Hunter Schafer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hunter Schafer steht auf einem roten Teppich und hält ihre Hände mit gespreizten Fingern auf die Brust. Sie trägt einen aufgeknöpften, leicht heruntergezogenen dunkelbraunen Pullover, der ihre Schultern nur teilweise bedeckt, rosa Gelnägel an den Fingern sowie ihre blonden Haare strähnig und hinten über den Rücken, vorne bis zur linken Schulter. Im Hintergrund sind unscharfe Personen, ein dunkelrotes Seitenbanner und dunkelblau-weiße Lichter zu sehen.
Hunter Schafer auf der Berlinale 2024

Hunter Schafer (* 31. Dezember 1998)[1] ist ein US-amerikanisches Model, Schauspielerin und LGBTQIA*-Aktivistin. Sie wurde vor allem durch ihre Hauptrolle Jules Vaughn in der HBO-Jugendserie Euphoria bekannt, die sie seit 2019 verkörpert.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schafer wuchs mit zwei jüngeren Schwestern und einem jüngeren Bruder in Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina auf. Ihr Vater ist als Pastor für die lokale presbyterianische Hudson Memorial Presbyterian Church tätig.[2]

Während ihrer Zeit an der High Needham B. Broughton High School setzte sie sich unter anderem mit der Teilnahme an Demonstrationen, selbst angefertigten Zeichnungen und als Klägerin in einem Prozess gegen den Staat North Carolina gegen das umstrittene Gesetz Public Facilities Privacy & Security Act ein. Dieses sah neben der Umgehung von Anti-Diskriminierungs-Gesetzen und eines landesweit einheitlichen Mindestlohns unter anderem vor, dass trans Schüler in Bildungseinrichtungen die Toiletten ihres nativ biologischen Geschlechts benutzen müssen. Schafer und andere Betroffene wurden bei ihren Protesten unter anderem von Lambda Legal, Planned Parenthood und der American Civil Liberties Union unterstützt. Das Gesetz wurde im März 2016 verabschiedet, gut ein Jahr später wurde die Toiletten-Verordnung für nichtig erklärt, nicht aber die anderen Bestimmungen, zudem war auch kein neuer Erlass von Gesetzen zum Schutz der LGBT-Gemeinschaft in North Carolina bis 2020 möglich.[3][4]

Ihr Aktivismus machte Schafer national bekannt, weswegen sie im Jahr 2017 von der Teen Vogue zu einer der 21 under 21 (Personen, die jünger als 21 Jahre und hauptsächlich durch Aktivismus in Erscheinung treten) gewählt wurde. Sie durfte zudem mit vier weiteren in der Liste vorkommenden jungen Frauen Hillary Clinton interviewen.[5] Im selben Jahr wechselte sie von ihrer High School auf die University of North Carolina School of the Arts, die sie als Mitglied des High School Visual Arts program abschloss.[6]

Im Juni 2020, zum 50. Jubiläum der ersten Pride Parade der Vereinigten Staaten, wurde Schafer von der sich an LGBT-Leser richtenden Online-Publikation Queerty zu einer der 50 Personen ernannt, die die USA in Richtung Gleichheit, Akzeptanz und Würde für alle lenkten.[7] 2021 wurde sie von Time zu einer der 100 wichtigsten aufstrebenden Führungspersönlichkeiten ernannt, die zugehörige Widmung im Magazin verfasste die Schauspielerin Zendaya, mit der Schafer bei Euphoria zusammenarbeitet.[8]

Laut Schafer halfen ihr soziale Netzwerke dabei, sich ihrer wahren Geschlechtsidentität bewusst zu werden, da sie so mit den Erfahrungen anderer trans Personen vertraut wurde, mit denen sie sich identifizieren konnte.[9] Schafer unterzog sich laut eigenen Angaben am Anfang ihrer High-School-Zeit einer geschlechtsangleichenden Maßnahme.[10] In einem Interview 2019 beschrieb sie sich als „eine Art Lesbe“.[11] Zwei Jahre später antwortete sie auf einen viralen Twitter-Post, der ihre Homosexualität scherzhaft erwähnte, stattdessen bi- oder pansexuell zu sein.[12]

