Hans Robertson

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Hans Robertson (* 8. Mai 1883 in Hamburg; † 11. September 1950 in Vangede Dänemark) war ein deutscher Fotograf und Fotojournalist der Weimarer Republik.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Robertson wurde am 8. Mai 1883 als Sohn eines Kaufmanns in Hamburg geboren. Nach seiner Schulzeit und Ausbildung als Ingenieur wandte er sich der Fotografie zu. Den Beruf des Ingenieurs hat er nie ausgeübt.

Zuerst war Hans Robertson Assistent bei dem Naturfotografen Albert Steiner in St. Moritz, Schweiz. Ab 1911 arbeitete er in Hamburg im Atelier A. Mocsigay, welches zahlreiche Serien mit Fotopostkarten herausgab. Ab 1915 bis 1919 führte Robertson zusammen mit Albert Steiner das Fotogeschäft in St. Moritz, welches Steiner dort ab 1910 aufgebaut hatte.[1]

Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg soll sich Robertson in Berlin-Wilmersdorf, Duisburgerstraße Nr. 2, als selbstständiger Fotograf niedergelassen haben. Um 1927 übernahm Robertson das Atelier von Lili Baruch am Kurfürstendamm 201, welches auf Theater- und Tanzfotografie spezialisiert war, und leitete dieses von 1928 bis 1933, hier mit der Anschrift Kurfürstendamm Nr. 200.[2]

Als Tanz- und Industriephotograph so wie auch als Bildjournalist avancierte Robertson zu einem der renommiertesten Porträtisten der Stadt, vor allem von Schriftstellern, Künstlern und Politikern wie Käthe Kollwitz, Heinrich Mann oder Gustav Stresemann. Besonders bekannt wurde er durch seine Aufnahmen moderner Tänzer und Tänzerinnen wie Harald Kreutzberg, Vera Skoronel und Mary Wigman, so wie des Boxers Max Schmeling.[3]

Aus politischen Gründen übergab Hans Robertson im Juni 1933 sein Atelier mitsamt dem Negativbestand an seinen früheren Mitarbeiter Siegfried Enkelmann (1905–1978), welcher das Atelier unter seinem Namen bis 1961 weiterführte.

1933 heiratete Hans Robertson die dänische Tänzerin Inger Kyser-Linden, geborene Levin (* 1903). Hans Robertson wurde als Jude nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten aus dem Landesverband Berlin der Bildberichter ausgeschlossen. 1934 emigrierte Robertson mit seiner Frau über die Schweiz nach Dänemark. Dort ließ Robertson sich in Kopenhagen nieder und eröffnete eine Fotoschule, arbeitete als freier Porträt- und Theaterfotograf und veröffentlichte Artikel in Foto-Fachzeitschriften.

1943 floh Robertson mit seiner Frau vor der auch in Dänemark beginnenden Judenverfolgung nach Stockholm. Er kehrte im Mai 1945 nach Kopenhagen in den Vorort Vangede zurück und öffnete wieder seine Fotoschule. Bis zu seinem Tod am 11. September 1950 blieb Hans Robertson in Dänemark.

The National Museum of Photograph in Kopenhagen hält die größte Sammlung der Negative aus dem Nachlass von Hans Robertson. Im The Black Diamond wurden in der Ausstellung in 2010 eine Auswahl seiner wichtigsten Aufnahmen aus den Jahren „vor Hitler“ präsentiert, darunter neu aufgefundene Berlin-Fotografien.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1931: Ausstellung gemeinsam mit Charlotte Rudolph, Essen und Mannheim
  • 2005: De la comtesse De Castiglione à Cindy Sherman – Galerie de France, Paris
  • 2008: Hans Robertson – Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Photographische Rundschau und Mitteilungen, Zeitschrift für Freunde der Photographie, herausgegeben von Chemiker Paul Hanneke, Berlin, Prof. Dr. Luther, Dresden, und F. Matthies-Masuren, Halle a. S., 49. Jahrgang, Photographische Verlagsgesellschaft, Halle a. S. 1912, Heft 1
  • Photographische Rundschau und Mitteilungen, Zeitschrift für Freunde der Photographie, herausgegeben von Chemiker Paul Hanneke, Berlin, Prof. Dr. Luther, Dresden, und F. Matthies-Masuren, Halle a. S., 50. Jahrgang, Photographische Verlagsgesellschaft, Halle a. S. 1913, Heft 22
  • Unsere Zeit in 77 Frauenbildnissen, Niels Kampmann Verlag, Heidelberg o. J. (ca. 1930)
  • Die schöne Tänzerin, die sich hässlich macht, Bildbericht mit drei Photos von Robertson-Unionbild, in: Neue IZ, Heft 2 vom 12. Januar 1933
  • Frank-Manuel Peter: „Das tänzerische Lichtbild“. Hugo Erfurth als Dokumentarist des frühen Ausdruckstanzes. In: Bodo von Dewitz, Karin Schuller-Procopovici (Hrsg.): Hugo Erfurth, 1874–1948. Photograph zwischen Tradition und Moderne. Wienand, Köln 1992, ISBN 3-87909-312-1, S. 45–52, hier S. 51.
  • Honnef, Klaus & Weyers, Frank (Hg.). Und sie haben Deutschland verlassen ...müssen. Fotografen und ihre Bilder 1928-1997. 171 Fotografen, 603 Abbildungen. (Vorwort Frank Günter Zehnder).
  • Gunhild Oberzaucher-Schüller, Daniel Brandenburg, Monika Woitas. Prima la danza!: Festschrift für Sibylle Dahms, 2004, ISBN 382602771X

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hans Robertson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Robertson, Kurzvita auf Foto Schweiz
  2. Baruch, Lili. Eingangsgebäude des S-Bahnhofs Heerstrasse in Berlin. Original-Photographie. Allerdings wird als Adresse nicht der Ku-Damm angegeben, sondern: Charlottenburg 4, Bismarckstr. 103, Berlin C 1. Telefon-Amt Steinplatz 7857. Demnach war bis Ende 1927 das Studio im gemeinsamen Besitz von Lili Altschul-Baruch und Hans Robertson. Robertson hatte das Studio in der zweiten Jahreshälfte 1928 von Lili Baruch übernommen.
  3. BZ, Eine Ausstellung zeigt nie gesehene Fotos des Berliners Hans Robertson, 11. November 2008