Hermann Wiederhold Lackfabriken

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Die Hermann Wiederhold Lackfabriken waren ein Unternehmen der Lackindustrie. Es wurde 1867 in Düsseldorf-Derendorf gegründet. Um expandieren zu können, zog die Fabrik 1876 nach Hilden um. Das Familienunternehmen wurde von vier Generationen geführt.

In einem Geschäftsbereich wurden traditionelle Anstrichmittel für das Malerhandwerk hergestellt. Für das Autolackierer-Handwerk wurden Lacke der Marke Ducolux in einer großen Bandbreite von Farbtönen angeboten. In einem weiteren Geschäftsbereich waren Oberflächenschutzmittel und Veredlungslacke für Holz und Möbel zusammengefasst. Ferner wurden Lacke für Weiße Ware sowie kratzfeste, wasser- und alkoholbeständige Schichtstoffplacken aus Kunstharz produziert.

Das Unternehmen besaß Zweigwerke in Nürnberg und Etzen-Gesäß bei Bad König. Die Hermann Wiederhold Lackfabriken wurden 1975 durch ICI Lacke gekauft. Diese wurde 2008 von AkzoNobel übernommen.

Gründung in Düsseldorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Jakob Wiederhold (1817–1890)

Johann Jakob Wiederhold (* 14. Juni 1817 in Niederaula; † 7. April 1890 in Düsseldorf) hatte am 5. Mai 1845 Charlotte, geb. Kämpgen (* 1. Mai 1806 in Heiligenhaus; † 14. September 1885 in Bonn) geheiratet. Sie wohnten zunächst in Elberfeld und zogen 1865 nach Düsseldorf-Pempelfort, zuerst bis 1870 in die Kaiserstraße 4 und später in die Jacobistraße 8.[1][2]

Eintrag im Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf, 1868

Am 27. Mai 1867 gründeten in Düsseldorf der Schneidermeister und Kaufmann Johann Jakob Wiederhold und der Kolorist bzw. Färber Wilhelm Volger aus Münster die Handelsfirma Wiederhold & Volger. Am 28. August beantragte dann dieses Unternehmen die Errichtung einer Firnißsiederei in Derendorf.[3] Die Siederei wurde auf einem gepachteten Grundstück an der Adresse Derendorf 67 (später Schloßstraße 78) errichtet.[4][5] Der Teilhaber Wilhelm Volger schied noch vor dem Jahr 1870 aus dem Unternehmen, das sich nun J. J. Wiederhold, Firniß-, Farben- und Siegellackfabrik nannte, aus.[5] Die Kunden des jungen Unternehmens waren Maler, an die Johann Jakob Wiederhold seine Anstrichmittel mit enger persönlicher Bindung direkt lieferte.

Da in Derendorf keine Erweiterungsmöglichkeiten bestanden, reichte Johann Jakob Wiederhold am 16. April 1876 in Hilden ein Bau- und Konzessionsgesuch ein, in dem er um die Erlaubnis bat, auf einem ca. 26 Ar großen Grundstück an der Benrather Chaussee (heute Düsseldorfer Straße 100) ein Siedehaus „die Englische Küche“ errichten zu dürfen, die ihm am 17. September 1877 erteilt wurde. Das Unternehmen J. J. Wiederhold siedelte darauf von Düsseldorf nach Hilden um.[6]

Aufbau unter Hermann Wiederhold (dem Älteren)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Wiederhold, der Ältere (1852–1905)
Älteste Ansicht Lacksiederei Wiederhold in Hilden

Bereits im Jahr nach Errichtung der Pechsiederei in Hilden verkaufte der Unternehmensgründer am 1. Mai 1878 den Betrieb an seinen Sohn Hermann Wiederhold (den Älteren) (* 11. Mai 1852 in Elberfeld; † 10. Oktober 1905 in Hilden). Dieser führte den zunächst noch kleinen Betrieb als Hermann Wiederhold Lackfabrik bis zu seinem Tode. Als Rohstoff wurde zunächst holländisches Leinöl eingesetzt.[7]

