Hundeschläger

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Hundeschläger (mittelhochdeutsch Huntslaher,[1] Huntsleger;[2] Jäger vor dem Wald;[3] mittellateinisch canicida[4][5]) war ein mittelalterlicher Beruf.[6] Er galt als unehrlicher Beruf.[7]

Hundeschläger fingen streunende Hunde ein und töteten sie gegen eine vorher festgelegte Bezahlung. Auch für die Entfernung der Kadaver von Hunden sowie anderen Tieren wie Katzen wurden Hundeschläger (etwa Mitte des 15. Jahrhunderts) eingesetzt.[8] Die Hundeschläger des Mittelalters und der frühen Neuzeit unterstanden in der Regel dem Scharfrichter bzw. waren Scharfrichtersknechte;[9] andere Organisationsformen waren je nach Stadt denkbar. Die Tätigkeit des Hundeschlägers war – gänzlich anders als die des Hundepeitschers – auf das Töten von Hunden ausgerichtet. Hintergrund war die große Zahl streunender Hunde in und nahe bei den mittelalterlichen Städten. So ist für Wien belegt, dass im Jahre 1444 durch Hundeschläger und Henker 866 verwilderte Hunde beseitigt wurden.[10]

Das Hundeschlagen wurde in Norddeutschland im Wesentlichen in den Sommermonaten in Form einer Treibjagd betrieben. Fälschlich behauptet wurde, davon werde der Begriff der Hundstage abgeleitet[11]. Damit sollte der „Hundswut“ (Tollwut) eingedämmt werden. In Süddeutschland hat das Hundeschlagen dagegen bevorzugt in der Zeit „Fastelabende“ (Fastnacht) stattgefunden.[12][13]

Der Beruf des Hundeschlägers fand Einzug in Sprichwörter, die bis in das 19. Jahrhundert genutzt wurden:[14][15]

„Wenn der Hundeschläger herumgeht, kommen die Kläffer zum Schweigen.“

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Moriz Heyne: Das deutsche Nahrungswesen von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert. S. Hirzel, 1901, S. 227 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Reinhard Froehner: Kulturgeschichte der Tierheilkunde: Geschichte des deutschen Veterinärwesens. Terra-Verlag, 1954, S. 135 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Georg Wolfgang Karl Lochner: Die Einwohnerzahl der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg. Schmid, 1857, S. 27 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Johann Georg Kruenitz: Oekonomische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung von Johann Georg Krünitz [fortgesetzt von - Bd 73-77: Friedrich Jakob Floerke, Bd 78-123: Heinrich Gustav Flörke, Bd 124-225: Johann Wilhelm David Korth, sow. teilw. Ludwig Kossarski u. Carl Otto Hoffmann, 226-242: Carl Otto Hoffmann]. Poculi, 1782, S. 399 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Carl-Ludwig Bauer: Deutsch-Lateinisches Wörterbuch. B. Ph. Bauer, 1827, S. 752 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. In: woerterbuchnetz.de. Abgerufen am 29. September 2015.
  7. Alois von Bergenstamm: Wien im Jahre 1725. Von Jos. A. C. v. Bergenstamm. Gedruckt bei A. Strauß's Wittwe und Sommer, 1847, S. 44 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Wolfgang Schneider: Volkskultur und Alltagsleben. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band 1 (2001): Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. ISBN 3-8062-1465-4, S. 491–514 und 661–665, hier: S. 514.
  9. Bernhard Kegel: Tiere in der Stadt. Dumont Buchverlag, 2013, ISBN 978-3-832-18736-1, S. 227 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Eberhard Isenmann: Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1150-1550. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2014, ISBN 978-3-412-22358-8, S. 68 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. W.A. Holäufer.: Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters. W.A. Holäufer., 1816, S. 131 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Otto Beneke: Von unehrlichen Leuten: Kulturhistorische Studien und Geschichten aus vergangenen Tagen deutscher Gewerbe und Dienste. SEVERUS Verlag, 2011, ISBN 978-3-863-47004-3, S. 165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Otto Adalbert Beneke: Von unehrlichen Leuten. Perthes, 1863, S. 176 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörterlexikon. Brockhaus, 1870, S. 903 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Samuel Christoph Wagener: Sprichwörter-Lexikon. 1813, S. 64 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).