Gustav Koczor

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Gustav Theophil Koczor (* 26. November 1909 in Güns; † Oktober 1948)[1] war ein österreichischer Politiker (NSDAP) aus Oberschützen. Er hatte 1938 das Amt des Gaupressechefs der Steiermark inne und wurde am 15. März 1938 von Gauleiter Tobias Portschy, einem früheren Schulkollegen Koczors,[1] zum Mitglied des Burgenländischen Landtags ernannt.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gustav Koczor wurde am 26. November 1909 in Güns geboren und wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters bei seinem Patenonkel, Superintendent Theophil Beyer, als eine Art Ziehsohn bei dessen Familie in Oberschützen auf. Hier absolvierte er seine Schulausbildung, besuchte die Lehrerbildungsanstalt und war ein Schulkollege des späteren Gauleiters Tobias Portschy. 1928 maturierte Koczor und zog danach für das Studium an der Universität Graz in die steirische Landeshauptstadt. Später wollte Koczor Lehrer werden und studierte an den Universitäten Graz, Berlin und Wien Romanistik und Germanistik. Das Tagblatt, der Generalanzeiger für das Burgenland, vermeldete im Oktober 1929, dass ein Gustav Koczor und eine Irene Hauser Eltern eines Knaben geworden seien.[2] Eingetragen wurde dies im Günser Matrikelamt.[2] Wie ein Beitrag anlässlich eines Akademiker-Kränzchens in Oberschützen in der Oberwarther Sonntags-Zeitung vom Januar 1931 zeigt, war Koczor in diesem Jahr bereits in Graz (Elisabethstraße 93) wohnhaft.[3] Dort dürfte er bereits spätestens ab dem Jahr 1929 gelebt haben. Schon sehr früh soll Koczor ein überzeugter Anhänger des Deutschtums und des Nationalsozialismus gewesen sein. Im Studienjahr 1929/30 war er bereits Propagandaleiter des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) der Universität Graz. Mit der Mitgliedsnummer 611.180 trat er am 1. September 1931 (also relativ früh) der NSDAP in der Ortsgruppe Oberschützen bei. Von September 1931 bis ins Jahr 1935 war er für die Sturmabteilung (SA) tätig und war dabei einer der Mitbegründer der SA in Oberschützen. Ab dem Jahr 1937 gehörte er auch der Schutzstaffel (SS) an und erhielt hier die Mitgliedsnummer 299.595.

Mit der Auflösung des bisherigen und Ernennung des neuen burgenländischen Landtages am 15. März 1938 wurde der in den zeitgenössischen Medien als Gaupresseschef bezeichnete Koczor von Portschy zum burgenländischen Landtagsabgeordneten ernannt.[4][5] Mit der Amtsübernahme des bisherigen Gauwahlleiters des Burgenlandes, Tobias Portschy, als stellvertretender Gauleiter der Steiermark traten gleichzeitig auch die ebenfalls aus dem Burgenland stammenden Friedrich Schirl und Gustav Koczor ihre Ämter als Gauschatzmeister respektive Gaupresseamtsleiter der Steiermark an.[6][7] Die Ernennung erfolgte am 28. Mai 1938 durch Reichskommissar Gauleiter Josef Bürckel. Koczors Aufgabe als kommissarischer Gauamtsleiter des Gaupresseamtes des Gaues Steiermark lag unter anderem in der Kontrolle aller Presseorgane, die in seinem Zuständigkeitsbereich erschienen, aber auch die Zuständigkeit für den Pressenachwuchs. Als Gauredner hatte er in weiterer Folge Auftritte in verschiedenen steirischen Ortschaften.[8][9] Außerdem schrieb Koczor Berichte in verschiedenen lokalen und teils völkischen Zeitungen; darunter etwa den Artikel Der Soldat und das Opfer in der Murtaler Zeitung vom 19. April 1941[10] oder den Artikel Hofzaun des Reiches. Die Untersteiermark ein Jahr unter deutscher Obhut im Völkischen Beobachter vom 12. April 1942.[11] Im Völkischen Beobachter beispielsweise veröffentlichte er auch Artikel in seiner Funktion als SS-Kriegsberichter.[12] Als solcher soll er Ende 1944 in Lettland und anschließend in der Provinz Fiume (bei Rijeka) stationiert gewesen sein.

Er selbst hatte erstmals im Dezember 1929 laienhaften Kontakt zu journalistischer Arbeitsweise als er bei einer Waisenhauszeitung mitarbeitete. Zu diesem Zeitpunkt war er als Erzieher bei besagter Anstalt tätig und wurde von der Leiterin des Hauses mit der Mitarbeit an der hauseigenen Zeitung betraut. 1931 erschien ein Artikel Koczors im Kampf, wobei allerdings nicht bekannt ist, welches Thema dieser Beitrag behandelte und wann genau er erschien. Während der „illegalen Zeit“ fungierte Koczor als Redakteur der Burgenland-Ausgabe des Österreichischen Beobachters und arbeitete in der Zeit des Nationalsozialismus als Journalist für die Grenzmark Burgenland (die spätere Grenzmark-Zeitung). Dabei war er sogar ein Gründungsmitglied dieser Zeitung, deren Hauptschriftleitung er später nach einer nur halbtägigen Einführung an Josef Gamauf übergab. Nach seiner Bestellung zum Gaupresseamtsleiter war er nur noch vereinzelt journalistisch tätig (siehe beispielsweise die obengenannten Artikel).

