Heinrich Schlitt

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Heinrich Schlitt: Krug aus geritztem Steinzeug (Entwurf für Villeroy & Boch)
Gewölbemalerei im Ratskeller, Neues Rathaus München
Wandmalerei im Ratskeller des Münchner Neuen Rathauses "Wenn Wein und Biere sich bekriegen..."

Heinrich Schlitt (* 21. August 1849 in Biebrich am Rhein; † 19. November 1923 in München) war ein Künstler, der besonders wegen seiner Zwergen-, Sagen- und Märchenmotive bekannt wurde.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlitt war der Sohn eines Kanzlisten.[1][2] Er war zunächst Soldat in niederländischen Diensten.[3]

Sein malerisches Talent wurde von dem Wiesbadener Maler Kaspar Kögler, der in Wiesbaden eine Mal- und Zeichenschule unterhielt, gefördert. Seit Mai 1875 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München bei Barth und Wilhelm Lindenschmit in der Naturklasse.[2] Er stellte seine Werke für die Münchner Künstlergenossenschaft im Königlichen Glaspalast aus. Er wohnte für einige Zeit in der Heustraße Nr. 18[4] und später in der Schwanthalerstraße Nr. 95.[5]

Zeichner, Illustrator und Fayencen-Maler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Motive für seine humorvollen Bilder nahm er aus alltäglichen Situationen. Schlitt malte Bilder und gab Krügen sein Motiv. Er arbeitete auch erfolgreich als Illustrator für die Illustrirte Zeitung, die Zeitschriften Über Land und Meer, Daheim und Schalk. Obwohl Schlitt in Deutschland fast unbekannt geblieben ist, hat er doch international den Ruf eines bekannten Gnomen- und Fayencen-Malers inne, und in Amerika waren seine Kunstobjekte beliebt. Er hat unter anderem Anfang des 20. Jahrhunderts Keramiken für Villeroy & Boch entworfen.[6] Noch heute sind die von ihm entworfenen Bierseidel gesuchte Sammlerobjekte auf dem Kunstmarkt.

Wandmaler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit Kögler und dem jüngeren Kollegen Wilhelm Weimar (1859–1914) malte er 1890 im Ratskeller, des vom Architekten Georg von Hauberrisser entworfenen Neuen Rathaus in Wiesbaden, den „Bierkeller“[7] aus. Die kostbarsten humoristischen, realistischen Fresken der wilhelminischen Stadt Wiesbaden wurden – obwohl seit den 1930er Jahren unter Denkmalschutz stehend[8] – 1987 aus „Kostengründen“ nicht restauriert, sondern getilgt.[9]

Im Ratskeller des ebenfalls von Hauberrisser im Stil der Neorenaissance erbauten Rathauses in München, wurden die lustigen und hintergründigen Gewölbe-, Decken- und Wandmalereien, die Schlitt 1905 gestaltet hatte, gepflegt.[10] Heute sind sie eine der vielen Attraktionen der bayerischen Hauptstadt und stellen ein Schmuckstück besonderer Art dar, auf das nicht nur die Rathauskeller-Betreiber „besonders stolz sind.“[11] Er schuf zudem einige Friese für das Palais Prinz Luitpold in München.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heinrich Schlitt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kanzlist. In: Vormalige Akademie der Wissenschaften der DDR, Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 7, Heft 2 (bearbeitet von Günther Dickel, Heino Speer, unter Mitarbeit von Renate Ahlheim, Richard Schröder, Christina Kimmel, Hans Blesken). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1975, OCLC 832567064, Sp. 278–292 (adw.uni-heidelberg.de – in den meisten Kanzleien ein qualifizierter Schreiber oder untergeordneter Kanzleibedienter).
  2. a b 03155 Heinrich Schlitt. In: Matrikeldatenbank der Akademie der Bildenden Künste München (Hrsg.): Matrikelbuch. Band 2: 1841–1884, 1884 (matrikel.adbk.de, digitale-sammlungen.de).
  3. a b Schlitt, Heinrich. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band 4: Raab–Vezzo. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S. 204 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Schlitt, Heinrich. In: Illustrirter Katalog der Munchener Jahresausstellung von Kunstwerken Aller Nationen im Kgl. Glaspalaste. Doppelband 1894 und 1895. Hanfstaengl, München 1894, S. 41, Abbildung Schwimmschule auf S. 44 (Textarchiv – Internet Archive, Textarchiv – Internet Archive, Textarchiv – Internet Archive).
  5. Schlitt, Heinrich. In: Offizieller Katalog der Münchener Jahres-Ausstellung im Kgl. Glaspalast. Verlag der Münchener Künstlergenossenschaft, München 1903, S. 95, 145 (Textarchiv – Internet Archive).
    Schlitt, Heinrich. In: Offizieller Katalog der Münchener Jahres-Ausstellung im Kgl. Glaspalast. Verlag der Münchener Künstlergenossenschaft, München 1905, S. 103 (Textarchiv – Internet Archive).
  6. Bericht über einen für V & B entworfenen Krug auf der Internetpräsenz der Stein Collectors, abgerufen am 2. August 2010.
  7. Günter Leicher: Kaspar Kögler, Leben und Werk. Wiesbaden 1996, S. 22.
  8. Bertram Heide: Altmeisterliche Maltechnik im Wiesbadener Ratskeller, Eberhard Münch rekonstruierte die Gemälde des Wiesbadener Maler-Poeten Caspar Kögler/Illusionsmalerei aus der Versenkung gehoben. Wiesbadener Tagblatt, 26. Juni 1987.
  9. Marianne Fischer-Dyck, Gretel Baumgart-Buttersack: Geschichten aus dem alten Wiesbaden, Kaspar Kögler – 150 Jahre, und nicht vergessen … In: Wiesbadener Leben. 3, 1988, S. 29.
  10. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ratskeller.com
  11. Der Münchner Ratskeller und seine Geschichte (Memento vom 10. September 2012 im Webarchiv archive.today)