Im August 2022 stieß Schafers positives Kommentieren eines Instagram-Beitrags auf öffentliche Kritik. In diesem wurden nichtbinäre Personen unter anderem aufgrund ihres angeblichen Einsatzes für die Aufhebung von Transgeschlechtlichkeit als mit Genderinkongruenz einhergehende Erkrankung beschuldigt, für negative gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf trans Personen verantwortlich zu sein.[13] Schafer wurde deshalb der Vorwurf gemacht, den in der LGBT-Gemeinschaft umstrittenen Transmedikalismus zu befürworten. Der Begriff bezeichnet eine Ansicht, wonach Personen eine offizielle Genderinkongruenz-Diagnose erhalten und sich einer medizinischen Transition unterziehen müssen, um als trans zu gelten.[14] Sie bestritt das und erklärte, dass es ihrer Ansicht nach eine Unausgewogenheit zwischen der öffentlichen Sichtbarkeit von nichtbinären Personen und trans Frauen gebe. Allerdings sei sie weder ersten gegenüber feindselig eingestellt noch eine Anhängerin des Transmedikalismus.[15]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Model[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nach ihrem Hochschulabschluss[16] begann Schafer mit ihrer Tätigkeit als Model. Sie präsentierte unter anderem Kleidung der Modehäuser Dior, Versace und Prada.[17][18][19][20] Sie modelte neben ihrer Festanstellung bei der US-amerikanischen Elite Model Management aus New York gelegentlich auch für ausländische Agenturen, unter anderem Oui Management aus Paris, Why Not Model Management aus Mailand sowie Premier Mode Management aus London.[21][22]

2022 wurde Schafer als Testimonial für Schminke des Kosmetikherstellers Shiseido engagiert[23] und beteiligte sich ein Jahr darauf an einer Parfüm-Werbekampagne von Thierry Mugler.[24]

Schauspielerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2019 bewarb sich Schafer auf Vorschlag ihrer Agentur, die durch einen Instagram-Post auf das Casting aufmerksam geworden war, für eine Rolle in der HBO-Produktion Euphoria, die sich an ältere Jugendliche und Erwachsene richtet. Schafer wurde schließlich in der Hauptrolle der bisexuellen Jules Vaughn besetzt, die sich in die Hauptfigur Rue Bennett verliebt und neben ihrem transphoben und misogynen Mitschüler Nate Jacobs mit selbstverletzendem Verhalten zu kämpfen hat. Ihre Rolle in Euphoria stellte auch Schafers Schauspieldebüt dar.[25] Zudem half sie Sam Levinson, dem Drehbuchautor und Erfinder der Serie, ihre persönlichen Erfahrungen mit denen ihrer Figur zu verknüpfen.[26] Schafer gehörte im Juli 2020 zu mehreren trans Schauspielerinnen, die von der Academy of Television Arts & Sciences bei den Emmy-Nominierungen nicht berücksichtigt wurden. Dies stieß sowohl bei Zuschauern als auch einigen Filmemachern öffentlich auf Kritik.[27] Für die zweite Euphoria-Spezialfolge, die im Rahmen der COVID-19-Pandemie entstand, war Schafer zusammen mit Levinson als Drehbuchautorin tätig.[28]

An der Seite von Gemma Chan und Sofia Boutella wurde Schafer im August 2021 als Hauptdarstellerin im Horrorfilm Cuckoo besetzt.[29] In der Produktion verkörpert sie eine Jugendliche, die beim Familienurlaub im Bayerischen Wald mit sonderbaren Ereignissen und Personen zu kämpfen hat.[30] Im Juni 2022 erhielt sie eine Hauptrolle in Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes, der Verfilmung des Romans Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange aus dem Jahr 2020. Schafer spielt darin Tigris Snow, eine Cousine und enge Vertraute des Protagonisten Coriolanus Snow.[31]

Musikvideoregisseurin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2022 feierte Schafer ihr Debüt als Regisseurin. Sie drehte das Musikvideo zu hornylovesickmess, ein bereits im April 2021 veröffentlichtes Lied der norwegischen Sängerin Girl in Red. Dieses handelt von den Erinnerungen der Interpretin an eine frühere Liebesbeziehung, während sie in einem Auto sitzt beziehungsweise eine Straßenbaustelle durchquert. Schafer erdachte zudem selbst das Szenenbild und veröffentlichte einige der dazugehörigen, von ihr erstellten Storyboards auf ihrem Instagram-Account.[32]

Schafer drehte im Juni 2023 ein zweites Musikvideo. Im Clip zu Why Am I Alive Now der US-amerikanischen Band Anohni and the Johnsons sinniert eine trans Künstlerin am Strand über ihre Bestimmung und betritt ein leerstehendes Fabrikgebäude, in dem sie zwei gleichgesinnte Frauen kennenlernt. Schafer führte zudem anlässlich der Veröffentlichung des Albums, auf dem das Lied erschien, auf Anohnis YouTube-Kanal ein Interview mit der Künstlerin.[33]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen & Nominierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