Ab 1891 erfolgten immer wieder Erweiterungen der Fabrikgebäude und des Fabrikgeländes. Die Erfindung chemischer Lacke führte die ursprüngliche handwerkliche Firnisbereitung hinüber in die Bereiche chemischer Forschung. Bei Wiederhold wurden 1892 die ersten chemischen Laboratorien eingerichtet. 1886 brachte Hermann Wiederhold (der Ältere) den ersten Katalog seiner Erzeugnisse heraus. Mit wachsendem Bedarf an Autolacken gewann ab 1900 die Wiederhold Lackfabrik an Bedeutung und Ansehen. Sie verkaufte jetzt Autolacke über den Großhandel.[6]

Hermann Wiederhold (der Ältere) heiratete am 11. Juli 1889 Amalie geb. Kopp (* 25. Juni 1857 in Bendorf; † 1. März 1923 in Hilden). Sie erhielt 1903 Prokura. Sie hatten sechs Kinder: Hermann (der Jüngere) (* 13. Mai 1881; † 26. Juni 1936), er erhielt 1903 Prokura; Elfriede (* 20. August 1882; † 29. März 1940); Martha (* 24. Februar 1884; † 7. Januar 1951); Walter (der Ältere) (* 16. November 1885; † 15. Juni 1959) (der 1955 zum Ehrenbürger von Singen (Hohentwiel) sowie 1959 Hilden und Etzen-Gesäß ernannt wurde); Otto (* 4. Oktober 1887; als Leutnant gefallen am 12. September 1915 in „Podherice“ (heute Paberžė) bei Wilna) und Konrad (* 1. Mai 1893; † 15. September 1958).

Erweiterung unter Hermann Wiederhold (dem Jüngeren)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Wiederhold, der Jüngere (1881–1936)

Nach dem Tod von Hermann Wiederhold (dem Älteren) übernahmen 1905 seine Söhne Hermann Wiederhold (der Jüngere) (* 13. Mai 1881 in Hilden; † 26. Juni 1936 ebenda) und Walter Wiederhold (* 16. November 1885 in Hilden; † 15. Juni 1959 in Berlin) die Geschäftsführung der Hermann Wiederhold Lackfabriken. Walter hatte an der Technischen Hochschule Darmstadt Lackchemie studiert. Er war 1902 in die Fabrik eingetreten und lernte sie von Grund auf kennen.

Während Hermann Wiederhold sich in der Hauptsache der kaufmännischen Führung des Unternehmens widmete, kümmerte sich Walter um den Betrieb, die technischen Erneuerungen und die Qualitätsangelegenheiten. Walter Wiederhold schuf bald nach seinem Eintritt in das Unternehmen ein gut ausgerüstetes Lacklaboratorium zur Überwachung der eingehenden und zur Prüfung neuer Rohstoffe. Das Laboratorium diente der Steigerung der Qualität bisher fabrizierter Lacktypen, der Entwicklung neuer Lacksorten und dem Studium neuer Verwendungsmöglichkeiten.

1911 wurde die Hermann Wiederhold Lackfabriken als Kommanditgesellschaft eingetragen. Hermann und Walter Wiederhold wurden persönlich haftende Gesellschafter.

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Walter Wiederhold bereits am 2. August 1914 eingezogen und nahm an dem Feldzug bis zum Kriegsende in vorderster Front teil. Er wurde erst 1918 als Leutnant und Adjutant des Landwehr-Fußartillerie-Bataillons Nr. 2 aus der Armee entlassen.[8][9]

Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Belieferung des Malerhandwerks nicht mehr direkt, sondern auch durch den Großhandel mit gezielter Werbung und Verpackung.[7] Der erhöhte Umsatz machte in Hilden Grundstückserweiterungen und den ständigen Ausbau der Produktion notwendig.[9] Hermann Wiederhold engagierte sich auch im Verband Deutscher Lackfabrikanten und war von 1927 bis 1935 dessen Vorsitzender.[10]

Zeit von Walter Wiederhold als Unternehmenschef[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesellschafter Walter Wiederhold[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walter Wiederhold (1885–1959)

Nach dem Tod von Hermann Wiederhold (dem Jüngeren) im Jahre 1936 war Walter Wiederhold alleiniger Unternehmensinhaber.

