Institución Libre de Enseñanza

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Institución Libre de Enseñanza, kurz ILE, war eine pädagogische Bewegung in Spanien, die von dem Philosophen Karl Christian Friedrich Krause inspiriert war, dessen Ideen den spanischen Liberalismus des 19. Jahrhunderts prägten (Krausismo).

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie wurde 1876 in den Jahren der Restauration[1] von einigen Universitätsprofessoren (unter anderen Francisco Giner de los Ríos, Gumersindo de Azcárate, Teodoro Sainz Rueda und Nicolás Salmerón) gegründet. Ihr Ziel war es, die freie Lehre an den Schulen und Universitäten vor politischer, religiöser und moralischer Einflussnahme zu schützen. Die ILE richtete sich dabei insbesondere gegen die restaurativen Reformen, die Antonio Cánovas del Castillo im Jahr 1875 eingeführt hatte. Diese beschränkten die Freiheit der Lehre, sofern sie sich gegen die Dogmen des Katholizismus richteten.

Ziele und Prinzipien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pausenhof der ILE

Insofern war die ILE eine Gegenuniversität, die die Freiheit der Lehre und der Forschung ernst nahm.[2] Die Freiheit umfasste daher auch finanzielle Unabhängigkeit von staatlicher und kirchlicher Bevormundung. Zentral war die methodisch-dikaktische Freiheit: „Ihr Ideal war der sokratische Dialog, bei welchem den Studenten nichts eingetrichtert wurde, bei dem es vielmehr darauf ankam, die Lernenden ihre eigenen geistigen Möglichkeiten entdecken und entwickeln zu lassen. In moralischer Hinsicht wurden die Studenten zur Austerität (dem Gegenteil der herrschenden Korruption also) und zur Leistungsbereitschaft (dem Gegenteil der immer wieder beklagten „abulia“) angehalten.“[2]

Weitere Grundprinzipien waren der Sport und die Horizonterweiterung durch Auslandsaufenthalte. Dafür gab es angemessen dotierte Stipendien. Fundamental war die Öffnung der Bildung für Mädchen und junge Frauen. Der Unterricht sollte geprägt sein durch die Koedukation der Geschlechter, da nur so Kennenlernen und geseitiger Respekt entstehen könnten.[3] Neben der Ausrichtung auf die universitäre Bildung, wurden ein Gymnasium und eine Grundschule eingerichtet. Der Ansatz einer Modernisierung Spaniens durch liberale und aufgeklärte Bildung blieb insofern begrenzt, als die bürgerlich-liberale ILE auf die Rekrutierung einer Elite abzielte, dagegen den Kontakt mit Arbeiterparteien und Gewerkschaften nicht suchte.[2]

Einfluss de ILE[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Einfluss der ILE ging so weit, dass eine Reihe von nötigen Reformen im Bildungsbereich durchgeführt wurden. Es wurden öffentliche Einrichtungen wie das Museo Pedagógico Nacional und die Junta para Ampliación de Estudios gegründet, die die Qualität des Unterrichts in den Focus nahmen. Trotzdem gab es nach den Jahren der Restauration und der Diktatur von Primo de Rivera noch 1931 zu Beginn der Zweiten Spanischen Republik eine hohe Analphabetenquote.

Alumni alumnaeque[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Viele der führenden Naturwissenschaftler, Schriftsteller und Künstler des 20. Jahrhunderts waren ebenso wie eine beträchtliche Anzahl von bedeutenden Führern der spanischen Republik Produkte der Institución Libre und der verschiedenen Schulen, die nach ihrem Vorbild in anderen Städten entstanden waren.“ (Gabriel Jackson)[4]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Boletín de la Institución Libre de Enseñanza (1876–1936)[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Institución Libre de Enseñanza – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Walther L. Bernecker: Sozialgeschichte Spaniens im 19. und 20. Jahrhundert. Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-11540-5, S. 169 ff.
  2. a b c Hans-Jörg Neuschäfer: Vom Krausismus zur Generation von 98. Die Auseinandersetzung über die Erneuerung Spaniens. In: Richard Baum, Klaus Böckle, Franz Josef Hausmann, Franz Lebsanft (Hrsg.): Lingua et Traditio. Geschichte der Sprachwissenschaft in den neueren Philologien (Festschrift Hans Helmut Christmann zum 65. Geburtstag). Gunter Narr Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3-8233-4137-5, S. 281.
  3. Raquel Vázquez Ramil: Francisco Giner de los Ríos y la educación de la mujer: consideraciones teóricas y perspectiva práctica. Escuela Universitaria de Magisterio CEU-Universidad de Vigo, 2016, abgerufen am 6. März 2023 (spanisch).
  4. Eberhard Geisler: Es tagt schon im Orangenhain. Skizzen zur spanischen Literatur. Wallstein Verlag, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5254-4, S. 220.
  5. Institución Libre de Enseñanza: Biblioteca Virtual de Prensa Histórica. Ministerio de Cultura y Deporte, 2003, abgerufen am 28. Februar 2023 (spanisch).

Koordinaten: 40° 26′ 4,5″ N, 3° 41′ 47,8″ W