Heinrich Julius Oppermann

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Heinrich Julius Oppermann (auch Henrich Julius Oppermann; * 15. August 1752 in Göttingen[1]; † 12. Oktober 1811[2][3]) war ein deutscher Mathematiker, Gymnasiallehrer, Hochschuldozent und Baubeamter in Göttingen.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Julius Oppermann war ursprünglich Uhrmachergeselle, studierte seit 1774 an der Universität Göttingen Mathematik[1] und verdiente sich 1779 (1783?[1])–1797 ein „Zubrot als Kollaborator“ (Hilfslehrer) „bey den beiden ersten Classen“[1] am städtischen Gymnasium in Göttingen.[4][5] Seit seiner Bestellung 1785 zum staatlichen Lehrbeauftragten der Universität konzentrierte er sich stärker auf seine Aufgaben als Privatdozent der Mathematik.[6][5] 1788 gab Oppermann „in besonderen Lehrstunden (...) acdemischen Unterricht in der reinen Mathematik, Algebra, practischen Geometrie, Mechanik und in der bürgerlichen und Kriegsbaukunst“.[1]

1791 wurde ihm der Charakter und Rang eines Bau-Commissarius beigelegt, doch blieben seine Pflichten als Stadtschullehrer und Universitätsdozent unverändert.[4] Eine kuriose Nebenbeschäftigung des Baukommissars war die Aufsicht über die „Universitäts Sprützen“.[4] 1798 bemühte sich Oppermann von Göttingen aus auch um Aufträge im benachbarten Hessen, dem Eichsfeld und im Corveyischen, insbesondere als Gutachter bei Streitigkeiten im Bau- und Vermessungswesen, wie z. B. beim Mühlenbau.[7]

Am 9. Mai 1805 ernannte das Universitäts- und Schuldepartement Oppermann als Nachfolger des erkrankten und zurückgetretenen Universitätsbaumeisters Georg Heinrich Borheck zum neuen Universitätsarchitekten.[5] Oppermann starb 1811; sein Nachfolger als Universitätsarchitekt wurde Justus Heinrich Müller.[7]

Aus Oppermanns gut sechsjähriger Zeit als Universitätsbaumeister sind keine eigenständigen Entwürfe und Bauprojekte bekannt. Immerhin organisierte er den Bauvertrag zum Göttinger Universitäts-Gewächshaus als mutmaßliches Erstlingswerk seines späteren Nachfolgers Müller.[8] Während der Zeit des Königreichs Westphalen stand offenbar auch wenig Geld für Bauvorhaben der Universität zur Verfügung.[9] Symptomatisch war die jahrelange Unterbrechung des 1803 begonnenen und erst 1816 fertiggestellten Neubaus der Sternwarte Göttingen. Oppermanns Vorgänger Borheck lästerte 1809: „der arme Oppermann hat eine klägliche Rolle“.[10]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oppermann besaß ab 1806 das Haus Lange Geismarstraße 66 in der Göttinger Innenstadt.[11]