Kommanditistinnen in der Zeit von Walter Wiederhold[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommanditistinnen wurden 1938 Margarethe Wiederhold, geborene Kirberg (* 14. April 1888; † 24. Juni 1970), Frau von Hermann (dem Jüngeren), und Walters Schwestern Hildegard (* 2. Oktober 1912; † 13. Juli 1974), Gisela (genannt Ilse) (* 3. September 1913; † 3. April 1996) und Erika Wiederhold (* 14. September 1915; † 14. März 1974).

Walter Wiederhold heiratete 1912 Helene, geborene Sahler (* 18. Mai 1887; † 11. November 1958). Ihre drei Töchter: Lotte-Lore (* 23. Juli 1913; † 19. August 1953), Marianne (* 20. April 1919; † 9. August 1971) und Ellen Wiederhold (* 21. November 1921; † 4. September 1995) wurden 1947 Kommanditistinnen.

Der einzige Sohn, Walter Wiederhold (der Jüngere) (* 8. April 1915), war 1941 im Zweiten Weltkrieg in den schweren Kämpfen an der Ostfront gefallen. Er war Oberleutnant eines Artillerieregiments. Er stand kurz vor dem Abschluss seines Chemiestudiums und konnte nicht mehr in das Unternehmen eintreten.

Die vier Adoptivtöchter von Ellen Wiederhold wurden 1956 Kommanditistinnen.[9]

Expansion durch Forschung und Entwicklung unter Walter Wiederhold[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erweiterter Kundenkreis, Qualitätsmanagement, Werk Nürnberg, Etzen-Gesäß[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trotz schwieriger Rohstoff-, Finanz- und Lohnfragen und Nöte der Devisenbeschaffung gelang die Umstellung auf heimische Rohstoffe und die technische Weiterentwicklung führte zur Ausarbeitung neuer Qualitäten. Durch Anwendungstechnik und Beratung der Großverbraucher konnten neue Kundenkreise gewonnen werden. Zu den Kunden des Unternehmens gehörten jetzt Baufirmen, Automobilwerke und 1920 erhielt Wiederhold die Zulassung als Lieferant der Deutschen Reichsbahn. Die gute Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnzentralamt München und der Chemischen Versuchsanstalt der Reichsbahn in München reichte bis nach dem Zweiten Weltkrieg, sodass Wiederhold auch danach Lacklieferant der Deutschen Bundesbahn wurde.

Die Nitro-Lackfabrikation wurde 1927 im Werk Hilden aufgenommen.[9]

Wiederhold erwarb als erstes Zweigwerk 1922 die 1861 gegründete Lackfabrik Engelhardt am Standort Nürnberg und brachte sie auf den gleichen technischen Stand wie das Werk in Hilden. Das Werk in Nürnberg wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben total zerstört. Gegen Ende des Krieges erfolgte 1944 seine Verlegung nach Ranna in der Fränkischen Schweiz. Direkt nach dem Krieg begann 1964 die Rückverlagerung von Ranna nach Nürnberg und der Wiederaufbau.

Zur Produktion von Lacken für die Schwarzblech-Konservendosenindustrie wurde 1943 eine weitere Zweigfabrik in Etzen-Gesäß bei Bad König im Odenwald errichtet.[6][7][8][9]

Walter Wiederhold stattete das Werk mit modernsten Betriebsanlagen aus, erweiterte dessen Kapazität von Jahr zu Jahr und schuf in seinem Laborgebäude eine Forschungsstätte der Lackchemie, die in Europa ihresgleichen suchen durfte. Jede Lacktype wurde auf den in der Praxis üblichen Maschinen geprüft, bevor sie den Weg zum Verbraucher antrat. Diese Qualitätskontrolle führte zwangsläufig zum Qualitätsprodukt. Dies war Voraussetzung, dass das Unternehmen Herman Wiederhold Lackfabriken 1949 die alleinigen Herstellerrechte für Deutschland und die Verfahren der „Duco-Lacke“ und der „Ducolux-Lacke“ erwerben konnte. Diese Autolacke waren in den 1920er Jahren von DuPont entwickelt worden.

