Hedwig Reiling

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Hedwig Reiling, geb. Hedwig Fuld (* 21. Februar 1880 in Frankfurt am Main; † nach 24. März 1942), war die Mutter von Anna Seghers.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hedwig Reiling stammte aus einer alteingesessenen Mainzer Familie. Sie war die Tochter von Helene und Salomon Fuld und heiratete 1899 Isidor Reiling, den Mitinhaber der Mainzer Kunst- und Antiquitätenhandlung David Reiling. 1900 kam ihre Tochter Netty zur Welt, die spätere Anna Seghers. Die Familie gehörte der orthodoxen jüdischen Religionsgemeinschaft an und zählte zu den liberaldemokratischen Kreisen der Stadt. Hedwig Reiling bekannte sich zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und engagierte sich in zahlreichen ehrenamtlichen Projekten. Sie war Gründungs- und Vorstandsmitglied des Jüdischen Frauenbundes in Mainz.

Im Ersten Weltkrieg war sie als Rot-Kreuz-Schwester tätig. Nach 1938 wurde ihre Kunst- und Antiquitätenhandlung „arisiert“; Hedwig musste nach dem Tod ihres Mannes die Wohnung verlassen und lebte im „Judenhaus“ in der Taunusstraße in Mainz. Als eine von insgesamt tausend jüdischen Personen aus Hessen wurde Hedwig Reiling am 24. März 1942 im Alter von 62 Jahren ins Getto Piaski bei Lublin deportiert,[1] wo sie ermordet wurde.[2]

Anna Seghers widmete ihrer Mutter die Erzählung „Der Ausflug der toten Mädchen“.[3]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stolperstein für Reiling in Mainz

Am 29. August 2011 wurde zum Gedenken an Hedwig Reiling in der Mainzer Altstadt am Fischtorplatz 23 ein Stolperstein verlegt.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frauenleben in Magenza. Die Porträts jüdischer Frauen aus dem Mainzer Frauenkalender und Texte zur Frauengeschichte im jüdischen Mainz (= Teil von: Anne-Frank-Shoah-Bibliothek. [ohne Nr.]). 3. Auflage. Unter Mitarbeit von Mechthild Czarnowski. Hrsg. von der Landeshauptstadt Mainz, Frauenbüro, Mainz 2010, DNB 1058356186.
    • Reinhard Frenzel: Hedwig Reiling. In: Frauenbüro Landeshauptstadt Mainz (Hrsg.): Frauenleben in Magenza. Die Porträts jüdischer Frauen aus dem Mainzer Frauenkalender und Texte zur Frauengeschichte im jüdischen Mainz. 4. und vollständig überarbeitete Auflage. Mainz 2015, OCLC 908617988, S. 26 (mainz.de [PDF; 8,8 MB; abgerufen am 1. Oktober 2019] – Redaktion Eva Weickart).
    • Martina Trojanowski: Historisches: Jüdischer Frauenbund. In: Frauenbüro Landeshauptstadt Mainz (Hrsg.): Frauenleben in Magenza. Die Porträts jüdischer Frauen aus dem Mainzer Frauenkalender und Texte zur Frauengeschichte im jüdischen Mainz. 4. und vollständig überarbeitete Auflage. Mainz 2015, OCLC 908617988, S. 27, Sp. 2 (mainz.de [PDF; 8,8 MB; abgerufen am 1. Oktober 2019] – Redaktion Eva Weickart; zu Hedwig Reiling als Gründungsmitglied).
  • Friedrich Schütz: Die Familie Seghers-Reiling und das jüdische Mainz. In: Argonautenschiff. Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V., 2 (1993), ISSN 1430-9211, S. 151 ff., besonders S. 157 ff.
  • Frank Wagner: Deportation nach Piaski. Letzte Stationen der Passion von Hedwig Reiling. In: Argonautenschiff. 3 (1994), ISSN 1430-9211, S. 117–126.
  • Bruno Lowitsch, Roland Siegrist: „Fertig zur Abwanderung“. Der letzte Weg der Hedwig Reiling in Mainz am 20. März 1942. In: Mainz. Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte. 10 (1990), H. 1, ISSN 0720-5945, S. 120 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Margrid Bircken: Anna Seghers’ Biographie (Memento vom 2. Februar 2017 im Internet Archive). In: uni-potsdam.de. 28. Juli 2001
  • Biographie. In: anna-seghers.de
  • Die Verfolgung und Beraubung der Familie Seghers-Reiling und ihre Spuren in der Literatur. Historischer Vortrag von Hans Berkessel mit anschließender Lesung aus der Erzählung „Der Ausflug der toten Mädchen“ von Anna Seghers durch die Mainzer Staatsschauspielerin Gaby Reichardt am Mittwoch, 5. Februar, 19 Uhr im Ratssaal Stadt Mainz. In: gedenkstaette-osthofen-rlp.de. KZ-Gedenkstätte Osthofen, 9. Dezember 2013, archiviert vom Original am 13. März 2018; (Veranstaltungsankündigung mit Informationen auch zu Hedwig Reiling).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich.Mainz – Darmstadt nach Piaski. Abfahrtsdatum: 24.03.42, Deportierte: 1000. In: statistik-des-holocaust.de, abgerufen am 13. März 2018 (Liste der 1000 deportierten jüdischen Personen aus Hessen).
  2. Hedwig Reiling in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der Gedenkstätte Yad Vashem, abgerufen am 13. März 2018.
  3. Reinhard Frenzel: Hedwig Reiling. In: Frauenbüro Landeshauptstadt Mainz (Hrsg.): Frauenleben in Magenza. Die Porträts jüdischer Frauen aus dem Mainzer Frauenkalender und Texte zur Frauengeschichte im jüdischen Mainz. 4. und vollständig überarbeitete Auflage. Mainz 2015, OCLC 908617988, S. 26, Sp. 2 (mainz.de [PDF; 8,8 MB; abgerufen am 1. Oktober 2019] – Redaktion Eva Weickart).
  4. Stolpersteine als Gedenksteine. In: mainz1933-1945.de/stolpersteine. Verein für Sozialgeschichte Mainz e. V., abgerufen am 13. März 2018 (mit einer Liste der Stolpersteine in Mainz).