Hans Hoffmeister (Chemiker)

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Hans Hoffmeister (rechts) 1981 im Gespräch mit Kollegen

Hans Hoffmeister (* 30. September 1932 in Bad Oeynhausen) ist ein deutscher Chemiker, Hochschullehrer, ehemaliger Institutsleiter des Bundesgesundheitsamtes (BGA) und früherer Direktor des Robert Koch-Instituts.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Besuch der Oberschule für Jungen bis zur mittleren Reife 1950 machte er 1952 einen Abschluss als Chemielaborant bei den damaligen Asta-Werken[1] in Brackwede. Parallel dazu besuchte er die Abendschule in Bielefeld und machte dort 1952 einen Abschluss mit externem Abitur. Von 1953 bis 1959 schloss sich ein Studium der Chemie an der Universität Köln an. Einer seiner Hochschullehrer war Kurt Alder. Die seinerzeit übliche dreijährige Diplomarbeit wurde bei Leonhard Birkofer angefertigt. Von 1960 bis 1964 wurde an der LMU-München eine Dissertation bei den Hochschullehrern Adolf Butenandt und Peter Karlson zum Thema Isolierung und Strukturaufklärung von Ecdyson[2] mit dem Prädikat summa cum laude angefertigt. Die Promotion erfolgte 1964. Von 1964 bis 1968 habilitierte sich Hoffmeister für das Fach Klinische Biochemie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bei Heinrich Barthelheimer[3] und Joachim Kühnau[4] mit Arbeiten zur Isolierung und Strukturaufklärung des Ecdysterons und zur Qualitätssicherung in der klinisch-chemischen Diagnostik. Er engagierte sich gesundheitspolitisch in der Deputation (Hamburg) der Hamburger Gesundheitsbehörde.

Anlässlich seines 90. Geburtstags fand im Schloss Ziethen[5] im Havelland eine Festveranstaltung mit nationaler und internationaler Beteiligung statt. Vortragende waren unter anderen Heribert Offermanns und Udo Schumacher. Am zweiten Tag der Festveranstaltung fand noch eine Führung durch die weitläufige Parkanlage durch den Hausherren Freiherr von Thüngen-Reichenbach statt. Dabei konnte auch ein historischer Eiskeller besichtigt werden.

Leitende Funktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1968 bis 1973 war er Leiter des Fachgebiets Klinische Chemie und Hämatologie im neu gegründeten Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamtes (BGA). Dort baute er eine stark automatisierte Labordiagnostik auf, die unter strenger interner statistischer Qualitätskontrolle ein breites Spektrum von klinisch-chemischen und hämatologischen Parametern analysierte.[6] Das Fachgebiet ist seither ein zentrales Prüfzentrum für externe Ringversuche der Fachgesellschaften für klinische Chemie und Labormedizin.[7] Die Einführung der strikten Qualitätskontrolle markiert die Anfänge der evidenz-basierten Medizin und der Arzneimittelgesetzgebung.

1973 bis 1994: 1973 wurde ihm die Leitung des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie des BGA übertragen. In diese Zeit fallen auch Arbeiten zur Stressforschung im Bereich der Neuroendokrinologie unter Anwendung der GC-MS-Kopplung.[8][9]

In diese Zeit fällt auch die Einrichtung des Krebsregisters für die Bundesrepublik Deutschland,[10] die Publikation zur Krebsgefährdung durch Haarfärbemittel[11] und der Beginn der Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie (DHP),[12] eine gutachterliche Stellungnahme zur Rolle der Nahrungsfette[13] sowie die Durchführung der Vegetarier-Studie mit Arbeiten zur detaillierten Lipidanalytik des Humanserums.[14][15] und im Rahmen der DHP die Publikation zum Arzneimittelkonsum in der Bundesrepublik Deutschland[16]

1994 bis 1996: Nach der Auflösung des BGA durch den damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer wurde Hans Hoffmeister die Leitung des neuen Bundesinstituts für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten (siehe Robert Koch-Institut#Nach 1945), das durch Vereinigung des früheren Robert Koch-Instituts mit dem Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des BGA gebildet wurde,[17] übertragen. In diese Zeit fallen auch die Planung und Durchführung des Bundes-Gesundheitssurveys sowie weitere Arbeiten zur Pharmakoepidemiologie.[18][19][20][21]

1996 fand sein Eintritt in den Ruhestand mit weiterer wissenschaftlicher Tätigkeit als apl. Professor an der FU Berlin und Lehrtätigkeit in Klinischer Pharmakologie im Auftrag des Wissenschaftlichen Instituts der Ärzte Deutschlands gem.e.V (WIAD)[22] in Bonn statt.

Unternehmensgründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1997 gründete er in Oberkrämer gemeinsam mit seinem Sohn Hans Hoffmeister jun. die Zellwerk GmbH, deren Anliegen die Generierung von humanen Zellen (Zellkultur von Lymphozyten, Killerzellen u. a.) für den therapeutischen Einsatz bei Krebs-, Autoimmun- und schweren Infektionskrankheiten ist.[23][24][25]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angela Zink, Christoph Zink, Hans Hoffmeister: Rheumatische Krankheit und soziale Lage : Eine empirische Studie aus dem Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamtes. Reprint. de Gruyter, Berlin/ Boston 2019, ISBN 978-3-11-010435-6.
  • Forschungsverbund Deutsche Herz-Kreislauf-Präventionsstudie und Jürgen von Troschke (Hrsg.): Die deutsche Herz-Kreislauf-Präventionsstudie : Design und Ergebnisse. Verlag Hans Huber, Bern/ Göttingen/ Toronto/ Seattle 1998, ISBN 3-456-83011-4.
  • H. Hoffmeister, F. P. Schelp, D. Böhning, B. Dietz, W. Kirschner: Alkoholkonsum in Deutschland und seine gesundheitlichen Auswirkungen. 1999, ISBN 978-3-642-60199-6. (springer.com)
  • H. Hoffmeister, G. B. Mensink, H. Stolzenberg, J. Hoeltz, H. Kreuter, U. Laaser, E. Nüssel, K. D. Hüllemann, J. V. Troschke: Reduction of coronary heart disease risk factors in the German cardiovascular prevention study. In: Prev Med. Band 25, Nr. 2, Mar-Apr 1996, S. 135–45. PMID 8860278.
  • H. Hoffmeister, G. B. Mensink, H. Stolzenberg: National trends in risk factors for cardiovascular disease in Germany. In: Prev Med. Band 23, Nr. 2, Mar 1994, S. 197–205. PMID 8047526.
  • H. Hoffmeister (Hrsg.): Gesünder leben - Herzenssache : Bericht über die Interventionsmassnahmen der Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie (DHP) und deren Evaluation in der Teilstudie Berlin-Spandau 1984–1991. Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamtes, 1993, ISBN 3-89254-188-4.
  • H. Hoffmeister: Nationaler Gesundheits-Survey 1984–1986, Teil: Untersuchungsbefunde und Laborwerte. 2., überarbeitete Auflage. MMV Medizin-Verlag, München 1993, ISBN 3-8208-1203-2.
  • H. Hoffmeister: Nationaler Gesundheits-Survey 1984–1986, Teil: Sozialer Status und Gesundheit : Unterschiede in der Verteilung von Herz-Kreislauf-Krankheiten und ihrer Risikofaktoren in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland nach Schichten und Gruppen. MMV Medizin-Verlag, München 1992, ISBN 3-8208-1183-4.
  • H. Hoffmeister: Steigende Lebenserwartung - Last oder Lust in: Bad Harzburger Gespräche 1988, der Staatsbürgerlichen Stiftung Bad Harzburg e.V.[26]
  • Aus dem Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamtes (Hrsg.): Claus Garbe: Gesundheitszustand und gesundheitliche Risiken von Linienbusfahrern in Berlin (West), SozEp-Berichte 2/1981, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-496-02069-5.
  • P. Lippert, Alfred L. McAlister, H. Hoffmeister (Hrsg.): Proceedings of the International Workshop on Health Promotion in Youth: Problems and Perspectives. Berlin, April 23rd - 25th, 1980, Federal Health Office. (= Institute for Social Medicine and Epidemiology, SozEp-Berichte). Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1984, ISBN 3-924403-03-1.
  • H. Hoffmeister (Hrsg.): Carbon monoxide and cardiovascular disease : workshop at Berlin, 11 - 12 October 1978. organized by: Fed. Health Office, Inst. for Social Medicine and Epidemiology, Berlin, American Health Foundation, New York, 1979. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1979, ISBN 3-496-02060-1.
  • Hans Hoffmeister: Zusammenhänge zwischen Trinkwasserinhaltsstoffen und kardiovaskulären Krankheiten : Probleme d. Analyse. (= SozEp-Berichte. 1979,3). Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1979, ISBN 3-496-02062-8.
  • H. Hoffmeister (Hrsg.): Epidemiologische Felduntersuchungen in Hessen. Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-496-02015-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 100 Jahre ASTA-Werke
