Grimselbahn

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Grimselbahn
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Streckenlänge:ca. 24 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Stromsystem:11 kV oder 15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 59,8 
Minimaler Radius:150 m
von Meiringen
0,00 Innertkirchen Kraftwerk 633 m ü. M.
0,63 Nordportal 659 m ü. M.
Tunnel Bänzlouwi (6′645 m)
Kreuzungsstelle
7,55 Guttannen talseitig offen 1057 m ü. M.
Tunnel Netzrichti (4'735 m)
12,61 Handegg Anschluss zur Gelmerbahn 1327 m ü. M.
Grimseltunnel (10'220 m)
19,02 Kantonsgrenze BEVS 1393 m ü. M.
20,79 Scheitelpunkt 1410 m ü. M.
22,89 Südportal 1369 m ü. M.
Hauptstrasse 19
von Brig
23,79 Oberwald (MGB) 1366 m ü. M.
Anschlussgleis zur Furka-Bergstrecke nach Realp
nach Disentis/Mustér

Quellen: [1][2][3]

Die Grimselbahn, auch Grimselstrecke[4] genannt, ist ein Schweizer Eisenbahnprojekt einer Neubaustrecke mit dem ca. 22 km langen Grimseltunnel als Kernstück, dessen Projektierung 2019 von der Bundesversammlung beschlossen wurde.[veraltet]

Projekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Tunnel soll nicht nur eine Schmalspurverbindung von Innertkirchen (633 m ü. M.) nach Oberwald (1366 m ü. M.) und damit zwischen der Strecke der Meiringen-Innertkirchen-Bahn und dem Netz der Matterhorn-Gotthard-Bahn eröffnen, sondern auch zur Verlegung einer Starkstromleitung der Swissgrid dienen. Die geplante Strecke überwindet auf ca. 24 km Strecke 733 Höhenmeter mit einer maximalen Neigung von unter 60 ‰ und kann somit als Adhäsionsbahn betrieben werden. Der Tunnel wird in Guttannen (1057 m ü. M.) für eine in offener Bauweise errichtete talseitig offene Haltestelle unterbrochen, während für das Tourismusgebiet Handegg eine unterirdische Haltestelle (1327 m ü. M.) vorgesehen ist.[1][2][3]

Touristischer Nutzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Projekt versprechen sich die Befürworter zunächst einen touristischen Nutzen durch ein zusammenhängendes, nun 844 km langes Schmalspurnetz:[5] Von Interlaken Ost bzw. Luzern/Engelberg aus könnten damit Brig, Visp und Zermatt sowie Graubünden erreicht werden. Dazu entstände auch ein wintersicherer Zugang zum Obergoms. Auch der Landschaftsschutz soll profitieren, denn mit einer Verlegung der Stromleitung in den Tunnel können die 121 Leitungsmasten im Grimselgebiet entfernt werden.[5]

Bei der Fertigstellung würde der Grimseltunnel mit seiner Gesamtlänge von 22 km den 1999 eröffneten, 19 km langen Vereinatunnel als weltweit längsten Meterspur-Eisenbahntunnel übertreffen.

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über den Brünig nach Luzern und nach Brig werden verschiedene, nicht kompatible Zahnstangensysteme verwendet. Bei der Zentralbahn kommt das System Riggenbach zum Einsatz, die Matterhorn-Gotthard-Bahn verwendet das System Abt. Fahrzeuge zu bauen, die mit beiden Zahnstangensystemen zu recht kommen, ist nicht vorstellbar. Die Zentralbahn versuchte, die Zahnradbremse durch Magnetschienenbremsen zu ersetzen. Nach erfolgreichen Bremsversuchen konzipierte sie einen dreiteiligen 138 Tonnen schweren Adhäsions-Triebzug, der das ganze zusammenhängende Meterspurnetz befahren könnte. Die Fahrgeschwindigkeit auf Zahnstangenabschnitten wäre bergwärts 40 km/h und talwärts vom Gefälle abhängig.[6]

