Hans Amschl

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Hans Amschl (* 23. Oktober 1896 in Graz; † 3. März 1964 in Puerto de la Cruz) war ein österreichischer Jurist und Politiker der ÖVP. Der ehemalige Oberstaatsanwalt war 1945 stellvertretender Landeshauptmann von Kärnten, 1949 bis 1953 Abgeordneter zum Steirischen Landtag und von 1949 bis 1962 stellvertretender Bürgermeister der Landeshauptstadt Graz.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Amschl wurde in Graz als Sohn des gleichnamigen Kaufmannes Hans Amschl (1868 – 1929)[1] und dessen Gattin Anna († 1936)[2] geboren. Sein Vater war schon vor dem Ersten Weltkrieg für die Christlichsoziale Partei aktiv gewesen, gehörte dem Grazer Gemeinderat an und bekleidete von 1927 bis zu seinem Tod das Amt des Grazer Vizebürgermeisters. Hans Amschl junior studierte Rechtswissenschaft an der Karl-Franzens-Universität und schloss das Studium mit dem Titel eines Dr. jur. ab. Parallel zu seinem Gerichtsdienst arbeitete er ab 1920 für die Staatsanwaltschaft in Leoben. Kurz nach den Februarkämpfen 1934 wurde Amschl zum Leiter der Leobner Staatsanwaltschaft befördert.[3] Seine Karriere setzte sich im Ständestaat weiter fort, 1935 wurde er interimistisch mit der Leitung der Staatsanwaltschaft in Klagenfurt betraut, danach wurde er stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft in Graz und schließlich Oberstaatsanwalt für die Steiermark und Kärnten.[4][5]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges engagierte Amschl sich vielfältig. Er war als Oberstaatsanwalt unter anderem in der Volksgerichtsbarkeit, also den von den Alliierten Besatzern zur Ahndung von NS-Verbrechen eingerichteten Gerichten, tätig. Im Herbst 1948 kam es hierbei zu einer Konfrontation zwischen ihm und dem Leiter der Britischen Legal Division, Sir Alfred Brown. Von Seiten der Britischen Besatzer wurde Amschl zu große Milde gegen ehemalige Nationalsozialisten vorgeworfen. Der Konflikt endete mit der Demission Amschls – eine derart tiefgreifende Intervention der Besatzer noch drei Jahre nach Kriegsende war selten.[6][7] 1949 beendete er seine juristische Karriere.

Schon ab 19. Mai 1945 (als Nachfolger von Josef Ritscher) hatte Amschl als Vertreter der ÖVP der Provisorischen Kärntner Landesregierung angehört, ebenso war er Teil des folgenden, kurzlebigen Konsultativen Landesausschusses. Sein nominell höchstes Amt hatte er zwischen 25. Juli und 15. Oktober 1945 als stellvertretender Landeshauptmann in der Landesregierung Piesch III inne.[8] Mit Beginn seines Ruhestandes als Jurist engagierte Amschl sich in der steirischen Politik und gehörte von 1949 bis 1953 dem steirischen Landtag an. Außerdem war er von 1949[9] bis 1962 zweiter Stellvertreter der Bürgermeister Eduard Speck und Gustav Scherbaum. Innerhalb der Partei war er Obmann der Grazer Abteilung des ÖAAB und Stadtparteiobmann der ÖVP.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bürgermeisterstellvertreter Hans Amschl gestorben. In: Grazer Tagblatt / Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer / Neues Grazer Tagblatt / Neues Grazer Morgenblatt. Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / Neues Grazer Abendblatt. Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / (Süddeutsches) Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift „Bergland“, 15. Oktober 1929, S. 12 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gtb
  2. Trauerfall. In: Kärntner Zeitung / Kärntner Tagblatt, 11. Jänner 1936, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/knz
  3. Von der Staatsanwaltschaft. In: Grazer Tagblatt / Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer / Neues Grazer Tagblatt / Neues Grazer Morgenblatt. Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / Neues Grazer Abendblatt. Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / (Süddeutsches) Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift „Bergland“, 27. Februar 1934, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gtb
  4. Von der Staatsanwaltschaft. In: Freie Stimmen. Deutsche Kärntner Landes-Zeitung / Freie Stimmen. Süddeutsch-alpenländisches Tagblatt. Deutsche Kärntner Landeszeitung, 30. April 1935, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/fst
  5. a b Mandatare und Mandatarinnen Landtag Steiermark seit 1945. In: landesarchiv.steiermark.at. Abgerufen am 7. November 2021 (Leider kein Permalink der Suchabfrage möglich).
  6. Martin F. Polaschek: Im Namen der Republik Österreich! Die Volksgerichte in der Steiermark 1945 bis 1955. In: Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives. Band 23. Graz 1998, ISBN 3-901938-01-X, S. 28.
  7. Alexander Josef Mayr: Denazification - British Element. Entnazifizierungsmaßnahmen der Briten in Österreich. Wien 2008, S. 88, 93 (univie.ac.at – Diplomarbeit an der Universität Wien).
  8. Kärnten: Von der deutschen Grenzmark zum österreichischen Bundesland. In: Helmut Rumpler, Ulfried Burz (Hrsg.): Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945. Band 2. Böhler, Wien 1998, ISBN 978-3-205-98792-5, S. 77, 114, 165 f.
  9. Bürgermeisterwahl in Graz. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 19. November 1949, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/awi