Labor-, Produktionsanlagen und Werksansicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fabrikantenvilla Wiederhold Hilden Düsseldorfer Straße 102

Laboraufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den verschiedenen Laboratorien der Anwendungstechnik und Prüfstellen der Qualitätskontrolle waren 1952 über 100 Wissenschaftler und technische Mitarbeiter tätig. Sie analysierten die Rohstoffqualität, die Malfeinheit, den Glanz und die Deckkraft der Lacke und Farben. Am Xeno-Bewitterungsgerät wurde die Lichtechtheit getestet.

Die Versuche mit Druckfarben für Offset- und Buchdruck erfolgten in einer separaten Abteilung.

Es wurden auch die Lackauftragsverfahren getestet: Verarbeitung mit Pinsel; Spritzlackieren mit Spritzpistole, das Heißspritzen, das elektrostatische Spritzen; Auftragung mittels Lackwalzen; das Tauchlackierverfahren; das Rommeln oder das Gießen in Lackierstraßen. Auch das Verhalten beim Wiederabschleifen von Autolacke vor der Reparatur wurde kontrolliert.[7][8]

Besonders benannte Produktionsanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich des Festaktes zum 85. Jubiläum des Unternehmens wurden 1952 in der Festschrift an Anlagen der Hildener Fabrik besonders hervorgehoben:

  • Für Emaille-Lacke Vermahlung zum Teil in riesigen Kugelmühlen für sehr hohe Kornfeinheit.
  • Zehn einzeln angetriebene Dreiwalzen-Schnelläufer mit regelbarer Geschwindigkeit zur Vermahlung von Lack-Emaillen mit höchstmöglichem Dispergiergrad der Farbkörper.
  • Erzeugung von Öl-, Schwarz- und Kunstharzlacken in hochwertigen Edelstahlkesseln bei direkter oder indirekter Beheizung, wahlweise unter Druck oder Vakuum.
  • Danach Filtration in Spezialzentrifugen und drücken durch ein weitverzweigtes Rohrsystem.
  • Große stationäre Kessel für Firnisse, Standöle, Harzveresterung und Lacke, teilweise mit Dissolver Rührwerk.
  • In fahrbaren, staubdicht abgeschlossenen Mischbehältern mit Rührwerk und Einzelantrieb erfolgt die Einstellung und Abschattung (Kleintönerei) der einzelnen Farbtöne der DUCOLUX Qualitäten.[11]
Modell der Fabrik Wiederhold
  • Destillieranlage zur Reinigung und Trennung von Lösungsmitteln.
  • Sprühturm für Harztocknung.
  • Standölanlage für 15 m3
  • Drei unterirdische Tankanlagen, die insgesamt 1200 m³ fassten.
  • Dreizug-Hochdruck-Dampfkessel (12 t/h).
  • Automatische Dosenabfüllung und Kartonverpackung.
  • Füll- und Prüfstation für Ducolux-Sprühdosen.[7][9]

Werksansicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Feier des 85. Unternehmensjubiläums wurde Walter Wiederhold 1952 zum Ehrenbürger der Stadt Hilden ernannt und bekam das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Seine Mitarbeiter überreichten Walter Wiederhold ein Modell der Hildener Werksanlagen.[12]

Walter Wiederhold starb am 15. Juni 1959 bei einem Unfall in Berlin. Seine Tochter Ellen Wiederhold übernahm nach dem Tod ihres Vaters die Leitung des Familienunternehmens Hermann Wiederhold Lackfabriken.

Unter der Leitung von Ellen Wiederhold[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ellen Wiederhold (1921–1995)

Neben ihrer Tätigkeit als geschäftsführende Gesellschafterin war sie von 1969 bis 1994 fünfundzwanzig Jahre lang Bürgermeisterin von Hilden.

Unter Ellen Wiederhold wurden in den Fabriklabors zwischen 1958 und 1969 die ersten Tagesleuchtfarben entwickelt. Tagesleuchtrot nach RAL 3024 erhöhte ab 1969 die Früherkennbarkeit von Feuerwehrfahrzeugen und senkte deren Unfallzahlen bei Alarmfahrten deutlich.

Produktpalette im Jahre 1960[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gedenkschrift von Hermann Koch: In memorium Walter Wiederhold werden an Oberflächenschutzmittel und Veredlungslacke diejenigen beschrieben, die Hermann Wiederhold Lackfabriken damals herstellte. Es waren Produkte für alle Zweige der lackverarbeitenden Industrie.

