Hotel Königshof (Bonn)

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Hotel Königshof, Luftaufnahme (2017)
Hotel Königshof (2014)

Das Hotel Königshof ist ein im 19. Jahrhundert gegründetes Hotel am Bonner Rheinufer, das in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches überwiegend von den studierenden Söhnen deutscher Fürsten- und Königshäuser besucht wurde. In den 1950er bis 1970er Jahren war es ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der politischen Bundeshauptstadt Bonn.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hotel liegt an der Adenauerallee 9 (Bundesstraße 9) in Rheinuferlage und in unmittelbarer Nähe des Hofgartens am Alten Zoll.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rheinfront des Grand Hôtels Royal (Ende des 19. Jahrhunderts)

Nach 1815 gehörte das Territorium des ehemaligen Kurfürstentums Köln zur preußischen Rheinprovinz. Die leerstehenden Bonner Residenzschlösser des Kurfürsten Clemens August übernahm die neu gegründete Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Bald war die neue „aufgeklärte“ Bonner Universität die bevorzugte Hochschule in Deutschland. Hier studierten Friedrich Nietzsche, Karl Marx, Heinrich Heine, Emanuel Geibel, Hoffmann von Fallersleben, Max Bruch und Konrad Adenauer, vor allem aber auch der Hochadel: Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha (der spätere Prinzgemahl der britischen Königin Victoria), Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen (der spätere Kaiser Friedrich III.) und der spätere Kaiser Wilhelm II. studierten in Bonn.

Das damals noch „Grand Hôtel Royal“ genannte Hotel mit seinen Aussichtsterrassen am Rheinufer war zunächst in dem auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehenden Saalbau des Gastwirts Ermekeil beheimatet.[1][2] Aus dieser Familie stammte auch der erste Besitzer und Direktor des Hotels, Andreas Ermekeil (1826–1895).[3][4] Es entwickelte sich zum Treffpunkt der regierenden Fürstenhäuser Deutschlands – meist, um die studierenden Söhne zu besuchen. 1872 wurde ein Neubau des Hotels errichtet, dessen Bauherr war die neu gegründete Grand Hôtel Royal AG mit 750.000 Mark Aktienkapital.[5] Um 1900 fusionierte die Aktiengesellschaft mit der Betreibergesellschaft des Kölner Dom-Hotels. Das Bonner Haus änderte seinen frankophilen, internationales Flair andeutenden Namen in Hotel Königshof – die Aktiengesellschaft behielt jedoch die alte Firma Grand Hôtel Royal bis nach 1945 bei.[5] Mit dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Kaiserreichs (1918) blieben ein Großteil der ausländischen Gäste und der Adel aus. Auch die Zeit der Hyperinflation (bis 1923), in der die Nachfrage nach Luxushotels sank, brachte das Hotel in finanzielle Schwierigkeiten. In den Jahren 1922 und 1923 baute der im Hotelbau erfahrene Berliner Architekt Otto Rehnig die beiden Flügel des Hotels in nicht näher erläuterter Weise um. Spätestens Mitte der 1920er Jahre war anscheinend die Stadt Bonn größter Aktionär der Hotelgesellschaft, der jeweilige Bonner Oberbürgermeister war Vorsitzender des Aufsichtsrats.[5]

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs diente das Hotel als Lazarett, am 18. Oktober 1944 wurde es im alliierten Luftkrieg bei dem verheerendsten der Bombenangriffe auf Bonn stark beschädigt. Nach Kriegsende bestand das Hotel daher nur noch mit einer deutlich verminderten Kapazität, galt aber weiterhin als renommierteste Einrichtung der Stadt.[6] Einige Jahre lang wurde zusätzlich zum Hauptgebäude die Villa Koblenzer Straße 7 genutzt.

