Herbert Haag (Sportpädagoge)

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Herbert Haag (* 6. Januar 1937 in München) ist ein deutscher Sportpädagoge.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haag studierte nach dem Abitur ab 1954 zunächst am Institut für Leibeserziehung der Universität Freiburg und von 1956 bis 1959 an der Deutschen Sporthochschule Köln. Das Studium schloss er als Diplom-Sportlehrer ab. 1958 und 1959 absolvierte er eine Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer. Ab 1959 war er an der Universität Tübingen als wissenschaftlicher Assistent tätig, während er bis 1963 ein Zweitstudium in Geschichte, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaften / Leibeserziehung an der Universität Tübingen (1. Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasium) bestritt.[1] Er setzte 1964 sein Studium der Sportwissenschaft an der University of Washington in Seattle, USA (1966 Master of Science in Physical Education, M.S.) fort, ehe er nach dem Referendariat 1967 das 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ablegte. Von 1967 bis 1971 war er erst wissenschaftlicher Assistent, dann Akademischer Rat an der Universität Tübingen; 1970 folgte die Promotion zum Dr. phil. über den Sport in den USA. Zuvor hatte Haag 1970 als Stipendiat einen Forschungsaufenthalt an der Stanford University im US-Bundesstaat Kalifornien absolviert.[2] Von 1971 bis 1974 war er Professor für Sportpädagogik an der Universität Gießen, ehe er 1974 bis 2002 als Professor für Sportpädagogik und Direktor am Institut für Sport und Sportwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) berufen wurde. 1981 wurde Haag in die US-amerikanische National Academy of Kinesiology aufgenommen.[3] Von 1991 bis 1994 wurde Haag von der Kieler Hochschule beurlaubt, um als Gründungsdirektor des Deutschen Olympischen Instituts in Berlin zu wirken.[4]

Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Entscheidung, die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) zu schließen, setzte sich Haag für den Erhalt der Sportwissenschaft in Leipzig ein und war Mitglied der Gründungskommission der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig.[5] 2002 wurde ihm als Dank die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig zuteil.[6] Nach Einschätzung von Jürgen Krug war Haag „Förderer und Mentor“ der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Uni Leipzig.[7] Ursprünglich hatte Haag die (letztlich nicht umgesetzte) Vision entwickelt, im Zuge der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, jeweils in Leipzig, Berlin, Köln und München „universitäre Zentren der Sportwissenschaft“ aufzubauen.[8] Auf seine Kieler Amtszeit (1974 bis 2002) blickte Haag später wie folgt zurück: „Es war insgesamt eine herausfordernde und interessante Tätigkeit von 1974-2002, da es galt den Sport, die Sporterziehung und die Sportwissenschaft in ‚neuem Gesicht‘ in Kiel zu etablieren.“[9]

Zu Haags Schülern gehören Bernd Strauß, Martin Lames und Michael Kolb.[9]

Ab 2004 war Haag an der Universität Konstanz Lehrbeauftragter für Sportgeschichte, Sportphilosophie und Forschungsmethologie.[10] Bis November 2015 war er Vorsitzender der Kieler Zweigstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG). Anlässlich seines Ausscheidens aus dem Amt wurde ihm die DOG-Ehrenplakette in Gold verliehen.[11] 2017 wurde er von der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft mit der Goldenen Ehrennadel[12] sowie vom Weltverband für Sportwissenschaft und Sporterziehung (ICSSPE) für seine „Verdienste für die Förderung der Kooperation von Sportmedizin, Sportwissenschaft und Sporterziehung“ ausgezeichnet.[13]