Blechlacke und Blechdruckfarben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blechlacke: als Schutzlacke, Stanz-Emaille-Lacke zur Lackierung von außen für Verpackungszwecke (Schachteln, Konservendosen (z. B. Hautcreme-Dose)); für Zierverpackungen (Zierdosen, Zigarettendosen, Fischkonserven, Tuben); für Lebensmittelverpackungen; für technische Packungen oder für Plakate.

Blechlacke als Grundierungslack für Druckfarben.

Gold- und Silberlacke als fast wasserhelle Klarlacke: als Innenschutzlacke und Oberflächenschutz in Konservendosen, Fischdosen, Blechflaschen oder bei technischer Verwendung; und als Überzuglack für mit Schrift und Bild bedruckte Metalle.

Farblacke und Korrosionschutzlacke für Apparate und Maschinen der Verfahrenstechnik; Bauindustrie und Landwirtschaft sowie für Tankanlagen.

Lacke für Aerosolbehälter. Die Dosen wurden anschließend mit Druckfarben bedruckt.

Autolacke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Markennamen DUCO und AUTO-DUCOLUX bezeichneten hochwertige Karosserielacke und Fahrzeuganstriche. Sie wurden in Autolackieranlagen mit hohem Durchsatz in breiter Farbenvielfalt aufgetragen.

Reparaturlacke für den handwerklichen Lackierer, die mit einer Spritzanlage aufgetragen wurden.

Spezialanstriche für die Bundesbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spezialanstriche für Personenwagen, Speisewagen, Schlafwagen, Lokomotiven und Güterwagen der Bundesbahn. Die Bundesbahn gibt für deren Zusammensetzung Spezialvorschriften heraus, nach denen sich auch die Waggonfabriken als Lieferanten der Bundesbahn richten. Sie haben sich unter allen klimatischen Bedingungen bewährt.

Einbrennlacke für Weiße Ware[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spezialeinbrennlacke für Kühlschränke, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Trockner.

Metalleffektlacke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lacke mit Metalleffekt, z. B. Schreibmaschinen, Büromaschinen, optische Geräte.

Rostschutz-Anstriche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rostschutzfarben für Eisen und Stahl in Konstruktionsanlagen in der Schwerindustrie, in der mechanischen Industrie, beim Brückenbau, Kranbau usw.

Korrosionsschutz bei Leichtmetallen.

Schiffsfarberı[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wetterfeste und Seewasser beständige Anstrichmittel unter allen klimatischen Bedingungen.

Das Segelschiff „Gorch Fock“ wurde mit Wiedox Lack von Wiederhold lackiert. Schiffsaufbauten wurden mit Wiedox-Polar-Weißlack wetterfest. Tanker erhielten Wiedarit-Unterwasser- und Bottopananstrich gegen Algenbewuchs, Seepocken und Balaniden.[9]

Möbellacke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wetterbeständige Buntlacke als Oberflächenschutz für Holz als weiße und buntfarbig pigmentierte Lacke für Gartenmöbel, Kindermöbel, Küchen, Flurgarderoben, Kleinmöbel.

Klarlacke (Alkydharzlacken, säurehärtenden Lacke, Desmodur-, Desmophenlacken und Polyesterlacken) um die natürliche Struktur der Holzfasern herauszustellen.

Einbrennlacke für Metall an Möbeln: Überzug von Stahlblech der hygienisch einwandfrei ist und leichte Säuberungsmöglichkeiten bietet.

Polituren, Beizen und ähnliche Oberflächenveredlungsmittel.

Isolierlacke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elektro-Isolierlacke: Isolier-Tränklacke und Drahtlacke.

Beschichtung von Pressmassen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platten und Beschichtungsfolien aus Kunststoff für Pressmassen wie z. B. Pressspanplatten.

Druckfarben für den Papiersektor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Druckfarben für den Buchdruck, den Offsetdruck, den Tiefdruck und den Anilindruck.

