Haptische Täuschung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine haptische Täuschung ist eine Wahrnehmungstäuschung des Tastsinnes. Einige haptische Täuschungen benötigen eine aktive Berührung (Bewegung von Fingern oder Hand), wobei andere passiv (externe Stimulation die auf Haut drückt) geschehen. In den letzten Jahren wurde das Interesse bei Wahrnehmungsforschern größer, was zur Entdeckung neuer haptischen Täuschungen führte und deren Veröffentlichung in bekannten Medien.[1] Haptische Täuschungen können analog, visuell oder auditiv sein, was suggeriert, dass die verschiedenen sensorischen Organe Informationen auf ähnliche Weise verarbeiten.

Bekannte haptische Täuschungen sind:

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es existieren viele verschiedene Beispiele von haptischen Täuschungen, wobei folgende bekannt sind:

Passive haptische Täuschungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eine der bekanntesten passiven haptischen Täuschungen ist die Cutaneous Rabbit Illusion, in welcher eine Reihe von Berührungen auf zwei verschiedene Stellen auf der Haut ausgeübt werden, was dazu führt, dass die Person weitere Berührungen im Zwischenraum wahrnimmt, obwohl dort gar keine Berührung stattfand.[2][3]
  • Der Tau Effekt beschreibt das Phänomen, welches zeigt, dass wenn zwei gleiche Berührungen auf die Haut getätigt werden, eine Ungleichheit wahrgenommen werden kann, was mit dem Zeitabstand der Berührungen im Zusammenhang steht. Kleinere Abstände zwischen den zwei Berührungen führen dazu, dass man die Berührungen näher aneinander empfindet.[4] Das Phänomen findet auch visuell[5] und auditiv[6] statt.
  • Der Kappa Effekt beschreibt das Phänomen, dass wenn Berührungen der Haut in regelmäßigem Abstand stattfinden, die Person trotzdem das Gefühl hat, dass die Abstände unregelmäßig stattfinden. Ein größerer räumlicher Abstand führt zur Verstärkung dieses Phänomens. Das Phänomen findet auch visuell[7][8] und auditiv[9] statt.
  • Wenn eine Person die Augen geschlossen hält und ihre Arme ausstreckt und dann jemand mit seinem Finger von der Schulter in Richtung des Ellbogens streicht, kann die Person mit dem ausgestreckten Arm oft nicht korrekt sagen, wann der Finger beim Ellbogen ankommt.[10]

Taktile haptische Täuschungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wenn für ungefähr eine Minute eine Hand in kaltes Wasser und die andere Hand in heißes Wasser und danach beide Hände in lauwarmes Wasser gelegt werden, fühlt sich dieses heiß an für die Hand, die in kaltem Wasser lag, und kalt für die Hand, welche im heißen Wasser lag.
  • Eine Person A liegt mit nach vorne gestreckten Armen auf dem Bauch und eine andere Person B hebt für eine Minute die Arme von A ungefähr einen Meter über den Boden, während A die Augen geschlossen hält und den Kopf hängen lässt. Wenn dann die Arme von A langsam Richtung Boden bewegt werden, bekommt A das Gefühl, dass die Arme sich unter das Höhenniveau des restlichen Körpers bewegen.

Weitere Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wenn während des Essens eine Person Essen mit einer Textur in einer Hand hält und Essen mit einer anderen Textur im Mund hat, fühlen die meisten Personen die Frische und Feste durch beide durch.
  • Wenn eine Person lange auf dem Meer unterwegs war, kann es sein, dass die Bewegung der Wellen immer noch wahrgenommen werden kann, wenn die Person wieder an Land ist.
  • Wenn eine Person lange eine Mütze getragen hat, kann das Gefühl der Mütze auch nach dem Ablegen noch gefühlt werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Graham Lawton: Seven ways to fool your sense of touch. Abgerufen am 3. Juni 2020 (amerikanisches Englisch).
  2. Frank A. Geldard, Carl E. Sherrick: The Cutaneous "Rabbit": A Perceptual Illusion. In: Science. Band 178, Nr. 4057, 13. Oktober 1972, ISSN 0036-8075, S. 178–179, doi:10.1126/science.178.4057.178, PMID 5076909 (sciencemag.org [abgerufen am 3. Juni 2020]).
  3. Daniel Goldreich, Jonathan Tong: Prediction, Postdiction, and Perceptual Length Contraction: A Bayesian Low-Speed Prior Captures the Cutaneous Rabbit and Related Illusions. In: Frontiers in Psychology. Band 4, 2013, ISSN 1664-1078, doi:10.3389/fpsyg.2013.00221, PMID 23675360, PMC 3650428 (freier Volltext).
  4. Jonathan Tong, Vy Ngo, Daniel Goldreich: Tactile length contraction as Bayesian inference. In: Journal of Neurophysiology. Band 116, Nr. 2, 27. April 2016, ISSN 0022-3077, S. 369–379, doi:10.1152/jn.00029.2016, PMID 27121574, PMC 4969385 (freier Volltext).
  5. J. Christopher Bill, Leon W. Teft: Space-time relations: The effects of variations in stimulus and interstimulus interval duration on perceived visual extent. In: Acta Psychologica. Band 36, Nr. 5, 1. November 1972, ISSN 0001-6918, S. 358–369, doi:10.1016/0001-6918(72)90032-7.
  6. Jean-Christophe Sarrazin, Marie-Dominique Giraudo, John Bruce Pittenger: Tau and Kappa effects in physical space: the case of audition. In: Psychological Research. Band 71, Nr. 2, 1. März 2007, ISSN 1430-2772, S. 201–218, doi:10.1007/s00426-005-0019-1.
  7. Youguo Chen, Bangwu Zhang, Konrad Paul Kording: Speed Constancy or Only Slowness: What Drives the Kappa Effect. In: PLOS ONE. Band 11, Nr. 4, 21. April 2016, ISSN 1932-6203, S. e0154013, doi:10.1371/journal.pone.0154013, PMID 27100097, PMC 4839579 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 3. Juni 2020]).
  8. Tsuyoshi Kuroda, Simon Grondin, Makoto Miyazaki, Katsuya Ogata, Shozo Tobimatsu: The Kappa Effect With Only Two Visual Markers. In: Multisensory Research. Band 29, Nr. 8, 1. Januar 2016, ISSN 2213-4808, S. 703–725, doi:10.1163/22134808-00002533.
  9. Jean-Christophe Sarrazin, Marie-Dominique Giraudo, John Bruce Pittenger: Tau and Kappa effects in physical space: the case of audition. In: Psychological Research. Band 71, Nr. 2, 1. März 2007, ISSN 1430-2772, S. 201–218, doi:10.1007/s00426-005-0019-1.
  10. Peter Brugger, Rebekka Meier: A New Illusion at Your Elbow. In: Perception. Band 44, Nr. 2, Januar 2015, ISSN 0301-0066, S. 219–221, doi:10.1068/p7910.