Hans-Werner Börs

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Hans-Werner Börs (* 1928 in Bonn; † 22. Februar 1996[1]) war ein deutscher Kommunalpolitiker (CDU) und von 1970 bis 1992 Bürgermeister der hessischen Gemeinde Kriftel. Der Korruptionsskandal um Börs fand Beachtung in den überregionalen Medien und der Literatur.[2][3]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Börs war als Polizeioberamtsrat im rheinland-pfälzischen Innenministerium tätig gewesen, bevor er am 1. September 1970 Bürgermeister von Kriftel wurde.[1] Als solcher sprach er sich gegen die geplante Eingemeindung Kriftels nach Hofheim am Taunus aus, die im Rahmen der Gebietsreform in Hessen Anfang der 1970er-Jahre erfolgen sollte und letztlich 1974 nicht beschlossen wurde. In Börs Amtszeit fiel die Neugestaltung der Ortsmitte durch eine kleine Geschäftszeile mit Restaurants, Supermarkt, Bäckerei, Apotheke und Drogerie. Daneben die Fertigstellung weiterer Großbauprojekte wie der in der Amtszeit von Georg Richberg (1949–1967) geplante und 1972 eingeweihte Freizeitpark mit Freibad (auf etwa 2 bis 3 % der Gemeindefläche) und die 1973 eröffneten Schwarzbachhallen.

Korruptionsskandal und Untersuchungshaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verhaftung Börs bei einer Festnahmeaktion der Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen mehrere Amtsträger am Buß- und Bettag 1991 war der größte politische Skandal der Gemeinde Kriftel.[4] Börs wurde vorgeworfen als Verbandsvorsteher des für Abwasserbeseitigung zuständigen Schwarzbachverband Main-Taunus im „Tausch“ gegen Parteispenden zu Gunsten der CDU, fingierte Rechnungen an den Schwarzbachverband veranlasst zu haben. Auch habe Börs „Schwierigkeiten bei der Baugenehmigung für eine große Werkshalle“ aus dem Weg geräumt. Daneben habe er sich zu teuren Reisen einladen lassen und eine Baufirma habe ihm verbilligt ein Haus vermietet. Börs beteuerte seine Unschuld und etwa 500 Einwohner demonstrierten für ihn. Im Oktober 1992 kam er unter dem Vorwurf der versuchten Erpressung, Bestechlichkeit und Betrug in Untersuchungshaft, womit auch seine Amtszeit als Bürgermeister endete.[1] Nach Schätzungen der Staatsanwaltschaft waren insgesamt „über 100.000 Mark an Spenden und Bestechungsgeldern geflossen“.[5][6] In der Wohnung eines Bestechers konnte ein Videoband sichergestellt werden, das Börs und andere Beteiligte in Alfons Schuhbecks Nobelrestaurant im bayerischen Waging am See zeigte, beim Austausch von Geschenken und der Unterzeichnung eines auf Korruption gegründeten Vertrags. Letztlich wurden alle Beteiligten zu teils hohen Haftstrafen verurteilt, ausgenommen Börs, der vor einer Verurteilung an einer Krebserkrankung starb.[4] Zu Ehren seines 20. Todestages besuchten Kriftels Bürgermeister Christian Seitz und der Erste Beigeordnete Franz Jirasek das Grab von Börs und legten Blumenschmuck nieder.[1]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Börs war verheiratet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Unvergessen: Bürgermeister Hans-Werner Börs (Memento vom 24. April 2017 im Internet Archive)
  2. Hans G. Möntmann: Protzkis Traumland. Wirtschaftsverl. Ueberreuter, 1994, ISBN 978-3-901260-65-0, S. 161.
  3. Friedrich Bräuninger, Manfred Hasenbeck: Die Abzocker : Selbstbedienung in Wirtschaft und Politik (= Econ Sachbuch. Band 26211). 3. Auflage. Econ-Taschenbuch-Verlag, 1995, ISBN 978-3-612-26211-0, S. 117.
  4. a b Reiner Scholz: Unter der öffentlichen Hand. In: Die Zeit. 30. August 1996, abgerufen am 21. März 2024.
  5. Korruption : Eid in Handschellen. In: Der Spiegel. Nr. 3/1993, 17. Januar 1993, S. 37 (spiegel.de [PDF]).
  6. Matthias Drobinski: Hand aufgehalten. In: Die Zeit. 29. Januar 1993, abgerufen am 21. März 2021.