  2. Hochschulschrift Konstitutionsaufklärung des Ecdysons
  3. Heinrich Bartelheimer
  4. Joachim Kühnau
  5. Schloss Ziethen, abgerufen am 25. März 2023
  6. H. Hoffmeister, B. Junge: Über die Haltbarkeit von Serumbestandteilen und die Zuverlässigkeit ihrer Bestimmung im Autoanalyzer SMA 12/30-Survey. Automation klinisch-chemischer Bestimmungsmethoden. II. Mitteilung. In: Z. klin. Chem. u. klin. Biochem. 8. Jg., Humboldt-Universität zu Berlin November 1970, S. 613–617. (edoc.hu-berlin.de)
  7. Deutsche Gesellschaft für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e.V.
  8. H.-U. Melchert, H. Hoffmeister: Gaschromatographische Bestimmung von Hydroxyindolessigsäure, Vanillinmandelsäure und Homovanillinsäure. In: Das Medizinische Laboratorium. Band 29, Heft 9, Hirzel Verlag, Stuttgart 1976, S. 199–206, ZB-ID 205609-4, ISSN 0025-8466
  9. H. U. Melchert, H. Hoffmeister: Determination of the urinary metabolites hydroxyindole-acetic acid, vanillyl mandelic acid and homovanillic acid by means of lipophilic gel chromatography and gas chromatography. In: J Clin Chem Clin Biochem. Band 15, Nr. 2, Feb 1977, S. 81–87. PMID 845547.
  10. Krebsregister
  11. Claus Garbe unter Mitarbeit von Babette Budczies, Ursula von Maltzan und Hans-Ulrich Melchert: Krebsgefährdung durch Haarfärbemittel: Epidemiologischer Forschungsstand und Ergebnisse einer Untersuchung bei Berliner Frisören. (= SozEp-Berichte. 1/1983). Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-496-02211-6.
  12. DHP-Studie
  13. Hans Ulrich Melchert, Hans Hoffmeister: Rolle der Nahrungsfette und der Blutlipide in der multifaktoriellen Genese und in der Prävention kardiovaskulärer Krankheiten. (= SozEp-Berichte. 1981,5). D. Reimer Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-496-02111-X.
  14. K. Kemper, H.-U. Melchert, K. Rubach, H. Hoffmeister: Charakterisierung der Triglyceridmuster von pflanzlichen und tierischen Fetten sowie Human- und Tierseren mittels HPLC nach Vortrennung an AgNO3-imprägnierten Kieselgel-Minisäulen. In: Fresenius’ Journal of Analytical Chemistry. Band 331, 1988. doi:10.1007/BF01032542
  15. H. U. Melchert, N. Limsathayourat, H. Mihajlović, J. Eichberg, W. Thefeld, H. Rottka: Fatty acid patterns in triglycerides, diglycerides, free fatty acids, cholesteryl esters and phosphatidylcholine in serum from vegetarians and non-vegetarians. In: Atherosclerosis. Band 65, Nr. 1-2, Mai 1987, S. 159–166. PMID 3606730
  16. H.-U. Melchert, H. Hoffmeister: Arzneimittelkonsum in der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesgesundheitsblatt 32. Jahrgang, Heft 11, 1989, S. 477–480.
  17. Geschichtsüberblick
  18. H. U. Melchert, H. Knopf, E. Pabel, M. Braemer-Hauth, Y. Du: Co- and multimedication in users of ASA and vitamin E drugs in the Federal Republic of Germany. Results of the Federal Health Surveys 1984–1999. In: Int J Clin Pharmacol Ther. Band 39, Nr. 11, Nov 2001, S. 488–491. PMID 11727969
  19. Hans-Ulrich Melchert, Bernd Görsch, Wulf Thierfelder: Schilddrüsenhormone und Schilddrüsenmedikation bei Probanden in den Nationalen Gesundheitssurveys. Robert Koch-Institut, Berlin 2002, ISBN 3-89606-138-0.
  20. Y. Du, H. U. Melchert, H. Knopf, M. Braemer-Hauth, B. Gerding, E. Pabel: Association of serum caffeine concentrations with blood lipids in caffeine-drug users and nonusers - results of German National Health Surveys from 1984 to 1999. In: Eur J Epidemiol. Band 20, Nr. 4, 2005, S. 311–316. PMID 15971502
  21. Y. Du, H. U. Melchert, M. Schäfer-Korting: Hormone replacement therapy in Germany: determinants and possible health-related outcomes. Results of National Health Surveys from 1984 to 1999. In: Maturitas. Band 52, Nr. 3-4, Nov-Dez 2005, S. 223–234. PMID 16040212
  22. WIAD e.V.
  23. Zellwerk GmbH Hi-Per-Gruppe
  24. Zellwerk Technologie, abgerufen am 16. November 2022
  25. Stammzellen aus Oberkrämer, abgerufen am 5. Februar 2023.
  26. Staatsbürgerliche Stiftung Bad Harzburg e.V.