Heinrich Julius Oppermanns älterer Bruder Heinrich (1750–1804[6]) war ebenfalls Lehrbeauftragter für Mathematik an der Universität Göttingen.[1][12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Ebel (Hrsg. und Bearbeiter): Catalogus Professorum Gottingensium 1734–1962. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1962, S. 134, Nr. 50. (Digitalisat auf gdz.sub.uni-goettingen.de, abgerufen am 21. Mai 2023)
  • Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta. Zur älteren Privatdozentur (1734 bis 1831), Teil II Biographische Materialien zu den Privatdozenten des Sommersemesters 1812. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-14-8 (Digitalisat auf library.oapen.org, abgerufen am 21. Mai 2023), S. 570, 653, 769, 770, 771, 774.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Johann Stephan Pütter: Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. Band 2, von 1765 bis 1788. Vandenhoek, Göttingen 1788, S. 208. (Digitalisat auf digitale-sammlungen.de, abgerufen am 21. Mai 2023)
  2. Wilhelm Ebel (Hrsg. und Bearbeiter): Catalogus Professorum Gottingensium 1734–1962. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1962, S. 134, Nr. 50. (Digitalisat auf gdz.sub.uni-goettingen.de, abgerufen am 21. Mai 2023)
  3. Johann Stephan Pütter: Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen. 3: Geschichte der Universität Göttingen in dem Zeitraume von 1788 bis 1820. Band 3, Vandenhoek, Göttingen 1820, S. 169, Todesnachricht. (Digitalisat auf digitale-sammlungen.de, abgerufen am 21. Mai 2023)
  4. a b c Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta. Zur älteren Privatdozentur (1734 bis 1831), Teil II Biographische Materialien zu den Privatdozenten des Sommersemesters 1812. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-14-8 (Digitalisat auf library.oapen.org, abgerufen am 21. Mai 2023), S. 770.
  5. a b c Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta. Zur älteren Privatdozentur (1734 bis 1831), Teil II Biographische Materialien zu den Privatdozenten des Sommersemesters 1812. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-14-8 (Digitalisat auf library.oapen.org, abgerufen am 21. Mai 2023), S. 653.
  6. a b Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta. Zur älteren Privatdozentur (1734 bis 1831), Teil I Statutenrecht und Alltagspraxis. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-14-8 (Digitalisat auf library.oapen.org, abgerufen am 19. Mai 2023), S. 248.
  7. a b Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta. Zur älteren Privatdozentur (1734 bis 1831), Teil II Biographische Materialien zu den Privatdozenten des Sommersemesters 1812. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-14-8 (Digitalisat auf library.oapen.org, abgerufen am 21. Mai 2023), S. 769.
  8. Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der Georgia Augusta. Zur älteren Privatdozentur (1734 bis 1831), Teil II Biographische Materialien zu den Privatdozenten des Sommersemesters 1812. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-14-8 (Digitalisat auf library.oapen.org, abgerufen am 21. Mai 2023), S. 774.
  9. Georg Heinrich Borheck: Grundsätze über die Anlage neuer Sternwarten unter Beziehung auf die Sternwarte der Universität Göttingen (Manuskript 1805). In: Grundsätze über die Anlagen neuer Sternwarten mit Beziehung auf die Sternwarte der Universität Göttingen. Von Georg Heinrich Borheck. Hrsg. Klaus Beuermann, Göttinger Universitätsverlag, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-02-4 (Digitalisat auf goedoc.uni-goettingen.de, abgerufen am 14. Mai 2023), S. 18, Zitat aus einem Brief von Christian Gottlob Heyne an Georg Heinrich Borheck vom 29. Januar 1810: „Wind von neuem Bauen ist hier genug gemacht; zuverlässig ist noch nichts, am wenigsten der Fonds woher. “
  10. Georg Heinrich Borheck: Grundsätze über die Anlage neuer Sternwarten unter Beziehung auf die Sternwarte der Universität Göttingen (Manuskript 1805). In: Grundsätze über die Anlagen neuer Sternwarten mit Beziehung auf die Sternwarte der Universität Göttingen. Von Georg Heinrich Borheck. Hrsg. Klaus Beuermann, Göttinger Universitätsverlag, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-02-4 (Digitalisat auf goedoc.uni-goettingen.de, abgerufen am 14. Mai 2023), S. 18.
  11. Haus-Nr. 206 = Lange Geismarstraße 66. In: arcinsys.niedersachsen.de. Niedersächsisches Landesarchiv Hannover, abgerufen am 21. Mai 2023 (Archivaliennachweis zum Stadtarchiv Göttingen, Signatur: StadtA GOE B 100 Nr. 206).
  12. Stefan Amt: Das Landbauwesen Kurhannovers im 18.Jahrundert [sic]. (PDF) PDF-Seite 36. Abgerufen am 21. Mai 2023.