Herbert Mann (Polizeibeamter)

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Herbert Mann (* 14. Juni 1896 in Kohlfurt, Kreis Görlitz; † 9. November 1977 in Kiel[1]) war ein deutscher Polizeibeamter. Mann war 1934 führender Beamter im Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin und nach 1945 Angehöriger der Polizei Schleswig-Holstein.

Leben und Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mann trat nach dem Ersten Weltkrieg in den Polizeidienst ein. Seit Mitte der 1920er Jahre war Mann als Kriminalkommissar beim Polizeipräsidium Stettin beschäftigt.

Nach der Übernahme des Geheimen Staatspolizeiamtes in Berlin durch die SS im April 1934 und der damit verbundenen umfassenden Neubesetzung der führenden Stellen dieser Behörde in den folgenden Monaten wurde Mann von Stettin in das Geheime Staatspolizeiamt versetzt. Dort wurde er in der von Günther Patschowsky geleiteten Hauptabteilung III (Abwehr), die für die Bearbeitung nachrichtendienstlicher Fragen zuständig war, zugeteilt und mit der Leitung der provisorischen Unterabteilung „Küste“ betraut, die die Ostseeanreinerstaaten in abwehrmäßiger Hinsicht bearbeitete. Er gehörte damit im Jahr 1934 zum Führungskorps der Gestapozentrale.

Der 1934 beim Sicherheitsdienst der SS in Berlin beschäftigte Heinrich Pfeifer legte in dem 1940 von ihm im Exil unter dem Pseudonym Hansjuergen Koehler veröffentlichten Buch Inside the Gestapo bei seiner Beschreibung der führenden Gestapo-Männer die folgende Personenskizze für Mann im Jahr 1934 vor:

„Die Unterabteilung Küste kümmert sich [abwehrmäßig] um alle Länder der Ostsee, einschließlich der baltischen Staaten und Irlands. Leiter der Unterabteilung ist Kriminalkommissar Manns (oder Manz - Mahns?). Er stammt aus Stettin, und wird von seinen Kollegen wenig respektiert und gemocht. Er ist hochgewachsen, sehr breitschultrig, mit breitem, runden Gesicht, dichtem Haar, hellen Augen, mit dem typischen Gang eines Seemanns. Er ist etwa 35 bis 40 Jahre alt.“[2]

1935 wurde Mann nach Stettin zurückversetzt und dort später zum Kriminalrat befördert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Mann von der britischen Besatzungsverwaltung als Leiter der Kriminalpolizei in Kiel verwendet. Vom 18. Mai 1945 bis 26. Mai 1946 leitete er die Kieler Kriminalpolizeistelle mit dem Rang eines Oberregierungsrates und Kriminalrates.[3]

1949 beantragte die französische Regierung die Auslieferung von Mann. In der Folge kam es zu mehreren Verhandlungen vor dem Auslieferungstribunal in Hamburg. Die französische Regierung zog den Fall schließlich zurück, woraufhin die Extradition Section der britischen Besatzungsverwaltung pro forma die Auslieferung an Frankreich verweigerte.

Stattdessen wurde Mann 1951 im Rahmen des Gruppenprozesses Kriegsgefangenenlager Paris (Prozess gegen Fritz Rossum u. a.) vor dem Militärgericht Paris wegen illegaler Einsperrung und Folterung von Gefangenen während des Zweiten Weltkriegs angeklagt und am 21. Februar 1951 in Abwesenheit schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kieler Nachrichten vom 23. Februar 1951.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Standesamt Kiel-Mitte: Sterberegister für das Jahr 1977, Sterbeurkunde Nr. 3387/1977.
  2. Hansjuergen Koehler: Inside the Gestapo. Hitler’s Shadow over the World, London 1940, S. 41. Im Original lautet die Passage: "Sub-Department Coast handles all the countries of the East Sea, including the Baltic States and Ireland. Its leader is Criminal Commissioner Manns (or Manz - Mahns?) He comes from Stettin, and is little respected or liked by his colleagues. He is tall, very broad-shouldered, with a broad, rounded face, thick hair, light-coloured eyes, with the typical gait of a sailor. His age is aboout 35-40."
  3. Gerd Stolz: Geschichte der Polizei in Schleswig-Holstein, 1978, S. 404.