Anlässlich der erstmaligen Tagung des Parlamentarischen Rats in Bonn am 1. September 1948, der das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ausarbeitete, wurde das Hotel Königshof vollständig zur Unterbringung und Verpflegung der Ministerpräsidenten der deutschen Länder geräumt.[7] Zu diesem Zweck erhielt es vom Ernährungsamt Sonderzuweisungen an Lebensmitteln.[6] Für Konrad Adenauer, den Präsidenten des Rats und späteren ersten Bundeskanzler, stand im Königshof ständig ein Zimmer zur Verfügung.[8]:73 Im Zuge der Gründung der Bundesrepublik fanden auch Feierlichkeiten zur Konstituierung von Bundestag und Bundesrat am 7. September 1949[9]:69 sowie das Mittagessen des ersten Staatsbesuchs bei der Bundesregierung durch den US-amerikanischen Außenminister Dean Acheson am 13. November 1949 in dem Hotel statt.[8]:228[9]:167 Von Juni 1950 bis Anfang 1951 war es Amts- und Wohnsitz des Leiters der österreichischen Verbindungsstelle (Josef Schöner)[10] und 1952/1953 des Gesandten von Panama in der Bundesrepublik Deutschland.[11][12]

Empfang für den Außenminister von Gabun im Hotel Königshof (1962)

Nachdem Bonn zum Regierungssitz der Bundesrepublik bestimmt worden war, benötigte die Stadt einen Ort, um Staatsgäste unterzubringen. 1954 wurde am alten Platz des Hotels auf dem Grundstück der kriegszerstörten Villa Obernier (später städtisches Museum)[2] mit einem schlichten Neubau nach einem Entwurf des Architekten Rudolf Wolters begonnen, der bis zur Neueröffnung des Hotels anlässlich des Besuchs des italienischen Ministerpräsidenten Antonio Segni vom 6. bis 9. Februar 1956 abgeschlossen war.[13][14] Mitfinanziert wurde der Bau von der Bundesrepublik Deutschland, die zur Gesamtfinanzierung eine Bürgschaft bewilligte, da die Repräsentationsaufgaben der Bundesregierung auf die Dauer ohne ein Hotel von internationalem Rang nicht durchzuführen seien.[15] Das neue Hotel war nunmehr neben dem Gästehaus Petersberg eine bevorzugte Herberge für Staatsgäste. Es übernachteten im Königshof der Schah von Persien, Königin Elisabeth II. sowie die US-Präsidenten John F. Kennedy, Richard Nixon und Ronald Reagan. Der Königshof wurde außerdem weiterhin für Empfänge, Festakte und Konferenzen der Bundesregierung genutzt. Im März 1957 nahm nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Bundesrepublik Deutschland der saudi-arabische Gesandte seine Amtsgeschäfte im Hotel Königshof auf[16], Anfang der 1960er-Jahre war es Residenz des Botschafters von Peru[17]. Noch bis 1971 richtete es die Staatsessen und Veranstaltungen des Bundeskanzleramts aus.[13]

2002 übernahm die Kölner Hotelgesellschaft Althoff Hotels den „Königshof“ und sanierte das Haus für drei Millionen Euro. Dafür schloss die Althoff-Gruppe einen 20-Jahres-Vertrag mit dem Besitzer, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband.[18] Geführt wird das Haus von der Ameron-Gruppe.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der schmucklose, langgestreckte Bau mit flachem Walmdach ist im typischen Stil der 1950er Jahre erbaut worden. Die Zimmer verteilen sich auf die vier Etagen. Im Erdgeschoss befindet sich zur Rheinseite hin eine große Terrasse, der Bau ist auf dieser Seite komplett verglast. Im Keller, der zum Rhein hin ebenerdig verläuft, wurde eine Gartenterrasse erbaut, die zum Restaurant Oliveto und einem Café gehört. Die 16 Fensterachsen der Rückseite des Gebäudes sind durch schmale Lisenen getrennt. Die Fensterachsen der Vorderseite mit quadratischen Fenstern sind durch einen wuchtigen Anbau unterbrochen. Das Erdgeschoss wurde hier leicht zurückgezogen, sodass die Obergeschosse wie aufgepfropft wirken. Der Eingang ist durch ein ausladendes Vordach vor Witterungseinflüssen geschützt.