Nach dem Zweiten Weltkrieg verläuft sich seine Spur weitestgehend, weshalb sein Leben nach Ende des Krieges nicht genau rekonstruiert werden kann. Laut eigenen Angaben soll er zuerst in jugoslawischer und anschließenden für drei Monate in englischer Kriegsgefangenschaft gewesen sein. Laut Familienaufzeichnungen soll Koczor im Oktober 1948 in einem Lazarett in Linz verstorben sein. Über die näheren Umstände ist jedoch nichts bekannt. Laut einem Beitrag in den Oberschützer Museumsblättern soll es jedoch einige Ungereimtheiten hinsichtlich seines Ablebens geben, da sein vermeintlicher Tod in keinen offiziellen Quellen aufscheint. Weitere Verwirrung stiftet unter anderem die Anklage Koczors wegen Verstoßes gegen §§ 10 und 11 VG (illegale Tätigkeit und führende Funktion als Gaupresseamtsleiter) vor dem Volksgericht Graz. Da sein Tod offenbar auch der Justiz nicht bekannt war, wurde das Verfahren erst im April 1956 eingestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tobias Mindler: Die Presse und ihre Journalisten im Gebiet des heutigen Burgenlandes, 1938–1945. Biographische Skizzen und Versuch einer Typologisierung. Wien: Diplomarbeit, 2006.
  • Tobias Mindler: Die Medienelite des Burgenlandes: Zeitungslandschaft und Journalisten von 1921 bis 1945
  • Bestellung des neuen Landtages. In: Pullendorfer Bote. Beilage zur Oberwarther Sonntags-Zeitung. Jg. 59, Nr. 13, 3. April 1938, S. 1.
  • Oberschützer Museumsblätter, Folge 5, 2008

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b II. Biographische Einbettung Tobais Portschys. In: Zeitgeschichte, Jahrgang 2009, S. 168 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ztg, abgerufen am 29. Oktober 2023
  2. a b Aus dem Günser Matrikelamte.. In: Tagblatt. Generalanzeiger für das Burgenland / Unsere Sonntagszeitung, 20. Oktober 1929, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tbb, abgerufen am 29. Oktober 2023
  3. * Akademiker-Kränzchen in Oberschützen.. In: Oberwarther Sonntags-Zeitung. Organ für das gesamte Volksinteresse / Oberwarther Sonntags-Zeitung. Wochenblatt des Kreises Oberwart, 18. Jänner 1931, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/oso, abgerufen am 29. Oktober 2023
  4. Der neue burgenländische Landtag.. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 17. März 1938, S. 26 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg, abgerufen am 29. Oktober 2023
  5. Bestellung des neuen Landtages.. In: Neue Eisenstädter Zeitung. Unparteiisches Wirtschaftsorgan für das Burgenland mit der Beilage: Burgenländischer Anzeiger für Handel und Gewerbe / Neue Eisenstädter Zeitung. Unparteiisches Wirtschaftsorgan für das Burgenland mit der Beilage: Burgenländischer Anzeiger für Handel, Gewerbe und Verkehr/Realitätenverkehr / Burgenländischer Anzeiger für Handel und Gewerbe. (Offizielles Organ der Burgenländischen Handel- und Gewerbegenossenschaften) / Burgenländischer Anzeiger für Handel und Gewerbe. (Offizielles Organ der Burgenländischen Handel- und Gewerbegenossenschaften) / Burgenländischer Anzeiger für Handel, Gewerbe und Verkehr/Realitätenverkehr, 20. März 1938, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ezg, abgerufen am 29. Oktober 2023
  6. Tagesbericht. In: Grazer Volksblatt, 9. Juni 1938, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gre, abgerufen am 29. Oktober 2023
  7. Neubesetzung der Gauämter in der Steiermark. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 24. Juni 1938, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob, abgerufen am 29. Oktober 2023
  8. Heimatliches – Möderbrugg.. In: Obersteirischer Verkehrs-Anzeiger / Murtaler Zeitung. Lokalblatt für das obere Murtal und die Nachbartäler / Murtaler Volkszeitung. Organ der demokratischen Parteien des Bezirkes Judenburg / Murtaler Volkszeitung. Für die Bezirkshauptmannschaften Murau und Tamsweg / Murtaler Zeitung. Lokalblatt für das obere Murtal und die Nachbartäler, 21. Jänner 1939, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mtz, abgerufen am 29. Oktober 2023
  9. Aus der Bewegung – Versammlungskalender für den Monat Februar. In: Obersteirischer Verkehrs-Anzeiger / Murtaler Zeitung. Lokalblatt für das obere Murtal und die Nachbartäler / Murtaler Volkszeitung. Organ der demokratischen Parteien des Bezirkes Judenburg / Murtaler Volkszeitung. Für die Bezirkshauptmannschaften Murau und Tamsweg / Murtaler Zeitung. Lokalblatt für das obere Murtal und die Nachbartäler, 4. Februar 1939, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mtz, abgerufen am 29. Oktober 2023
  10. Der Soldat und das Opfer. In: Obersteirischer Verkehrs-Anzeiger / Murtaler Zeitung. Lokalblatt für das obere Murtal und die Nachbartäler / Murtaler Volkszeitung. Organ der demokratischen Parteien des Bezirkes Judenburg / Murtaler Volkszeitung. Für die Bezirkshauptmannschaften Murau und Tamsweg / Murtaler Zeitung. Lokalblatt für das obere Murtal und die Nachbartäler, 19. April 1941, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mtz, abgerufen am 29. Oktober 2023
  11. Hofzaun des Reiches. Die Untersteiermark ein Jahr unter deutscher Obhut. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 12. April 1942, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob, abgerufen am 29. Oktober 2023
  12. Im Kirchhof von Birsen. Der Tod hält Ernte auf eigenem Acker. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 22. August 1944, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob, abgerufen am 29. Oktober 2023