Haag beschäftigte sich ausgiebig mit den Themenbereichen Evaluation von Lehr- und Lernprozessen im Sport, vergleichende Sportpädagogik sowie Forschungsmethodologie.[7] Er ist vor allem als Autor/Herausgeber von Lehr- und Studienbüchern der Sportwissenschaft hervorgetreten, darunter grundlegende Werke wie „Einführung in das Studium der Sportwissenschaft“ (1991),[14] „Sportphilosophie“ (1995),[15] „Dokumente zu Sport, Sporterziehung und Sportwissenschaft“ (1991; gemeinsam mit August Kirsch und Wilfried Kindermann),[16] „Sport Science in Germany“ (1992; gemeinsam mit August Kirsch und Ommo Grupe)[17] und das „Handbuch Sportpädagogik“ (2001; gemeinsam mit Richard Hummel).[18] Er veröffentlichte ebenfalls Lehrbücher zu den Sportarten alpiner Skilauf,[19] Handball[20], befasste sich mit olympischer Erziehung[21] und war Mitherausgeber mehrerer Werke im Rahmen von „Praxisideen - Schriftenreihe für Bewegung, Spiel und Sport“.[22] Neben seinen Forschungstätigkeiten in Deutschland war Haag auch in Kanada, USA, Australien, afrikanischen und südamerikanischen Ländern wissenschaftlich tätig. Er trieb die internationale Ausrichtung der Sportwissenschaft voran. Als Ruheständler zog er nach Wangen im Allgäu.[13] Seit 1956 ist er Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Hercynia Freiburg im Breisgau.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1981 Aufnahme in die National Academy of Kinesiology
  • 2002 Ehrendoktor der Sportwissenschaft der Universität Leipzig
  • 2008 The Herbert Haag Sport Information Centre, Tshwane University of Technology, Pretoria, Südafrika
  • 2017 Auszeichnungen mit der Goldenen Ehrennadel der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft
  • 2017 Auszeichnung durch den Weltverband für Sportwissenschaft und Sporterziehung (ICSSPE) für seine „Verdienste für die Förderung der Kooperation von Sportmedizin, Sportwissenschaft und Sporterziehung“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Berufserfahrung: 1. STAATSEXAMEN. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
  2. BERUFSERFAHRUNG: FULLBRIGHT-STIPEDIUM. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
  3. - National Academy of Kinesiology. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
  4. Prof. Herbert Haag und Prof. Andreas Trebels haben 80.Lebensjahr vollendet. In: Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft. 31. Mai 2018, abgerufen am 30. November 2018.
  5. Bärbel Adams: Ehrenpromotion für Herbert Haag. In: Journal. Mitteilungen und Berichte für die Angehörigen und Freunde der Universität Leipzig. Heft 1/2003. Abgerufen am 28. Februar 2019.
  6. https://www.uni-kiel.de/alumni/projekte/2007/haag-text.pdf
  7. a b Ehrendoktorwürde für einen international anerkannten Sportwissenschaftler. In: idw-online.de. Abgerufen am 13. Januar 2019.
  8. SPORTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT IN LEIPZIG FEIERTE 25. GEBURTSTAG. In: Fakultätentag Sportwissenschaft. 19. Dezember 2018, abgerufen am 8. Februar 2019.
  9. a b BERUFSERFAHRUNG: PROFESSOR UND DIREKTOR. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
  10. Prof. Dr. phil. Herbert Haag, M.S. In: Institut für Sportwissenschaften. (uni-kiel.de [abgerufen am 19. April 2018]).
  11. Führungswechsel bei der DOG Kiel. In: Kieler Nachrichten. Abgerufen am 28. Februar 2019.
  12. Ansgar Schwirtz ist neuer dvs-Präsident. (sportwissenschaft.de [abgerufen am 18. April 2018]).
  13. a b ICSSPE ehrt Herbert Haag. (sportwissenschaft.de [abgerufen am 19. April 2018]).
  14. Zusammenfassung: Einführung in das Studium der Sportwissenschaft : Berufsfeld-, Studienfach- und Wissenschaftsorientierung. Abgerufen am 19. April 2018.
  15. Zusammenfassung: Sportphilosophie. Abgerufen am 19. April 2018.
  16. Zusammenfassung: Dokumente zu Sport, Sporterziehung und Sportwissenschaft. Abgerufen am 19. April 2018.
  17. Zusammenfassung: Sport science in Germany. An interdisciplinary anthology. Abgerufen am 19. April 2018.
  18. Zusammenfassung: Einführung - Handbuch Sportpädagogik. Abgerufen am 19. April 2018.
  19. Herbert Haag: Beschreibung: Doppelstunde Alpiner Skilauf. In: katalog.ub.uni-leipzig.de. Abgerufen am 13. Januar 2020.
  20. Filip Mess / Ben Schulze / Herbert Haag: Handball für Kinder in Schule und Verein. In: sportfachbuch.de. Abgerufen am 13. Januar 2020.
  21. Beschreibung: Olympische Idee, olympische Bewegung, Olympische Spiele. In: katalog.ub.uni-leipzig.de. Abgerufen am 13. Januar 2020.
  22. PRAXISideen. Schriftenreihe für Bewegung, Spiel und Sport - Dehnen - Training der Beweglichkeit - Andreas Klee;Klaus Wiemann;Herbert Haag - 9783778001721 - Schweitzer Online. Abgerufen am 13. Januar 2020.