Vor dem Eingang des Hotels steht die 1982/83 vom Bildhauer Richard Heß geschaffene und am 25. Mai 1983 aufgestellte Skulptur Gäste im Hotel (Begegnung), die ein Hotelzimmer darstellen soll. Einem zweigeteilten quadratischen Sockel aus Beton sind eine überlebensgroße unbekleidete weibliche Figur in Bronze und eine diese Figur spiegelnde sowie außerdem eine männliche Gestalt ohne Kopf darstellende Reliefplatte aufgesetzt, die von einem ebenfalls quadratischen Gestänge umrahmt werden. Der Anstrich des Sockels wurde mehrfach in Übereinstimmung mit dem Eingangsbereich des Hotels geändert, zuletzt 2011.[19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hotel Königshof (Bonn) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer 1819–1914. Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 1, S. 27.
  2. a b Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 2, Katalog (1), S. 73. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1994)
  3. Die Geschichte der Ermekeilkaserne
  4. Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 3., verbesserte und erweiterte Auflage, Bouvier, Bonn 2011, ISBN 978-3-416-03352-7, S. 134.
  5. a b c Angaben zur Grand Hôtel Royal AG, Bonn in diversen Jahrgängen des Handbuchs der deutschen Aktiengesellschaften (bis 1943/1944)
  6. a b Helmut Vogt: „Benötige Quartier für mich, Fahrer und Wagen“. Das Arbeitsumfeld des Parlamentarischen Rates in Bonn 1948/49. In: Bonner Geschichtsblätter. Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins, Band 57/58, 2008, ISSN 0068-0052, S. 442–470 (hier: S. 444).
  7. Dietrich Höroldt: 25 Jahre Bundeshauptstadt Bonn. Eine Dokumentation. (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn, Band 14.) Ludwig Röhrscheid Verlag, 1974, ISBN 3-7928-0374-7, S. 28.
  8. a b Stadt Bonn, Stadtarchiv (Hrsg.); Helmut Vogt: „Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“. Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50, Bonn 1999, ISBN 3-922832-21-0.
  9. a b Helmut Vogt: Wächter der Bonner Republik. Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-70139-8.
  10. Rudolf Agstner: Vertretung – Botschaft – Außenstelle. Ein Nachruf auf Österreichs diplomatische Mission in Bonn 1950 bis 2006. In: Bonner Heimat- und Geschichtsverein, Stadtarchiv Bonn (Hrsg.): Bonner Geschichtsblätter, Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins, Band 55/56, Bonn 2006, ISSN 0068-0052, S. 293–326, hier S. 300.
  11. Amtsblatt für Schleswig-Holstein, Landesverwaltung Schleswig-Holstein, Amt für Inneres, 1952, S. 455.
  12. Taschenbuch des öffentlichen Lebens. Festland Verlag GmbH, 1953, S. 124.
  13. a b Ameron Hotel Königshof Bonn – Geschichte (Memento des Originals vom 12. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hotel-koenigshof-bonn.de
  14. Wilhelm Cornides (Hrsg.): Europa-Archiv, Band 11, Teil 1, Verlag für Internationale Politik, 1956, S. 8660.
  15. Hartmut Weber: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung 1954–1955. Oldenbourg, München 2000, S. 273, Fußnote 27.
  16. Sonja Mejcher-Atassi, Marianne Schmidt-Dumont (Hrsg.), Helmut Mejcher: Zeithorizonte im Nahen Osten. Studien und Miszellen zur Geschichte im 20. Jahrhundert. In: Periplus Studien, Band 16, LIT Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-643-11514-0, S. 252.
  17. Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste des diplomatischen Korps in Bonn. (Stand: März 1962)
  18. Der Bonner Königshof wird für drei Millionen Euro modernisiert, General-Anzeiger Bonn, 1. Dezember 2002
  19. Gabriele Zabel-Zottmann: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn – Aufgestellt von 1970 bis 1991. Dissertation, Bonn 2012, Teil 2, S. 76 f. (online PDF; 5,8 MB)

Koordinaten: 50° 44′ 0,8″ N, 7° 6′ 29,5″ O