Kosten-Nutzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Promotoren gehen in einer von ihnen in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie von 400'000 Passagieren pro Jahr aus. Damit wird das Potenzial der Grimselbahn im Durchschnitt um 35 bis 40 Prozent ausgeschöpft.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) steht dem Bahnprojekt skeptisch gegenüber. Für den Ausbauschritt 2035 der Bahn hat es das Projekt geprüft. Das BAV stellte damals fest, dass die Grimselbahn ein ungenügendes Nutzen-Kosten-Verhältnis aufweise. Das Projekt wurde deshalb auch nicht in den Ausbauschritt aufgenommen. Ursprünglich wurde mit geschätzten Kosten von 250 Millionen Franken gerechnet. Aktuell gehen die Befürworter von Kosten im Umfang von ca. 660 Millionen Franken aus, was sich negativ auf das Nutzen-Kosten-Verhältnis auswirkt.[7]

Politischer Prozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 2023 wurde der Vorstoss des Mitte-Ständerats Beat Rieder im Ständerat behandelt. Der Vorstoss sah vor, dass der Bund die Finanzierung für den multifunktionalen Grimseltunnel sicherstellen soll. Der Vorstoss wurde zwar als zu weitgehend abgelehnt, der Ständerat beauftragte jedoch den Bundesrat, den multifunktionalen Tunnel gleichwohl zu planen.[8][9] Der Nationalrat befand im Mai 2023 über das Geschäft. Er will die Realisierung eines multifunktionalen Grimseltunnels prüfen lassen, hat aber Änderungen an der Motion des Ständerats angebracht, um etwas Tempo aus dem Projekt zu nehmen.[10] Das Geschäft ging damit zurück an den Ständerat. Dieser stimmte im Juni 2023 dem abgeänderten Motionstext des Nationalrates zu.[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grimseltunnel. Grimseltunnel AG; (Planungs- und Realisierunggesellschaft).
  • IG Grimseltunnel. Interessengemeinschaft Grimseltunnel - Zusammenschluss der Schmalspurnetze;

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Höhenprofil mit Kurvenband. (PDF; 2,86 MB) Grimselbahn AG, 6. Juni 2018, abgerufen am 2. Juli 2022.
  2. a b Faktenblatt Bahn – Grimseltunnel verbindet Schmalspurnetze im Alpenraum. Grimselbahn AG, 20. September 2018 (grimseltunnel.ch [PDF; 4,6 MB; abgerufen am 2. Juli 2022]).
  3. a b Faktenblatt Projekt – Innovation: Bahn und Strom in einem Tunnel. Grimselbahn AG, 20. September 2018 (grimseltunnel.ch [PDF; 732 kB; abgerufen am 2. Juli 2022]).
  4. Elias Bricker: «Ürner Asichtä»: Pendeln die Realper bald mit dem Zug nach Interlaken? In: Luzerner Zeitung. 10. Juni 2022, abgerufen am 3. Juli 2022.
  5. a b Anitra Green: Swiss cantons reveal Grimsel Pass railway plan. In: International Railway Journal. 16. Februar 2016, abgerufen am 22. Juli 2020 (englisch).
  6. Walter von Andrian: Grimseltunnel-Projekt: Zentralbahn prüft Magnetschienenbremse. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 2/2022. Minirex, ISSN 1022-7113, S. 158–159.
  7. Umstrittener Grimseltunnel: Noch ein Loch zwischen Bern und dem Wallis In: Neue Zürcher Zeitung vom 9. März 2023.
  8. Multifunktionaler Tunnel. Der Grimseltunnel erhält neuen Aufschwung. In: SRF News. 10. März 2023.
  9. Support für den Grimseltunnel: Ständerat will Planung vorantreiben. In: Watson. 9. März 2023.
  10. Eisenbahntunnel durch die Grimsel stösst auf Skepsis. In: Tages-Anzeiger. 3. Mai 2023.
  11. Parlament bremst Grimseltunnel. In: Jungfrau Zeitung. 8. Juni 2023.