Hartmut Schulze-Boysen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hartmut Schulze-Boysen (* 21. Februar 1922 in Duisburg als Hartmut Schulze; † 14. Juli 2013 in Bonn[1]) war ein deutscher Diplomat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hartmut Schulze wurde als jüngstes von drei Kindern von Marie Luise Boysen, einer Nichte des Soziologen Ferdinand Tönnies[2] und des Marineoffiziers Erich Edgar Schulze, einem Neffen des Admirals Alfred von Tirpitz, geboren. Sein älterer Bruder war der Beamte im Reichsluftfahrtministerium und Widerstandskämpfer Harro Schulze-Boysen, seine Schwägerin Libertas Schulze-Boysen. In Erinnerung an seinen 1942 hingerichteten[3][4] Bruder nahm Hartmut Schulze ebenfalls den Doppelnamen Schulze-Boysen an.

Schulze-Boysen erreichte, dass die Staatsanwaltschaft Berlin das Urteil des Reichskriegsgerichts gegen seinen Bruder Harro am 24. Februar 2006 – 63 Jahre nach dessen Hinrichtung – aufhob.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg, den er in einem Sanatorium in der Schweiz verbrachte, studierte er Volkswirtschaft in Freiburg im Breisgau und war dann von 1950 bis 1987 im deutschen Auswärtigen Dienst tätig. Dort bekleidete er unter anderem den Posten des Pressereferenten an der Botschaft in Washington, später den des Gesandten (zeitweise auch Vertreters des Botschafters und damit de facto [aber nicht titulär] Botschafter) in Tokio, des Generalkonsuls in New York und des Botschafters in Bukarest zur Ceaușescu-Zeit. Von 1977 bis 1979 war er Generalkonsul in São Paulo, Brasilien.[6] Er lebte zuletzt in Bonn und in Spanien.

Wilhelm Grewe nannte ihn in seinen Memoiren seinen engsten Mitarbeiter und betont mit Blick auf „Schu-Boys“ diplomatischen Arbeitsstil vor allem seine unsentimental-sachliche Art und seine Neigung, keine unnötigen Worte zu machen.[7] Von 1952 bis 1954 sammelte das Bundesamt für Verfassungsschutz Material gegen ihn, weil er angeblich Kommunist sei, allein weil er durch seinen Bruder verdächtig schien.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traueranzeige Hartmut Schulze-Boysen In: SZ Gedenken.de, online, 20. Juli 2013. Abgerufen am 20. Juli 2013
  2. Uwe Carstens: Ferdinand Tönnies. Friese und Weltbürger. Eine Biografie, 2005, S. 268. Marie Luise war die Tochter von Tönnies Schwester Louise Tönnies und ihrem Gatten, dem Rechtsanwalt Wilhelm August Boysen.
  3. Susanne Eckelmann: Harro Schulze-Boysen. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
  4. Brigitte Oleschinski: Gedenkstätte Plötzensee. (PDF; 3,8 MB) S. 25, 50.
  5. Weihnachten müsst ihr richtig feiern. In: Die Zeit, Nr. 51/2007.
  6. Ehemalige Leiter des Generalkonsulats in São Paulo (Memento des Originals vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.brasil.diplo.de Diplomatische Vertretungen in Brasilien, abgerufen am 20. Juli 2013
  7. Wilhelm Georg Grewe: Rückblenden, 1976–1951, S. 27.
  8. Constantin Goschler, Michael Wala: „Keine neue Gestapo“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit. Rowohlt, Reinbek 2015, S. 118 ISBN 978-3498024383