Spritzgummi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spritzgummi der Marke Wiedox als Spachtelmassen zum Glätten von Anstrichflächen.[8]

Zeit zwischen 1960 und 1975[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umsatz und Erweiterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiederhold beschäftigte 1961 in den Werken Hilden, Nürnberg und Etzen-Gesäß etwa 2400 Mitarbeitern und machte 1966 einem Umsatz von 155 Millionen D-Mark. Der Jahresumsatz der Lackfabrik Wiederhold stieg bis Anfang der 1970er Jahre auf 280 Millionen Mark.[9] Die Hermann Wiederhold Lackfabriken übernahmen am 16. August 1960 das Familienunternehmen Zweihorn in Köln-Ehrenfeld mit damals 70 Mitarbeitern. Es produzierte Holzbeizen. An nur einem Standort wurde die komplette Produktpalette für den Industriebereich (Möbel-, Verpackungs- und Druckindustrie), sowie für das Handwerk (Schreiner/Tischler, Maler, Autolackierer) zusammengefasst und später um den Do-it-yourself-Bereich ergänzt.[13]

Wiederhold richtete 1964 in Hamburg und Frankfurt am Main eigene Fabrik-Großläger ein.[9]

Im Zweigwerk in Nürnberg wurde 1965 das Produktportfolios mit Siebdruckfarben und 1970 mit den Tampon-Tiefdruckfarben für Tampondruck erweitert.[14]

Großbrand 1961[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Fahrer eines Gabelstaplers hatte am 15. Dezember 1961 gegen 11:30 Uhr in der Produktionsanlage den Abfüllstutzen eines an der Decke hängenden Behälters abgefahren. Das darin enthaltene, leicht entzündbare Lösungsmittel lief auf den Stapler und entzündete sich an dessen Motor. Danach ging alles rasend schnell – acht Minuten später wurde der Großalarm ausgelöst. Gegen die Flammen des Großbrandes im Hauptgebäude des Werkes (mit Laboratorien) sowie in einem Teil der Fabrikationsanlage kämpften vom 15. bis 17. Dezember fast 2000 Feuerwehrleute, Polizisten und Soldaten. Der Großbrand verletzte 19 Personen und verursachte mehrere Millionen D-Mark Sachschaden.[15] Nach dem Großbrand wurde 1962 in Hilden und Nürnberg die Werkfeuerwehr eingerichtet. Das Hildener Fahrzeug kam aus dem Bestand eines Militärflugplatzes. Ab 2005 übernahm die Hildener Städtische Feuerwehr die Feuerwehraufgaben auch bei Wiederhold.[6]

Ellen Wiederhold zusätzlich Bürgermeisterin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 29. November 1969 wählte der Rat der Stadt Hilden Ellen Wiederhold (CDU) zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin. In der Folgezeit bis 1994 wurde sie noch viermal für eine weitere Amtszeit wiedergewählt. Trotz Bürgermeisteramt blieb Ellen Wiederhold noch einige Jahre Mitglied der Geschäftsleitung.[6][9]

Verkauf an ICI Lacke und Farben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 15. August 1975 wurden die Hermann Wiederhold Lackfabriken von dem britischen Chemie-Multi Imperial Chemical Industries ICI Lacke und Farben übernommen. Der Umsatz von Wiederhold betrug 1975 etwa 280 Millionen Mark. Der britische Chemie-Multi ICI (Umsatz: 18 Milliarden Mark) erwarb zunächst einen 70-Prozent-Anteil an dem Familienunternehmen Wiederhold (Wiederhold-Kapitals von bisher nominal 20 Millionen Mark). Im rheinischen Hilden ging nach fünf Wiederhold-Familienführungen das Kommando auf den ICI-Manager Quintin Knight aus dem britischen Slough über. Ellen Wiederhold blieb indes Mitglied der Geschäftsführung.

