Hans-Joachim Timpe

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Hans-Joachim Timpe (* 21. September 1939[1] in Halle/Saale) ist ein deutscher Chemiker auf dem Gebiet der Photochemie und Photopolymerisation und ehemaliger Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Timpe wurde als erstes von zwei Kindern als Sohn eines Lehrers geboren; zum Zeitpunkt der Geburt leistete sein Vater Militärdienst. Von 1945 bis 1953 besuchte Timpe drei verschiedene Schulen in kleinen Dörfern und anschließend die Erweiterte Oberschule in der DDR. Im letzten Jahr bereitete er sich auf sein Universitätsstudium in der Sowjetunion (Russland) vor und schloss sein Abitur ab. Aus gesundheitlichen Gründen entschied er sich ab 1957 für ein Studium der Chemie an der Technischen Universität Dresden (TU Dresden) und schloss 1962 in organischer Chemie als Diplom-Chemiker ab. Danach folgte er Heinz G. O. Becker von der TU Dresden an die Technische Hochschule Leuna-Merseburg (THLM), an der er 1966 in organischer Chemie zum Dr. rer. nat. promovierte.

Timpe begann seine akademische Laufbahn als wissenschaftlicher Assistent an der THLM, war dort weiter als wissenschaftlicher Oberassistent tätig, wurde 1973 nach seiner Habilitation[1] (1972; Dr. habil.) zum Dozenten am Institut für Organische Chemie der THLM und schließlich 1980 zum ordentlichen Professor für Organische Chemie ernannt, die er bis 1991 innehatte.[1] Einige seiner Studien und Veröffentlichungen entstanden in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wie dem Prager Institut für Chemische Technologie, der Slowakischen Hochschule für Technologie, der Staatlichen Öltechnologie Ufa, der Universität Breslau und der Université de Haut-Alsace.

Timpe verbrachte 1973/74 ein 10-monatiges Postgraduiertenstudium am Leningrad Institute of Technology (heute St. Petersburg Institute of Technology) in der Gruppe von Andrej V. El'tsov sowie 1983 drei Monate an der Columbia University New York in der Gruppe von Nicolas J. Turro.

An der THLM hielt Timpe Vorlesungen in Organischer Chemie und Patentwesen. Vier Jahre lang war er Direktor der Sektion Chemie, der damals größten Chemiesektion in der DDR und von 1986 bis 1990 Direktor des Instituts für Photochemie dieser Sektion.

Timpe ist Hauptautor von mehr als 400 Veröffentlichungen[2] und 260 Vorträgen. Darüber hinaus veröffentlichte er mehrere Übersichtsartikel in den Monographien „Heterocyclische Chemie“, „Topics in Current Chemistry“, „Radiation Curing in Polymer Science and Technology“, „Functional Polymers“ und „Photochemische Reaktionen“ (auf Russisch). Timpe war der Haupterfinder von etwa 25 Patenten in der DDR in Zusammenarbeit mit der dortigen Industrie.

Nach der Wende musste Timpe wie andere Professoren in der DDR die Hochschule verlassen.[3] Im September 1991 beendete er seine akademische Laufbahn und wechselte in die Industrie. Er trat der Forschungs- und Entwicklungsabteilung (F&E) als Leiter des Zentrallabors der Firma Polychrome (später Kodak) in Osterode bei. Gemeinsam mit seinem Team entwickelte er Negativlithografie-Druckplatten.[4][5] Eine davon kann durch Laser im nahen Infrarotbereich (NIR) polymerisiert werden.[6] Zwei davon wurden weltweit hergestellt und verwendet. Während seiner industriellen Karriere wurde Timpe Erfinder und Miterfinder von mehr als 35 deutschen und internationalen Patenten.[7][8][9]

Im Jahr 2005 ging Timpe in den Ruhestand.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

als Autor

  • 4-Amino-1.2.4-Triazol – ein Analogon des Chloramins. Kinetik und Reaktionsmechanismus der Nitrileliminierung aus den Azomethinen des 4-Amino-1.2.4-Triazols. Dissertation, Technische Hochschule Merseburg, Fakultät für Stoffwirtschaft. Merseburg 1966.
  • Beiträge zur Chemie der isoelektronischen 4-Imino-s-triazolium-Ylide und s-Triazol-4-N-oxide. Dissertation B, Technische Hochschule für Chemie Leuna-Merseburg, Merseburg 1972.
  • mit Harald Baumann: Photopolymere. Prinzipien und Anwendungen. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1988, ISBN 3-342-00215-8.
  • Photoinduzierte Polymerbildungsprozesse. Vortrag in der Sitzung der Klasse Chemie am 19. September 1985. Akademie-Verlag, Berlin 1987; Reprint bei De Gruyter, 2021. doi:10.1515/9783112551547

als Mitautor

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Heinz G. O. Becker: Photochemie. In: Merseburger Beiträge – 50 Jahre Hochschule Merseburg. Deutsches Chemie Museum, 2004, abgerufen am 22. August 2023 (S. 47–53.).
  2. H.-J. Timpe's research. In: Researchgate. Abgerufen am 27. August 2023.
  3. Heinz G. O. Becker: Photochemie. In: Merseburger Beiträge – 50 Jahre Hochschule Merseburg. Deutsches Chemie Museum, 2004, abgerufen am 22. August 2023 (PDF, S. 51.).
  4. Patentanmeldung EP1706790A1: Lithographische Druckplattenvorläufer mit mercapto-funktionalisierten freiradikal-polymerisierbaren Monomeren. Angemeldet am 19. Januar 2005, veröffentlicht am 4. Oktober 2006, Anmelder: Kodak Polychrome Graphics GmbH, Erfinder: Hans-Joachim Timpe, Ursula Müller.
  5. Patent EP1774404B1: Lithographische Druckplatten mit hoher Auflagenstabilität. Angemeldet am 14. Juli 2005, veröffentlicht am 17. September 2008, Anmelder: Kodak Graphics Comm GmbH, Erfinder: Hans-Joachim Timpe, Ursula Müller.
  6. Patent DE10326326B4: 1,4-Dihydropyridin enthaltende IR-empfindliche Zusammensetzung und deren Verwendung zur Herstellung von bebilderbaren Elementen. Angemeldet am 11. Juni 2003, veröffentlicht am 30. Juni 2005, Anmelder: Kodak Polychrome Graphics GmbH, Erfinder: Hans-Joachim Timpe et al.
  7. Patentanmeldung US2006154169A1: Radiation-sensitive compositions comprising a 1,4-dihydropyridine sensitizer and imageable elements based thereon. Angemeldet am 6. Dezember 2005, veröffentlicht am 13. Juli 2006, Erfinder: Hans-Joachim Timpe.
  8. Patentanmeldung DE10302111A1: Bebilderbare Elemente und Zusammensetzungen für Bebilderung mittels UV-Bestrahlung. Angemeldet am 21. Januar 2003, veröffentlicht am 19. August 2004, Anmelder: Kodak Polychrome Graphics GmbH, Erfinder: Hans-Joachim Timpe.
  9. Patente von Timpe (Übersicht). In: patents.google.com. google.com, abgerufen am 27. August 2023.
  10. Renate Kießling: Die Chemische Gesellschaft der DDR. In: Mitteilungen, 26 (2020), S. 290. GDCH, 2020, abgerufen am 23. August 2023.