Hannes Maria Flach

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1928: Selbstbildnis als Rufer (Leica)

Hannes Maria Flach (* 3. März 1901 in Köln; † 20. Oktober 1936 ebenda) war ein deutscher Fotograf, Fotokünstler und Fotojournalist.

Familie und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er wurde als drittes von fünf Kindern geboren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung wurde er von der AEG in Düsseldorf als Handelsvertreter angestellt. 1927 lernte er Lotte Fahrig († 2008) kennen, die er nicht nur fotografierte, sondern ihr auch über einhundert Liebesbriefe widmete. Neben seiner Ausbildung begann er um 1920 zunächst als Amateur, sich in das ihm sehr reizvoll erscheinende Metier der Fotografie einzuarbeiten. Schon bald gewann er erste Preise; an Ausstellungen beteiligte er sich ab etwa 1925.[1] Er experimentierte u. a. mit Selbstbildnissen und gegenständlichen Installationen.

Berufliche Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ca. 1925: Selbstbildnis (Akt) mit Leica

1930 gab er seinen bisherigen Beruf als Handelsvertreter auf und wechselte in die berufsmäßige Fotografie. Fotografisch orientierte er sich am Stil so bedeutender Zeitgenossen wie László Moholy-Nagy und Alexander Michailowitsch Rodtschenko. Sein Stil entsprach der Neuen Sachlichkeit. In dieser Zeit hatte er sein Atelier in Köln-Zollstock, Innere Kanalstraße 110[2]. Von dort aus arbeitete als freier Bildjournalist. Er kam in Kontakt mit den Kölner Progressiven, denen er schließlich nahe stand.

Er porträtierte 1928 die Düsseldorfer Kunsthändlerin Johanna Ey, 1931 beispielsweise Heinrich Hoerle, Marta Hegemann mit ihrem Ehemann Anton Räderscheidt, fotografierte u. a. in Berlin, Düsseldorf und Köln.[3] Flach und August Sander bzw. Flach und Franz Joseph Esser porträtierten sich jeweils gegenseitig.[4][5][6] Flach und Esser dokumentierten 1930 einen mindestens zweitägigen gemeinsamen Ausflug an den Niederrhein.[7]

1932 fand seine erste Einzelausstellung im Kölner Kunstgewerbemuseum am Hansaring statt. 1934 zog er in eine größere Wohnung am Kölner Neumarkt in einer weiter oben gelegenen Etage, von der aus er etliche Fotos des belebten Neumarkts anfertigte.

Möglicherweise unter dem Eindruck der Machtabtretung an die Nationalsozialisten verfasste Flach am 13. Juli 1933 in Köln-Zollstock sein Testament, für einen erst 32-jährigen eher ungewöhnlich. Darin formulierte er einen Wunsch: „… nett wäre es auch eine sammlung meiner besten arbeiten anzulegen – da ich da doch nie in meinem leben dazu komme“. Alle Negative vermachte er seiner Laborantin Martel Klein-Conrad zum Ausgleich nicht honorierter Laborarbeit. Seine gesamte übrige Hinterlassenschaft überschrieb er Luise Charlotte „Lotte“ Fahrig, die nach ihrer Heirat im Jahr 1940 Großimlinghaus hieß. Diese übernahm sein Mobiliar und die sonstige Habe nach Krefeld, wo sie als Lehrerin wirkte.

Flach wurde 1936 im Alter von 35 Jahren in der Kölner Stolkgasse wohl von einem SA[8]- oder SS-Mann erstochen, vermutlich im Streit um ein Taxi.[9]

Nachruhm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1980 wurde Flachs ehemalige Laborantin auf die ihm gewidmete Ausstellung aufmerksam; sie sandte sämtliche Negative aus Flachs ehemaligem Bestand an Lotte Großimlinghaus, so dass sein Nachlass an einer Stelle zusammengeführt werden konnte, soweit nach kriegs- und altersbedingten Verlusten noch vorhanden. Von rund 1.200 Rollfilmen sind noch etwa 950 erhalten, ca. 30.000 Aufnahmen.[10]

Porträts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ilse Salberg mit Tochter Brigitte, Köln 1932

Hannes Maria Flach wurde verschiedentlich porträtiert, so von Heinrich Maria Davringhausen, Franz Joseph Esser, Anton Räderscheidt, Ilse Salberg und August Sander.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1932 – „Hannes Maria Flach“, Kunstgewerbemuseum Köln, Hansaring
  • 1975 – „Vom Dadamax zum Grüngürtel“, Kölnischer Kunstverein (Fotografien von Hannes Maria Flach, Werner Mantz, August Sander und Raoul Ubac, Werke der Kölner Progressiven)
  • 1980 – „Hannes Maria Flach“, studio dumont, Köln
  • 1983 – „Hannes Maria Flach“, Museum Ludwig, Köln