MTV Movie & TV Award

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hunter Schafer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Liam Hess: At 22, Hunter Schafer Is Already a Gen Z Style Star. In: Vogue. 31. Dezember 2020, abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  2. Annie Blythe: This transgender teen sued NC over HB2. Now she’s in Teen Vogue with Hillary Clinton. In: The News&Observer. 30. November 2017, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  3. Hunter Schafer: hunter schafer on why she's fighting for much more than bathrooms. In: Vice. 1. April 2017, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  4. Katherine Cusumano: Rising Model Hunter Schafer Is Fighting for the Future of Trans Individuals On and Off the Runway. In: W Magazine. 21. März 2018, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  5. Hillary Clinton Discusses Equality and Feminism with Teen Vogue's 2017 21 Under 21 Nominees. In: Vogue. 28. November 2017, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  6. Jess Clark: HB2's education impact: Life more complicated for students in transition. In: WRAL. 29. März 2017, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  7. David Reddish: Meet the world-class performers who are diversifying LGBTQ representation. In: Queerty. 1. Juni 2020, abgerufen am 17. August 2020 (englisch).
  8. Zendaya: Hunter Schafer. In: Time. 17. Februar 2021, abgerufen am 2. August 2021 (englisch).
  9. Daniel D'Addario: Trans Superstar Hunter Schafer on Her Moment of ‘Euphoria’. In: Variety. 21. Juni 2019, abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
  10. Kathryn Shattuck: Enthralled by ‘Euphoria’? Hunter Schafer Knows Why (It’s Because of Her). In: The New York Times. 7. Juli 2019, abgerufen am 23. August 2020 (englisch).
  11. Rachel Shatto: Euphoria Star Hunter Schafer Clarifies Her Sexuality. In: The Advocate. 13. Dezember 2021, abgerufen am 17. April 2022 (englisch).
  12. Cara Glass: 'Euphoria's Hunter Schafer Opens Up About Her Sexuality. In: Out. 13. Dezember 2021, abgerufen am 17. April 2022 (englisch).
  13. Amelia Hansford: Euphoria star Hunter Schafer liking ‘transmedicalist’ post sparks tense debate. In: Pink News. 25. August 2022, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  14. Mey Rude: Here's Why Some People Are Calling Hunter Schafer a Transmedicalist. In: Out. 24. August 2022, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  15. Jade Gomez: Hunter Schafer Responds to Transmedicalist Accusations. In: Paper. 7. September 2022, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  16. Semifinalists for the U.S. Presidential Scholars Program.
  17. Dominic Cadogan: Meet Versus Versace’s new gang of multi-talented muses. In: Dazed. 1. September 2017, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  18. Dena Silver: 46 New Models to Look Out For at New York Fashion Week. In: The Observer. 7. Februar 2018, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  19. Cordelia Tai: Report: The Spring 2019 Runways Were the Most Racially Diverse Ever, but Europe Still Has a Major Age and Body Diversity Problem. In: The Fashion Spot. 11. Oktober 2018, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  20. Alexa Tietjen: Marc Jacobs celebrates Pride with #GratefulNotHateful campaign. In: Los Angeles Times. 21. Juni 2018, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  21. HUNTER SCHAFER. In: Premier Model Management. Abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  22. Hunter Schafer. In: models. Abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  23. Chris Gardner: ‘Euphoria’s’ Hunter Schafer Named Shiseido Makeup Global Brand Ambassador. In: The Hollywood Reporter. 12. August 2020, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  24. Hunter Schafer Is the New Face of Mugler’s Angel Elixir Fragrance. In: Elle. 1. März 2023, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  25. Ruth Kinane: Breaking Big: Euphoria star Hunter Schafer on playing Jules, working with Zendaya, and what's next. In: Entertainment Weekly. 20. November 2019, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  26. Jeena Sharma: Hunter Schafer: Leading the Charge for Femme Representation. In: Paper. 13. Juni 2019, abgerufen am 21. Februar 2020 (englisch).
  27. Daniel Reynolds: Emmys Snub Transgender Stars of Pose, Euphoria. In: The Advocate. 28. Juli 2020, abgerufen am 2. August 2021 (englisch).
  28. Sarah Bahr: Hunter Schafer’s Week: A New York Whirlwind. In: The New York Times. 19. Januar 2021, abgerufen am 19. Januar 2021 (englisch).
  29. Etan Vlessing: Hunter Schafer, John Malkovich Topline ‘Cuckoo’ for Neon. In: The Hollywood Reporter. 31. August 2021, abgerufen am 13. Februar 2022 (englisch).
  30. Andreas Busche: „Cuckoo“ auf der Berlinale: Flötentöne mit Schockeffekt. In: Tagesspiegel. 16. Februar 2024, abgerufen am 18. Februar 2024.
  31. Brent Lang: ‘Euphoria’ Star Hunter Schafer Joins ‘The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes’. In: Variety. 22. Juni 2022, abgerufen am 23. Juni 2022 (englisch).
  32. Tom Skinner: Girl In Red shares ‘hornylovesickmess’ video, directed by ‘Euphoria’ star Hunter Schafer. In: New Musical Express. 13. Mai 2022, abgerufen am 23. Juni 2022 (englisch).
  33. Kory Grow: See ‘Euphoria’ Star Hunter Schafer’s Video for Anohni and the Johnsons’ ‘Why Am I Alive Now’. In: Rolling Stone. 5. Juli 2023, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  34. Benjamin VanHoose: 2022 MTV Movie & TV Awards Winners List. In: People. 5. Juni 2022, abgerufen am 23. Juni 2022 (englisch).