Ich bin meine eigene Frau

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Film
Titel Ich bin meine eigene Frau
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1992
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Hessischer Rundfunk
Stab
Regie Rosa von Praunheim
Drehbuch Rosa von Praunheim, Drehbuchvorlage: Charlotte von Mahlsdorf
Produktion Rosa von Praunheim
Musik Joachim Litty
Kamera Lorenz Haarmann
Schnitt Mike Shephard
Besetzung

Ich bin meine eigene Frau ist ein deutscher semi-dokumentarischer Spielfilm aus dem Jahr 1992 von Rosa von Praunheim mit und über Charlotte von Mahlsdorf.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Transvestit Charlotte von Mahlsdorf erzählt in einer Rückschau Begebenheiten aus einer bewegten Biografie.

Das tägliche Leben war schwierig für Charlotte, die während des Zweiten Weltkriegs als Lothar Berfelde im faschistischen Deutschland aufwuchs. Nur bei ihrem wohlwollenden Großonkel konnte sie unbeschwert Zeit verbringen.

Bei einem Urlaub in Ostpreußen auf dem Hof der transgeschlechtlichen „Tante“ Luise wurde ihm erlaubt, sich als Mädchen zu kleiden, und er kam in Berührung mit Literatur, wie dem Buch Der Transvestit des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld. Luise respektierte auch seine Privatsphäre und erlaubte die Liebesbeziehung mit einem Bauernjungen.

Zurück in Berlin war der junge Heranwachsende wieder dem brutalen Vater ausgeliefert. Beim Versuch, seine Mutter und sich selbst vor den Peinigungen des Vaters zu retten, schlug Lothar diesen zu Tode. Ein Verbrechen, für das er psychiatrisch untersucht wurde und ins Gefängnis kam. Kurz vor Ende des Krieges wurde er aus der Haft entlassen. Als er fahnenflüchtig durch die Straßen Berlins irrte, entkam er nur knapp deutschen Soldaten.

Bis Kriegsende hatte sich Lothar zwar als weibliches Wesen in einem männlichen Körper wahrgenommen, aber erst nach dem Krieg begann er, in der Rolle der Charlotte von Mahlsdorf zu leben. Charlotte zog in das zerstörte Schloss Friedrichsfelde im Ostteil Berlins und begann, es zu restaurieren. Doch schließlich wurde sie von den DDR-Behörden des Hauses verwiesen.

Sie arbeitete als Angestellte im Haushalt von Herbert von Zitzenau, einem älteren Offizier. Charlotte wurde von ihrem Arbeitgeber verführt und sie begann, eine sexuelle Beziehung mit ihm, die erst mit dessen Tod endete.

Auch wenn das Leben für Homosexuelle und Menschen, die nicht den Vorstellungen der Regierung entsprachen, in der DDR schwierig war, fand Charlotte ihren Weg. In einer Klappe traf sie Jochen, ihren neuen Liebhaber, mit dem sie sadomasochistische Fantasien auslebte. Die Beziehung dauerte bis zu dessen Tod.

Viele Jahre später erhielt Charlotte die Ausstattung der ersten Schwulenbar Ost-Berlins, nachdem die DDR-Regierung die Bar geschlossen und das Gebäude abgetragen hatte. Die historische Ausstattung der Bar wurde in das von Charlotte und einem lesbischen Paar initiierte Gründerzeitmuseum im Gutshaus Mahlsdorf überführt.

Im Jahr 1989 übernahm die hochbetagte Charlotte eine kleine Rolle in dem ersten DDR-Schwulenfilm, Coming Out von Heiner Carow. Die Uraufführung des Films fiel mit dem Fall der Berliner Mauer zusammen.

Doch auch im wiedervereinten Deutschland hatte Charlotte mit vielen Problemen zu kämpfen. Die deutsche Regierung nahm ihr das Gründerzeitmuseum aus den Händen, und beim ersten Ost-West-Treffen von Schwulen und Lesben in Deutschland wurden Charlotte und ihre Freunde von Neonazis angegriffen.

Erst im Jahr 1992 wurden Charlottes Engagement und Lebensleistung anerkannt, als ihr der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für die Förderung der Sache der sexuellen Freiheit verliehen wurde.[1]

Notizen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der TV- und Kinofilm bekam internationale Resonanz, unter anderem wurde er 1993 bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin, beim Toronto International Film Festival, beim New Zealand International Film Festival sowie 1995 beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary in Karlsbad gezeigt.[2][3][4] Im Fernsehen wurde Ich bin meine eigene Frau erstmals 1993 im HR ausgestrahlt.[5]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kritik war sich größtenteils über die herausragenden Qualitäten des Porträts einig und fand entsprechend positive Beurteilungen: „Ein bewegender Film.“ (Cinema, 1992)[8] „Ein Fest! Kraftvoll, dramatisch und originell!“ (Gay Times)[9] „Ein Dokumentarfilm mit einem Hauch von Brecht, der einen wahren queeren Freigeist zeigt.“ (World Film Reviews) Auch die New York Times stimmte begeistert in die guten Resümees ein: „Alles andere als gewöhnlich!“[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ich bin meine eigene Frau. Internet Movie Database, abgerufen am 6. März 2022 (englisch).
  2. Ich bin meine eigene Frau. Mubi, abgerufen am 6. März 2022.
  3. I am my own woman. Berkeley Art Museum, (Universität von Kalifornien), abgerufen am 12. April 2022.
  4. I Am My Own Woman/Ich bin meine eigene Frau. Internationales Filmfestival Karlovy Vary, abgerufen am 9. April 2022.
  5. Ich bin meine eigene Frau. filmportal.de, abgerufen am 6. März 2022.
  6. Ich bin meine eigene Frau. Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), abgerufen am 6. März 2022.
  7. Rosa von Praunheim. Fédération Internationale de la Presse Cinématographique, abgerufen am 6. März 2022.
  8. Ich bin meine eigene Frau. In: cinema. Abgerufen am 1. Mai 2022.
  9. Ich bin meine eigene Frau. In: Gay Times. 1992, abgerufen am 1. Mai 2022 (wiedergegeben auf einem Filmplakat bei cinema.de).
  10. Ich bin meine eigene Frau. In: The New York Times. 1992, abgerufen am 1. Mai 2022 (wiedergegeben auf einem Filmplakat bei cinema.de).