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • C. Breuer (Hrsg.): Köln 1928. Katalog zur Ausstellung des Verbandes Deutscher Amateurphotographen-Vereine e. V. im Kölnischen Kunstverein, Friesenplatz. Abbildungen von Hannes Flach, Photographische Gesellschaft Köln, Anton Meinholz, Photographische Gesellschaft Essen u. a., Köln 1928
  • Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1930. Heinrich Kühn zum 50jährigen Lichtbildnerjubiläum gewidmet (Einführungstext von Peter Panter, d. i. Kurt Tucholsky). Verlag Robert & Bruno Schultz, Berlin 1929.[11]
  • Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1933[12]
  • Köln die Domstadt am Rhein. Werbe-Amt der Stadt Köln und Kölner Verkehrs-Verein e. V., Fotos von E. Coubillier (1), Th. Felten (6), H. M. Flach (7), H. Gross, Bonn (1), H. Jansen (4), A. Kreyenkamp (2), W. Matthäus (3), H. Sangermann (3), H. Schmölz (3), K. Scholz (1), Köln o. J. (1935/36).
  • Der Marsch der Truppen in die alten Garnisonen. Auf dem Domplatz in Köln. Ganzs. Abbildung in: Berliner Illustrirte Zeitung, Heft Nr. 11 vom 12. März 1936, S. 357.
  • Mit Goethe zum Rhein – 1749 / 1949. Fotos von Peter Fischer, Flach, Gropp, Hallensleben, Jeiter, Maywald, Wolff & Tritschler u. a., Landesverkehrsverband Rheinland, Köln 1949.
  • Christoph Brockhaus / Reinhold Misselbeck (Hrsg.): Hannes Maria Flach – Photographien der Zwanziger Jahre. Ausstellung vom 13. Juli bis 14. August 1983. Katalog. Museum Ludwig, Köln 1983
  • Reinhold Mißelbeck: Kunstszene Köln – aus der Sicht Kölner Fotografen. Fotos von Mantz, Sander, Flach, Döring-Spengler, Erfurth, Schmölz, Chargesheimer, Held, Baus, Fürst, Rakoczy, Philips, Wirdeier, Burat, Peter Fischer, Pellini, Katz, Cox, Förster, Bindrim, Dietmar Schneider, Baatz, Fuchs, Jansen, Tillmann, Bitsch, Ogando u. a., Bachem Verlag, Köln 2000, ISBN 3761614543.
  • Werner Schäfke / Roman Heuberger (Hrsg.): Köln und seine Fotobücher – Fotografie in Köln, aus Köln, für Köln im Fotobuch von 1853 bis 2010. Emons Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-89705-790-6.
  • Reinhard Matz / Wolfgang Vollmer: Köln vor dem Krieg – Leben, Kultur, Stadt 1880-1940. Greven Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7743-0482-6.
  • Christoph Schaden (Hrsg.): Bilderstrom – Der Rhein und die Fotografie 2016 – 1853. Ausstellungskatalog des LVR-Landesmuseums Bonn, Hatje Cantz Verlag, Berlin 2016. ISBN 978-3-9811834-7-4.
  • Adelheid Komenda, Landesmuseum Bonn: Hannes Maria Flach. Der ungewöhnliche Weg eines Nachlasses. In: Photonews, 5 (2016), Archiv-Geschichten III, S. 6.

Weblink[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Hannes M. Flach Archiv. Auf: netzwer-fotoarchive.de, abgerufen am 15. Juli 2017
  2. Anmerkung: Historische Adresse Innere Kanalstraße 110 im Adressbuch Köln von 1934, Seite 479; heutige Adresse vermutlich Weißhausstraße oder Pohligstraße (Zollstock)
  3. Hannes Maria Flach 1901 Köln – 1936 Köln. Auf: van-ham.com, abgerufen am 15. Juli 2017
  4. big Magazin, Nr. 98, 5 (2017), Bickendorfer Interessengemeinschaft e. V. (Hrsg.), Köln, S. 30.
  5. Franz Martin Esser: Die Gruppe "Kölner Progressive" und ihr künstlerisches Umfeld (1920–1933). VDG Weimar 2008. ISBN 978-3-89739-584-8, S. 109.
  6. Franz Martin Esser: Franz Joseph Esser. Leben und Werk. Tectum Verlag, Marburg 2012, ISBN 978-3-8288-2881-0, S. 151.
  7. Hannes Maria Flach und Franz Joseph Esser: Gemeinsam geschriebene und unterzeichnete Ansichtspostkarte aus Calcar am Niederrhein (Motiv: Calcar, Marktplatz) vom 4. Juni 1930 (Poststempel), adressiert an Lotte Fahrig, Köln-Klettenberg, Manderscheider Straße 37.
  8. Tom Christie: focus: Hannes Maria Flach. Auf: tumblr.com, abgerufen am 15. Juli 2017
  9. Hannes Maria Flach 1901–1936. Auf: raederscheidt.com, abgerufen am 15. Juli 2017
  10. Adelheid Komenda, Landesmuseum Bonn: Hannes Maria Flach. Der ungewöhnliche Weg eines Nachlasses (Memento des Originals vom 23. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.photonews.de. In: Photonews, 5 (2016), Archiv-Geschichten III, S. 6.
  11. Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1930. Heinrich Kühn zum 50jährigen Lichtbildnerjubiläum gewidmet. Auf: photolit.de, abgerufen am 15. Juli 2017
  12. Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1930. (Vorwort „Wie sieht der Fotograf?“ Gespräch zwischen Raoul Hausmann und Werner Gräff, Berlin). Verlag Robert & Bruno Schultz, Berlin 1932.