Gustav-Adolf-Kirche (Voitsberg)

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Die Gustav-Adolf-Kirche im September 2011

Die Gustav-Adolf-Kirche ist ein evangelisch-lutherisches Kirchengebäude in der Stadtgemeinde Voitsberg in der Weststeiermark. Sie wurde in der Mitte der 1930er-Jahre errichtet und steht unter Denkmalschutz.[1] Das Gebiet der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Voitsberg umfasst den gesamten Bezirk Voitsberg.[2]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche steht an der Adresse Bahnhofstraße 12 in der zur Stadtgemeinde Voitsberg gehörenden Katastralgemeinde Voitsberg Vorstadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Protestanten in Voitsberg lässt sich bis auf das Jahr 1858 zurückverfolgen, als Moritz Franz Ritter von Horstig ein kleines Grundstück bei der heutigen Luthergasse als Friedhof für die Evangelischen und andere nicht katholische Christen widmete. Die Seelsorge erfolgte von der Grazer Heilandskirche aus, nur zu Begräbnissen kam ein Pfarrer nach Voitsberg. Der evangelische Friedhof wurde nach der Eröffnung des neuen Stadtfriedhofes am 11. Oktober 1885 aufgelassen und die meisten der Grabsteine wurden als Baumaterial genutzt. Der erste evangelische Gottesdienst in Voitsberg wurde zu Weihnachten des Jahres 1899 vom Vikar Roehling im Saal der Bezirksvertretung gehalten. Ab dem Weihnachtsfest des Jahres 1904 diente der alte Stadtturm als Stätte für den Gottesdienst. Ab 1905 lag die seelsorgerische Zuständigkeit für Voitsberg beim Pfarrer von Stainz, welcher hier eine Predigtstelle seines Pfarramtes hatte. Da der Stainzer Pfarrer Heinrich Haase im Jahr 1918 eine Beschwerde beim Oberkirchenrat einreichte das er alleine das große Pfarrgebiet nicht abdecken kann, wurde ein für den Voitsberger Raum zuständiger Vikar genehmigt welcher 1921 seine Arbeit aufnahm. Das Amt des Vikars wurde von einem gewissen Perner ausgefüllt, welcher ab dem 1. Jänner 1922 bereits eigene Matrikelbücher für Voitsberg schrieb und am 1. April desselben Jahres auch dorthin übersiedeln durfte.[3][4]

Der Oberkirchenrat genehmigte am 15. Oktober 1923 die Errichtung einer eigenen Pfarre in Voitsberg. Die kirchliche Körperschaft wurde am 1. November im Gasthaus Paulinz in Köflach durch eine Gründungsversammlung geschaffen, wo auch die Umschreibung der Stainzer Predigtstation zur neu geschaffenen Pfarrgemeinde Voitsberg gebilligt wurde. In der Puntigamer Bierhalle in Voitsberg erfolgte am 2. November ebenfalls eine Gründungsversammlung. Voitsberg wurde am 1. Jänner 1924 zu einer eigenständigen evangelischen Pfarrgemeinde, welche damals 420 Gläubige umfasste. Der Gründung folgte auch der Wunsch und die Vorbereitung zum Bau einer eigenen Kirche. Die Planung wurde durch den Wegzug des Pfarrers und des bisherigen Kurators verlangsamt, aber am 7. April 1927 wurde bereits ein Grundstück vom Stadtbaumeister Alois Krichbaum in der Bahnhofstraße zum Zwecke des Kirchenbaues angekauft. Krichbaum verkaufte das Grundstück um etwa einem Drittel seines wahren Wertes unter der Zusage das er den späteren Kirchenbau ausführen dürfe. Dieser Vereinbarung führte 1935 zu Streitigkeiten, welche erst durch einen Vergleich beigelegt werden konnten.[4][5]

Die Kirchengemeinde erwarb 1930 einen zweiten Baugrund am Fuße des Schlossberges, mit der Begründung das dieser schöner sei als jener in der Bahnhofstraße und das Stadtbild beherrsche. Da es in der Kirchengemeinde zu Streitereien zwischen den Pfarrer Heinrich Bierle und seinen Anhängern auf der einen und dem Presbyterium auf der anderen Seite kam, ließ der Senior Spannuth die bereits für den Kirchenbau gesammelten Gelder der deutschen Gustav-Adolf-Kinderliebesgabe 1932 sperren. Die Kirchenleitung entließ Bierle am 15. Juli 1933 als Pfarrer aus dem österreichischen Kirchendienst. Da Spannuth auch gegen die Bestellung des Vikars Erwin Kock am 21. Oktober 1934 als neuen Pfarrer war, ließ er die Spendengelder für weitere 6 Monate sperren. Die Anspannungen in der Kirchengemeinde beruhigten sich aber bald unter dem neuen Pfarrer und das Presbyterium entschied sich doch das Grundstück in der Bahnhofstraße für den Kirchenbau zu nutzen, da hier aufgrund der ebenen Lage geringere Baukosten veranschlagt wurden. Die Gemeinde erhielt schließlich 1935 das Geld für das Bauvorhaben, welches aber dennoch zu wenig für eine vollständige Kirche war. Es wurde deshalb beschlossen das Pfarrhaus vorerst nur in der ersten Baustufe zu errichten, um ein Drittel der Kosten einzusparen.[5][6][7]

Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 29. September 1935 durch den Senior Spannuth. Die evangelische Gemeinde wuchs innerhalb kürzester Zeit um 201 Gläubige an, wodurch es auch trotz schlechter Wirtschaftslage zu einem erhöhten Einkommen kam. Dadurch konnte der Kirchenbau bereits nach knapp einem Jahr fertiggestellt werden. Aufgrund der Spenden des Gustav-Adolf-Vereines beschloss man die Kirche nach dem schwedischen König Gustav II. Adolf zu benennen. Die Einweihung erfolgte am 27. September 1936 durch den Superintendenten Heinzelmann. Anlässlich der 30-Jahr-Feier wurde der Innenraum der Kirche neu gestaltet. Von 1966 bis 1969 wurde die bereits 1936 geplante zweite Baustufe das Pfarrhauses etwas verändert ausgeführt und es entstand ein Gemeindezentrum mit Saal sowie eine Schwesternwohnung und auch die Pfarrwohnung wurde ausgebaut.[7][8][9]

Das Altarfresko wurde 1981 vom Landesdenkmalamt renoviert und es wurde eine elektronische Orgel eingebaut.[10] Ein Hochwasser überschwemmte 1973 die Kirche. Bei einer Fußbodensanierung in den Jahren 2009/10[11] wurden noch unbekannte Schäden dieses Hochwasser entdeckt und behoben.[9][12] Das als antisemitisch eingestufte Altarfresko führte in den 2010er-Jahren immer wieder zu Diskussionen, so das 2014 eine Gedenktafel angebracht wurde.[11]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche wurde nach Plänen des Architekten Viktor Hietzgern unter der Bauausführung von Hans Hönel errichtet. Sie bildet zusammen mit dem Pfarrhaus einen geschlossenen Gebäudekomplex und die Stiege zur Empore und zum Glockenturm dient auch als Zugang zur Wohnung des Pfarrers. Der Turm beherbergt eine Glocke, deren Geschichte unbekannt ist, welche aber die Inschrift „Magdeburg 1780“ trägt, wodurch es sich um die älteste Glocke einer evangelischen Kirche in der Steiermark handeln könnte.[8]

Das großformatige Altarbild wurde von Ernst oder Erich Hönig als Fresko im plakativ-naiven Stil geschaffen. Es zeigt mit Szenen von der Geburt bis zu seiner Kreuzigung das Leben Jesu. Für die Figuren des Freskos standen Gemeindemitglieder Modell. Rechts, im Hintergrund der Kreuzigungsszene wird auch eine brennende Synagoge oder der brennende Tempel von Jerusalem dargestellt. Diese Darstellung steht in der antisemitischen Tradition der christlichen Kirchen und führte 2014 zur Anbringung einer Gedenktafel. Auch drei weitere Wandmalereien stammen von Hönig, welche die Ausgießung des Heiligen Geistes, Christus am Kreuz sowie die Verkündigung des Herrn zeigen.[13][8][12][11] Die Kirchenbänke sind so angeordnet das sie einen stilisierten Halbkreis bilden.[9]

Der Gabentisch samt Abendmahlgeräten sowie die Paramenten wurden 1936 vom Gustav-Adolf-Verein bereitgestellt.[8] Ein an manchen Feiertagen verwendetes Altarkreuz aus Marmor wurde 1929 von Walther Freiherr von Khainach gestiftet.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Lasnik: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung. Band 3. Stadtgemeinde Voitsberg, Voitsberg 2012, S. 245–263.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesdenkmalamt: Steiermark – unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. (PDF) In: www.bda.gv.at. Abgerufen am 8. Oktober 2019.
  2. Evangelisch in Voitsberg. In: evang-voitsberg.at. Abgerufen am 12. Oktober 2019.
  3. Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 246.
  4. a b Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 247.
  5. a b c Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 248.
  6. Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 249.
  7. a b Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 250.
  8. a b c d Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 252.
  9. a b c Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 259.
  10. Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 260.
  11. a b c Über unsere Pfarrgemeinde. In: evang-voitsberg.at. Abgerufen am 12. Oktober 2019.
  12. a b Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 262.
  13. Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 1. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 218.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gustav-Adolf-Kirche (Voitsberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 2′ 48,5″ N, 15° 8′ 52,8″ O