Ilona Hartmann

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Ilona Hartmann (* 1990 in Backnang) ist eine deutsche Autorin und Texterin. Sie wurde mit Kurzbeobachtungen zum Zeitgeschehen auf Twitter bekannt. Im Jahr 2020 erschien ihr Romandebüt.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ilona Hartmann zog nach dem Abitur zunächst nach Leipzig, dann nach Berlin, wo sie für eine Werbeagentur arbeitete. Sie war bis 2019 freie Autorin der Online-Redaktion der heute-show und schrieb unter anderem für Zeit Online und der Freitag. Ihre Themen sind Pop- und Netzkultur.[2][3] Bekannt wurde sie mit Kurzbeobachtungen zum Zeitgeschehen seit 2012 auf Twitter unter dem Namen „zirkuspony“.[4]

Im Jahr 2020 erschien ihr Debütroman Land in Sicht im Verlag Blumenbar. Die Hauptfigur ist Jana, eine junge Frau aus Berlin, die sich auf die Suche nach ihrem Vater Milan macht, der noch vor ihrer Geburt verschwunden war. Er floh damals aus der Tschechoslowakei. Sie findet ihn als Kapitän eines Flusskreuzfahrtschiffes auf der Donau zwischen Passau und Wien, in das sie sich kurzerhand inkognito einbucht, um eine Woche mit ihm zu verbringen. Die Geschichte umfasst sowohl die Suche nach familiärer Zugehörigkeit als auch eine persönliche Reise der Selbstfindung, ohne dabei in Schwermut zu verfallen.[5] Der Roman habe starke autobiografische Züge, so Ilona Hartmann in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur. Beim Schreiben sei ihr auch bewusst geworden, was das Aufwachsen ohne Vater für die alleinerziehende Mutter bedeutet habe.[6]

Von 2021 bis 2023 moderierte sie gemeinsam mit Christoph Amend den wöchentlichen Interview-Podcast Und was machst du am Wochenende?.[7]

Im Jahr 2024 erschien ihr zweiter Roman Klarkommen im Ullstein Verlag, der sich mit Fear of missing out in Berlin beschäftigt. Darin navigiert eine junge Frau durch das Erwachsenwerden in der Großstadt, konfrontiert mit der Erkenntnis, dass ihr Leben weit entfernt von den erträumten Erlebnissen wie Rausch, Exzess und Romantik verläuft.[8] Die Geschichte zeichnet sich durch die alltäglichen Enttäuschungen und die Schwierigkeit aus, glamouröse Erwartungen mit der Realität abzugleichen, wobei Partys und Romanzen oft hinter den Erwartungen zurückbleiben.[8] Das Buch entwickelt sich zu einem Anti-Roman.[8] In einem Interview mit SWR Kultur sagte die Autorin über das Thema des Buches: „Irgendwo anders, wo ich gerade nicht bin, findet etwas Besseres statt, als das, was ich gerade vor der Nase habe.“[9]

Rezensionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerrit Bartels rezensierte Ilona Hartmanns Roman Land in Sicht im Tagesspiegel. Sie sei durch Twitter und Instagram zu einem „Star“ geworden. Man könne erwarten, dass sie ihr erstes Buch als eine Art Generationsfibel über ihr Leben im Internet schreibe. Doch ihr Romansujet sei ein klassisches. Sie erzähle von der Begegnung mit dem Vater und mache sich Gedanken über ihr Leben, das geprägt sei „von einer gewissen Ziellosigkeit, einem Sich-überall-Fremd-Fühlen“. Sie stehe neben Autoren wie Bov Bjerg und Christian Baron, die sich in ihren Romanen Serpentinen und Ein Mann seiner Klasse an den Vätern abarbeiteten.[10]

In der Literaturkritik im Spiegel befand Isabel Metzger, Hartmanns Roman sei „allein schon deshalb interessant, weil er mit der Tradition bricht: Die Vatersuche bewirkt bei ihr eben keine Selbsterkenntnis, keine großen Gesten und Szenen“. Er sei mit „trockenem Witz“ geschrieben, typisch für Hartmann seien „schnörkellose Kommentare“, mit denen sie allzu emotionale Zustände auffange.[11]

Einen dialogischen Szenenhumor und Bilder mit einer „Prise Poesie“ attestierte die Rezension in der Freitag dem Buch. Es sei jedoch eigentlich kein Roman, sondern vielmehr eine „Pop-Novelle“.[12]

Sophia Zessnik von der taz lobte den Roman als „Meilenstein“ für Hartmann und kritisierte „einzig eine verlagsinterne Entscheidung, den hinteren Buchdeckel statt mit einer Zusammenfassung von Zitaten mit vermeintlich wichtigen Stimmen zu zieren“.[13]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Florian Kölsch: Wie es ist, als Erwachsene den eigenen Vater kennenzulernen. In: jetzt.de. 6. August 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020.
  2. Frank Nennemann: Ilona Hartmann über „Land in Sicht“ In: Radio Eins. 1. September 2020 (Memento vom 22. April 2021 im Internet Archive)
  3. Frank Meyer: Ilona Hartmann: "Land in Sicht" - Auf der Suche nach dem verlorenen Vater. In: deutschlandfunkkultur.de. 7. August 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020.
  4. Julia Prosinger und Ulf Lippitz: Interview mit Autorin Ilona Hartmann: „Ich war eine stabile Pessimistin“. In: Tagesspiegel. 19. Juli 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020.
  5. Sophia Zessnik: Debütroman von Ilona Hartmann: Vertraut wie ein Spiegelbild. In: taz.de. 26. Oktober 2020, abgerufen am 25. Februar 2024.
  6. Auf der Suche nach dem verlorenen Vater. Ilona Hartmann im Gespräch mit Frank Meyer. Deutschlandfunk Kultur, 7. August 2020
  7. Podcast bei Pool Artists
  8. a b c Konstantin Nowotny: „Klarkommen“ von Ilona Hartmann: Verpasste Party als Lebensgefühl. In: taz.de. 25. Februar 2024, abgerufen am 25. Februar 2024.
  9. SWR2: Ilona Hartmanns Roman „klarkommen“ über FOMO in Berlin - SWR Kultur. In: swr.de. 16. Februar 2024, abgerufen am 11. März 2024.
  10. Gerrit Bartels: Halb hier, halb da. Tagesspiegel, 26. Juli 2020
  11. Isabel Metzger: Tochterschaftstest: "Land in Sicht" von Ilona Hartmann. In: Der SPIEGEL. 22. Juli 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020.
  12. Marlen Hobrack: Sinnsuche auf der Donau, der Freitag, Ausgabe 30/2020
  13. Sophia Zessnik: Debütroman von Ilona Hartmann: Vertraut wie ein Spiegelbild. In: Die Tageszeitung: taz. 26. Oktober 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Oktober 2020]).
  14. "Identitätssuche und familiäre Beziehungen", boersenblatt.net, veröffentlicht und abgerufen am 13. Dezember 2021.