Hermann EsRichter

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Hermann EsRichter (* 21. April 1939 in Oberhausen) ist ein deutscher bildender Künstler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Essener Folkwangschule belegte Richter von 1959 bis 1960 Abendkurse und besuchte von 1960 bis 1961 die Freie Kunstschule Stuttgart und von 1961 bis 1965 die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Hannes Neuner und Rudolf Hoflehner. Er studierte erneut von 1966 bis 1968 Philosophie und Geographie an der Universität Köln. Bei Erwin Heerich absolvierte er von 1968 bis 1969 ein Werkseminar am Seminar für werktätige Erziehung in Düsseldorf. Als freischaffender Künstler hatte er von 1965 bis 1970 sein Atelier in Mülheim an der Ruhr,[1][2][3] danach in Oberhausen. Er ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund und im Westdeutschen Künstlerbund.[2] Richter lebt in Oberhausen.[4]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richter arbeitet mit unterschiedlichen Materialien und Methoden zur Gestaltung seiner meist mehrteiligen und oft starkfarbigen Arbeiten. Bei seinen Zeichnungen, Collagen, Montagen und anlagenähnlichen Plastiken verwendet er Fundstücke und Objekte aus dem Bereich der Elektro- und der Installationstechnik. „Trotz ihrer Nähe zur konkreten Kunst wirken die Arbeiten durch die der Umwelt entstammenden Gestaltungselemente assoziativ.“[5] Zu seinem Werk gehören auch großformatige Installationen und Skulpturen im öffentlichen Raum, die die Geschichte und Entwicklung der Region aufgreifen.

  • Im Rahmen des von 1989 bis 1999 auf zehn Jahre angelegten Zukunftsprogramms Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) des Landes Nordrhein-Westfalen gewann Richter zusammen mit Klaus Noculak 1992 für Nachtzeichen und Schienenplateau den 1. Preis im Wettbewerb der Gestaltung der Gelsenkirchener Halde Rungenberg.[2] Das Haldentop ist aus dunklem Bergematerial auf dem begrünten Sockel aufgeschichtet und durch eine Schneise geteilt, die eine Verbindung zur benachbarten Bergarbeitersiedlung Schüngelberg bildet. Dadurch erhält der Haldengipfel die Gestalt einer Zwillingspyramide. Material und Form der Schüttung sollen an die historischen Spitzkegelhalden und die Künstlichkeit der Halden, ihre Herkunft und Entstehung erinnern. Die 1999 errichtete Lichtinstallation Nachtzeichen besteht aus zwei riesigen rostigen Spiegelscheinwerfern auf den beiden Kuppen der Halde, die so aufgestellt sind, dass sich ihre Strahlen im Nachthimmel überschneiden und die Böschungswinkel der Haldenschrägen durch das Licht zu einer ganzen Pyramide verlängert werden.[6][7][8] Das Schienenplateau wurde 1997 am Westhang der Halde als Bodenrelief in einer Senke in der Achsverlängerung der beiden Scheinwerferstandorte der Nachtzeichen angelegt. Mit 5.500 Meter Schienen von Zechenbahnen wurde eine elliptische Fläche von 33 mal 41 Metern dicht an dicht und zum Teil übereinander verlegt. Von der Natur überwuchert und darin integriert, verweist es auf das ehemalige wichtige Transportsystem der einstigen Montanindustrie.[8][9]
  • Für das Projekt „Landschaftsbauhütte Neues Emschertal“ gestaltete Richter bei Haus Ripshorst in Oberhausen auf der Emscherinsel, einem schmalen Streifen zwischen Rhein-Herne-Kanal und Emscher, die Emschersäule.[10] Die dreiteilige Arbeit ist von Ost nach West konzipiert. Der östliche Teil liegt in einer Senke, die vom Emscherdeich eingefasst wird und besteht aus einem Halbkugelskelett aus rohem, rostendem Stahl als Hinweis auf die Stahlindustrie. Daran schließen drei blau lackierte Rohrbögen an als Sinnbild für die technische Realisation der Emscher-Renaturierung. Auf der Deichkrone steht die „Emschersäule“, die aus Betonringen von Kanalisationsrohren aufgebaut und mit blauen, glasierten Kacheln verkleidet ist. „Die Formensprache erinnert an technische Elemente der Umgebung“.[10][11]
  • Für die springenden Fische ist eine 1992 realisierte Bronzeplatten-Installation aus Bronzeblech und Beton am Leitwehr in der Ruhr in Mülheim an der Ruhr. An den Betonwänden des in den Fluss hineinragenden Leitwehrs brachte Richter Beschläge aus dünnen Bronzeblechen mit Kreis- und Ellipsenförmigen Konturen an. Die abgerundete Spitze des Wehrs überdeckte er mit einer Blechplatte, „die an einem Ende wie eine Fischflosse plastisch nach oben aufragt. Die stark abstrahierten organischen Formen lassen sowohl an springende Fische als auch an die ringförmigen Spuren denken, die beim Durchbrechen der Wasseroberfläche entstehen“.[12]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hermann Esrichter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Mülheim an der Ruhr: EsRichter, Hermann. Abgerufen am 20. September 2022
  2. a b c d Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar mit Forschungszentrum für Künstlernachlässe: Es Richter, Hermann. Abgerufen am 20. September 2022
  3. Gudrun Mattern: Oberhausener Künstler - Geheimtipp Hermann Esrichter wird 80. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 20. April 2019. Abgerufen am 20. September 2022
  4. Deutscher Künstlerbund: Mitglieder/Hermann EsRichter. Abgerufen am 20. September 2022
  5. a b inherne.net - das Stadtmagazin online der Stadt Herne: 1+1 = zweierlei: Arbeiten von Hermann EsRichter und Peter Könitz vom 23. Januar 2015. Abgerufen am 20. September 2022
  6. Hermann EsRichter und Klaus Noculak, Nachtzeichen, Gelsenkirchen, Halde Rungenberg, 1999. In: kunst-ruhryal.de. Abgerufen am 20. März 2023
  7. Halde Rungenberg auf der Webseite des Künstlers Klaus Noculak. Abgerufen am 20. September 2022
  8. a b RuhrKunstMuseen: Hermann EsRichter und Klaus Noculak. Nachtzeichen. Abgerufen am 30. März 2023
  9. Stadt Gelsenkirchen: Noculak, Klaus /EsRichter, Hermann - Schienenplateau. Abgerufen am 20. September 2022
  10. a b Hermann EsRichter. Die Emschersäule. In: Mit dem Blauen Band durch die Geschichte einer besonderen Landschaft: Landschaftsbauhütte Neues Emschertal, S. 24–29, Emschergenossenschaft (Hrsg.). Abgerufen am 24. September 2022
  11. KulturKanal Ruhr: Emschersäule (Herman EsRichter, 2008). Abgerufen am 30. März 2023
  12. Stadt Mülheim an der Ruhr: Für die springenden Fische. Abgerufen am 30. März 2023
  13. Hermann EsRichter im Kunstmuseum Ahlen. In: Westfälischer Anzeiger vom 14. August 2015. Abgerufen am 23. Oktober 2022
  14. Stadt Mülheim an der Ruhr: Rückblick 2009. Abgerufen am 30. März 2023
  15. Nordrhein-Westfälische Bibliographie: Hermann EsRichter, Peter Könitz, Georg Meissner, Helga Regenstein. Abgerufen am 30. März 2023
  16. Hermann EsRichter. Ausstellungsübersicht auf kunstaspekte.art. Abgerufen am 29. November 2022
  17. Nordrhein-Westfälische Bibliographie: Hermann EsRichter. Abgerufen am 30. März 2023