Heinz Wulfestieg

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Heinz Wulfestieg (* 20. August 1935 in Berlin; † 29. August 1978 ebenda) war ein deutscher Jazzmusiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinz Wulfestieg wurde als Sohn des Lederfabrikanten und Schuhmachermeisters Wilhelm Wulfestieg und seiner Ehefrau Frieda Auguste Wulfestieg, geborene Gröhn, in Berlin geboren. Er war der Halbbruder der Schauspielerin Hildegard Knef. Die Sprachwissenschaftlerin Gertrud Pätsch war seine Cousine.

Wilhelm Wulfestieg heiratete im Jahr 1932 Hildegard Knefs Mutter Frieda. Er stammte aus Sievershausen bei Hannover und war in Berlin der Mitinhaber einer Lederfabrik, die er 1935 verlor, als sein jüdischer Partner emigriert war und er sich, nachdem er sich geweigert hatte, in die NSDAP einzutreten, nicht mit den Nationalsozialisten einigen konnte. Danach verdiente sich die Familie mit einem Schuhmacherladen in der Bernhardstraße in Berlin-Friedenau den Lebensunterhalt.[1]

Als Dreieinhalbjähriger wurde Heinz Wulfestieg, um Hunger und Luftangriffen in der Großstadt zu entgehen, bei einer ostpreußischen Bauernfamilie in Obhut gegeben, die ihn des Geldes wegen aufgenommen hat und misshandelte. Aus Angst vor der anrückenden Roten Armee wurde er auf Drängen seiner Schwester Hildegard wieder nach Berlin zurückgeholt. Er litt unter einem angeborenen Herzfehler, der diagnostiziert wurde, als er 1943 bei einem Luftangriff auf Berlin zusammenbrach.[2]

In den 1950er Jahren finanzierte ihm Hildegard Knef das Musikstudium. Mit achtzehn Jahren bekam der begabte Jazz-Trompeter ein Angebot vom RIAS-Tanzorchester, gründete aber stattdessen eine eigene Band, die Dynamite Cats, schrieb Arrangements, tingelte durch Nachtklubs und Kaschemmen und wurde dabei zum Alkoholiker.[2] Er geriet immer wieder in Schlägereien.[3] „Der ausbleibende Erfolg mag ein Grund gewesen sein, daß er zunehmend auf Distanz zu seiner berühmten Halbschwester ging. Seine Biographie wirkt wie der ihren entgegengesetzt, ausgerechnet in einer Zeit, in der der Wohlstand wuchs und es unaufhörlich aufwärtszugehen schien, scheiterte er auf ganzer Linie.“ (Christian Schröder).[2]

Wulfestieg wurde als Trompeter Mitglied der Gruppe The Bertlanders Starband. Bandleader war der Alt-Saxophonist und spätere Komponist, Wilhelm Dieter Siebert. Unter den Bandmitgliedern waren der Saxophonist, Klarinettist und spätere Orchesterleiter mehrerer Gruppen in der DDR, Volkmar Schmidt, sowie der Schlagzeuger Kurt Giese, der später Produzent beim NDR wurde und 1988 Chet Bakers letztes Konzert „Last Great Concert“ in Hannover organisiert hat. Die Bertlanders gaben eigene Konzerte, beispielsweise in Berlin im Amerikahaus, im Titaniapalast und im Quartier du Jazz, sie wurden bei verschiedenen Rundfunksendern und Filmgesellschaften eingeladen und waren auf Gastspielen und Konzerttourneen in Westdeutschland unterwegs. 1958 hat der Europäische Phonoklub als erste Schallplattenfirma The Bertlanders Starband für Schallplattenaufnahmen verpflichtet. Wulfestieg und die Band spielten oft in dem berühmten Berliner Jazzclub Eierschale.

1963 heiratete er Maria Luzie Schramek.

Wulfestieg wirkte als Regieassistent 1965 an der Fernsehserie Die Unverbesserlichen und 1966 an dem Film Bei Pfeiffers ist Ball mit.

Er starb 1978 unter ungeklärten Umständen an den Folgen eines tätlichen Angriffs. Auftragsschläger hatten ihm vor seiner Wohnung in Berlin in der Uhlandstrasse aufgelauert und dann so übel zugerichtet, dass er infolgedessen an Hodenkrebs gestorben sei.[3] Den Tod ihres Bruders verarbeitete Hildegard Knef in ihrem 1982 erschienenen Buch So nicht.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hildegard Knef: So nicht. Knaus, Hamburg 1982, ISBN 3-8135-8092-X.
  • Christian Schröder: Hildegard Knef. Mir sollten sämtliche Wunder begegnen: Biographie. Aufbau-Verlag, 2004.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hildegart Knef: Der geschenkte Gaul. Bericht aus einem Leben. Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich-Innsbruck 1970.
  2. a b c Christian Schröder: Hildegard Knef. Mir sollten sämtliche Wunder begegnen: Biographie. Aufbau-Verlag, 2004, S. 23.
  3. a b Hildegard Knef: So nicht. Knaus, Hamburg 1982.