Zu den Marktführern auf deutschem Boden zählte nun mit Wiederhold auch ICI. Weltweit war der britische Chemiekonzern im Lack- und Farben-Business mit rund 900 Millionen Mark sowieso einer der Riesen. Mit dem Verkauf ging auch die Marke „Ducolux“ an ICI über.[16]

ICI konzentrierte sich 1976 am Standort Nürnberg ausschließlich auf die Produktion von Sieb- und Tampondruckfarben, während die Lackfabrikation komplett ins Hauptwerk Wiederhold nach Hilden verlegt wurde.[14]

Weiterverkauf an AkzoNobel, PPG, Coates Brothers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2005 kaufte der niederländische Lacke-und-Farben-Konzern AkzoNobel die Marke Zweihorn, um die Marktführerschaft im Handwerk mit professionellen Lacken zu erlangen.[17]

Im Januar 2008 übernahm AkzoNobel das ehemalige Wiederhold-Werk von ICI. 2017 arbeiteten dort rund 190 Mitarbeiter, davon 45 in der Produktion – auf drei Schichten verteilt. AkzoNobel startete ein umfangreiches Investitionsprogramm. Bei Zweihorn ist in Hilden neben der Produktion auch das Entwicklungslabor für Metall- und Holzbeschichtungen angesiedelt. Der Standort ist fest in die globale Konzernstruktur eingebunden.[18]

Den Wiederhold Bereich Siebdruckfarben in Nürnberg erwarb 1989 Coates Brothers Plc (damals zum Konzern TOTAL gehörend) von der ICI. Die Sun Chemical übernahm 2000 die Coates Gruppe vom französischen Mineralölunternehmen TOTAL.[14]

Der Wiederhold Bereich Reparaturlacke am Standort Hilden ging in PPG Industries Lacke GmbH über. Der Geschäftsbereich „PPG Automotive Refinish in Deutschland“ hat seinen Sitz in Hilden auf der Düsseldorfer Straße 80. Hier befindet sich das PPG Trainings- & Technology-Center der PPG Deutschland Sales & Services GmbH.[19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hermann Wiederhold Lackfabriken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf 1867, Teil I, S. 167., Teil IV, S. 25.
  2. Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf 1873, Teil I, S. 139.
  3. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf (1867), S. 476.
  4. Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf 1870, Teil I, S. 160.
  5. a b Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf 1875, Teil II, S. 70.
  6. a b c d e Wolfgang Wennig: Geschichte der Hildener Industrie, Stadtarchiv Hilden 1974, S. 83 ff, 184.
  7. a b c d e Walter Wiederhold: Hermann Wiederhold Lackfabriken Hilden 1867–1952, Festschrift, Hilden 1952.
  8. a b c d Hermann Koch: In memorium Walter Wiederhold In: Hildener Jahrbuch Bd. 8/1960, S. 10–47., Verlag Fr. Peters, Hilden 1962.
  9. a b c d e f g h i j Hermann Wiederhold Lackfabriken (Hrsg.): 100 Jahre Hermann Wiederhold Lackfabriken 1897 bis 1997, Kapitel Die Zeit und Wiederhold, Hilden 1967
  10. Kai Dohnke: Die Lack-Story: 100 Jahre Farbigkeit zwischen Schutz, Schönheit und Umwelt. Dölling und Galitz, Hamburg 2000, ISBN 3-933374-64-2, S. 1999.
  11. Ducolux Farbenkarte auf artnet. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  12. Johannes Jentzsch: Dreifaches Jubiläum bei den Wiederhold-Werken, Ehrungen für Walter Wiederhold, In: Hildener Jahrbuch Nr. 5 1947–52, S. 121–152, Verlag Fr. Peters, Hilden 1953.
  13. Werk Zweihorn aus Wikipedia
  14. a b c Coates Screen Inks GmbH feiert 20-jähriges Jubiläum am neuen Standort. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  15. Michael Kremer: Brand in Lackfabrik Wiederhold: Aus Schaden klug geworden. Westdeutsche Zeitung, 14. Dezember 2011, abgerufen am 19. Juli 2020.
  16. Felix Spiss: Risse im Lack. Zeit Online, 15. September 1975, abgerufen am 19. Juli 2020.
  17. Zweihorn® | Über uns | AkzoNobel. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  18. Barbara Jenni: AkzoNobel feiert 150 Jahre Industriegeschichte in Hilden – Produktionsvolumen soll in den nächsten fünf Jahren deutlich erhöht werden. AkzoNobel Paints & Coatings, 10. Juli 2017, abgerufen am 27. Dezember 2019.
  19. Alexandra Rüttgen: Hilden: PPG investiert in modernes Farblabor. Rheinische Post, 19. Mai 2015, abgerufen am 19. Juli 2020.