Helmut Kulbeik

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Helmut Kulbeik (* 1943/1944 in Berlin) ist ein deutscher Staatsbürger. Er beging im Jahr 1962 „Republikflucht“ aus der DDR, bei der Peter Fechter ums Leben kam.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Kulbeik wuchs gemeinsam mit einer älteren Schwester in Berlin auf. Nach seinem Schulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Betonbauer. Seine Großmutter mütterlicherseits wohnte mit seiner Tante und seiner Cousine nach dem Mauerbau (Teilung der Stadt) in West-Berlin, während Kulbeik mit seinen Eltern und seiner Schwester in Ost-Berlin verblieb.

Kulbeik fasste im August 1962, rund ein Jahr nach dem Mauerbau, gemeinsam mit seinem guten Freund und Arbeitskollegen Peter Fechter den Entschluss nun Republikflucht aus der DDR zu begehen. Am Freitag, den 17. August 1962 gegen 14:20 Uhr begaben sich beide kurz nach ihrem Dienstschluss zur Berliner Mauer in der Zimmerstraße in unmittelbarer Nähe zum Checkpoint Charlie. Während Kulbeik das Überklettern der Mauer im ersten Anlauf gelang, brach der wenige Meter hinter ihm befindliche Peter Fechter von mehreren Schüssen getroffen zusammen. Die drei Grenzsoldaten, die den Schießbefehl auszuführen hatten, ließen ihn dort willkürlich rund eine Stunde lang im Grenzstreifen liegen. Fechter starb noch vor Ort an inneren Blutungen.[1]

Kulbeik hingegen wurde zunächst von der Polizei und danach vom damaligen Westberliner Innensenator Heinrich Albertz verhört. Da er über sein Fluchterlebnis nicht öffentlich sprach, geriet sein Name zumindest in Westdeutschland schnell wieder aus dem kollektiven Gedächtnis. Er lebte fortan im Stadtteil Wedding und war beruflich als Bauarbeiter tätig. Er war ab 1967 einige Jahre lang verheiratet und hat mit seiner Frau einen Sohn. Von einem Gericht in der DDR wurde Kulbeik später in Abwesenheit wegen seiner begangenen Republikflucht zu zehn Jahren Haft verurteilt. Kulbeik kehrte nach seiner Flucht aus Angst vor Repressalien mit den Behörden und der Rache von Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit bis zum Mauerfall nicht in die DDR zurück und verzichtete somit auf Besuche bei seiner Familie. Auch mit den Angehörigen von Peter Fechter war er nicht in Kontakt getreten, auch nach der Wende nicht.

In den 1970er-Jahren zog Kulbeik nach Oberhausen und war dann nach einer Umschulung in einem anderen Beruf tätig. Mitte der 1990er-Jahre kehrte er kurzzeitig nach Berlin zurück, um seine Aussage bei der Berliner Polizei über den Tod von Peter Fechter zu Protokoll zu geben, da die Staatsanwaltschaft nun gegen die beiden Todesschützen ermittelte und dieser Fall dann in einem der Mauerschützenprozesse verhandelt werden sollte. Zum Prozess im März 1997 am Landgericht Berlin erschien Kulbeik dann jedoch nicht. Die beiden Schützen Rolf F. und Erich S. wurden jeweils zu Bewährungsstrafen verurteilt. Der dritte Schütze Hans S. war zum Zeitpunkt des Verfahrens bereits verstorben.[2][3]

Helmut Kulbeik lebt mittlerweile als Rentner wieder in Berlin (Stand: 2012). Im Juli desselben Jahres gab er der Berliner Morgenpost sein erstes und einziges Interview.[4] Über seinen weiteren Verbleib sind keine Informationen veröffentlicht worden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sven Felix Kellerhoff und Lars-Broder Keil: "Helft mir doch, helft mir doch!" 22. Juli 2012, abgerufen am 25. August 2023 (deutsch).
  2. Jan Schönfelder, Rainer Erices: Der ewige Flüchtling. 25. Juli 2012, abgerufen am 25. August 2023.
  3. Leif Allendorf: DDR-Grenzer auf Bewährung frei. In: Die Tageszeitung: taz. 6. März 1997, ISSN 0931-9085, S. 4 (taz.de [abgerufen am 25. August 2023]).
  4. Lars-Broder Keilund Sven Felix Kellerhoff: Warum Fechters Freund Kulbeik die Vergangenheit einholt. 17. August 2012, abgerufen am 25. August 2023 (deutsch).