Heimat, ist ihr in Louisburgh, Grafschaft Mayo am Atlantik, ein Museum gewidmet.

1991 veröffentlichte der deutsche Autor Manfred Böckl den Roman Die neun Leben der Grainne O’Malley. Die Abenteuer einer irischen Piratin. Im selben Jahr erschien auch Ich – Grace O’Malley von Franjo Terhart.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Böckl: Die neun Leben der Grainne O’Malley. Nymphenburger Verlag, München 1991, ISBN 3-485-08227-9.
  • Anne Chambers: Granuaile: Ireland’s Pirate Queen C. 1530-1603. Wolfhound Press (IE), Dublin 2003, ISBN 0-86327-913-9.
  • Anne Chambers: Granuaile - The Life and Times of Grace O’Malley. Wolfhound Press (IE), Dublin 1979, ISBN 0-905473-31-0.
  • Sabine Dillner: Die Piratin: Das Leben der Grania O’Malley. Ueberreuter, Wien 2007, ISBN 3-8000-5235-0.
  • Heinz Fischer: Mut der Frauen - Lebensbilder aus der Weltgeschichte dtv, München 2006, ISBN 3-423-34375-3.
  • Ulrike Gerold, Wolfram Hänel: Wer war Grace O’Malley? Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2009, ISBN 978-3-941087-27-9.
  • Alan Gold: The Pirate Queen: The Story of Grace O’Malley, Irish Pirate. ISBN 0-451-21744-6.
  • Morgan Llywelyn: Pirate Queen. The O’Brian Press, Dublin 2001 / Nachdruck 2006, ISBN 0-86278-974-5.
  • Robin Maxwell: The Wild Irish : A Novel of Elizabeth I and the Pirate O’Malley. HarperCollins Publishers, New York 2004, ISBN 0-06-009143-6.
  • Diana Norman: Die Piratenkönigin. dtv, München 1996, 2006, ISBN 3-423-20683-7 und ISBN 3-423-20879-1.
  • Franjo Terhart: Ich, Grace O’Malley. Die abenteuerliche Geschichte einer irischen Piratin. AKV Edition Hamouda, Leipzig 2007, ISBN 3-940075-04-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grace O’Malley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Stefan Nink: Königin des Meeres. Hrsg.: Die Zeit 15/2023. 5. April 2023, S. 66.