Ida Herz

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Ida Herz (geboren 18. Oktober 1894 in Nürnberg; gestorben 12. Februar 1984 in London) war eine deutsch-britische Bibliothekarin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ida Herz war eine Tochter des Kaufmanns Moritz Hahn und der Lina Besselau. Nach einer Lehre als Buchhandelsgehilfin arbeitete sie in der Buchhandlung Schrag in Nürnberg. Anfang der 1920er Jahre war sie als Archivarin bei Joseph Baer in Frankfurt am Main angestellt. Dort lernte sie Thomas Mann kennen, den sie bewunderte und über den sie eine Zeitungsausschnittsammlung angelegt hatte. Mann beauftragte sie 1925, seine umfangreiche Bibliothek in seiner Wohnung in München zu ordnen. 1927/28 arbeitete Herz beim S. Fischer Verlag. Nach dem Tod ihres Vaters ging sie zurück nach Nürnberg und trat als Prokuristin in das elterliche Geschäft, die Darmhandlung Herz & Besselau, ein.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 blieb der politisch verfolgte Thomas Mann im Ausland, und Herz gelang es, Manns Handbibliothek und einige Kisten Hausrat aus dem Münchener Palais Pringsheim an eine Deckadresse in Basel zu versenden. Herz geriet 1934 kurzzeitig in Untersuchungshaft der Gestapo und floh am 16. September 1935 aus dem Deutschen Reich zunächst in die Schweiz. In London fand sie 1936 eine Aushilfsstelle als Bibliothekarin am Warburg Institute und von 1944 bis 1950 war sie als Buchhändlerin bei Henry Sotheran Ltd. beschäftigt. Schließlich arbeitete sie als Verwaltungsangestellte in der Londoner Wiedergutmachungsstelle für jüdische Flüchtlinge.

Ihre Thomas-Mann-Sammlung hatte sie vor ihrer Flucht im französischen Konsulat in München deponiert. Sie erhielt sie 1947 zurück und baute sie in den Folgejahren weiter aus. 1960 übergab sie ein Konvolut von Schriftstücken an das Thomas-Mann-Archiv in Zürich. Ihre Sammlung mit Erstausgaben von Werken Manns fand sich in ihrem Nachlass.

Herz vererbte einen Geldbetrag der English Goethe Society in London, die eine zweijährliche Ida Herz Lecture durchführt und einen Thomas Mann Essay Prize vergibt.[1]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Mann: A Hundredth Birthday Remembrance 1875–1975, Publications of the English Goethe Society, 46 (1976), S. 65–70 (mit einer Autobiographical Note)
  • Freundschaft und Korrespondenz mit Thomas Mann, Publications of the English Goethe Society, 55 (1985), S. 1–21

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herz, Ida. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband Deutscher Antiquare, 2011, S. 132f.
  • Friedhelm Kröll: Die Archivarin des Zauberers : Ida Herz und Thomas Mann. Cadolzburg : Ars Vivendi, 2001
  • Klaus W. Jonas: Ein Leben für Thomas Mann: Erinnerungen eines Sammlers und Bibliographen an Ida Herz (1894–1984), in: Hefte der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, No. 4 (September 1984), S. 42–54
  • Anne-Marie Zimmerli: Cataloguement de la collection Ida Herz aux archives Thomas Mann. Genf, 1965
  • Herz, Ida. In: Heinz J. Armbrust, Gert Heine: Wer ist wer im Leben von Thomas Mann? Ein Personenlexikon. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2008, S. 107f.
  • Heinz J. Armbrust: "Liebe Freundin,..." : Frauen um Thomas Mann. Frankfurt am Main: Klostermann, 2014

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ida Herz Lecture, bei English Goethe Society