Internierungslager Casseneuil

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Karte
Camps und Gedenkorte in Casseneuil: A Camp de Casseneuil (de la Gare); B Mémorial du camp de Casseneuil, C Camp de la Glaudoune; D ehemaliger Bahnhof

Die französischen Internierungslager in Casseneuil waren Teil einer Lagerinfrastruktur, die ab Ende 1939 geschaffen wurde, um die für den Bau des Entwicklungsprojekt zur Poudrerie nationale de Sainte-Livrade-sur-Lot benötigten Zwangsarbeiter unterzubringen. Nach dem Scheitern des Poudrerie-Projekts dienten die beiden Lager unterschiedlichen Zwecken, so zum Beispiel weiterhin als Lager zur Unterbringung von Fremdarbeitern, als Sammellager für zur Deportation bestimmte Juden, als Kriegsgefangenenlager oder als militärisch genutzte Camps. In den 1950er Jahren wurde aus dem einen Lager ein Wohn- und aus dem anderen ein Industriegebiet.

Die Entstehung der Internierungslager in Casseneuil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Ende 1939 bis zum Waffenstillstand von Compiègne (1940) wurde auf einem zum Teil auf der Casseneuiler Gemarkung gelegenen Gelände daran gearbeitet, eine große Schießpulverfabrik, die Poudrerie nationale de Sainte-Livrade-sur-Lot zu errichten. Für den Bau dieser Fabrik waren ungefähr 5.000 Menschen tätig, darunter etwa 3.500 spanische Bürgerkriegsflüchtlinge, die in Frankreich Schutz gesucht hatten und hier nun als Zwangsarbeiter rekrutiert wurden.

Zur Unterbringung dieser Arbeitskräfte entstanden im Umfeld der Poudrerie fünf Barackenlager, davon zwei auf Casseneuiler Gemarkung:

  • das Camp de Sauvaud (Punkt A auf der Karte); später bekannt als Camp de la Gare oder Camp de Casseneuil, auf dessen Gelände sich heute ein Industriegebiet befindet, und
  • das Camp de la Glaudoune (Punkt C auf der Karte); heute der Stadtteil Cité Belle Rive am nördlichen Rand des ehemaligen Poudrerie-Geländes.

Das Camp de la Gare[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internierungslager für Fremdarbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Camp de la Gare beherbergte, bedingt durch die Einstellung der Arbeiten an der Poudrerie, nur für eine relativ kurze Zeit dort benötigte Arbeiter. Nach der AJPN dauerte diese Phase der Camp-Geschichte von 1939 bis zum Juni 1940, und die dienstverpflichteten spanischen Arbeiter waren zu der Zeit in einer Compagnie de Travailleurs Étrangers (CTE, Fremdarbeiterkompagnie) zusammengefasst.[1] Eine andere Quelle sieht die spanischen Arbeiter ausweislich eines Poststempels als Mitglieder der 17ème Compagnie de Travailleurs Militaires.[2] Welche Tätigkeiten den Fremdarbeitern nach der Einstellung der Bauarbeiten an der Pulverfabrik noch oblagen, ist nicht bekannt.

Der AJPN zur Folge waren ab Juni 1940 – und somit in direkter Nachfolge der CTE – vier Groupes de Travailleurs Étrangers (GTE, Fremdarbeitergruppen) in Casseneuil stationiert. Tatsächlich gab es diese Organisationsform aber erst ab dem Herbst des Jahres 1940. Die GTE waren vom Vichy-Regime per Gesetz vom 17. September 1940 als Nachfolgeorganisation der CTE eingeführt worden.[3] Wie viele Arbeiter in Casseneuil verblieben, ist nicht bekannt; da die GTE aber in der Regel aus etwa 250 Mann starken Einheiten bestanden, wären noch um die 1.000 dienstverpflichteten Arbeiter an diesem Ort stationiert gewesen.

Anders als nach der APJN begann nach Duranthon die zweite Phase der Internierung im Camp de la Gare erst im September 1941. Ab dem Zeitpunkt seien auf Verlangen der deutschen Besatzungsbehörden mehrere Gruppen von Arbeitern im Lager stationiert gewesen, die von Gendarmen bewacht worden seien. Casseneuil sei ihr Heimathafen („port d‘attache“) gewesen, ihre Einsatzorte dagegen der Atlantikwall, eine Poudrerie in Tours, die U-Boot Basis in Bordeaux-Bacalan und Aluminiumwerke in den Alpen. Nur einen Absatz weiter spricht Durathon allerdings davon, dass im August 1942 nur noch einige Spanier, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren, im Camp de la Gare gewohnt hätten.[4]:S. 27

Zu den vier von der AJPN aufgeführten GTE (siehe Weblinks) liegen nur für die GTE 536 weiterführende Informationen vor, und diese betreffen die Situation im Sommer 1942. Auf einer CAFI-Webseite heißt es, in der Region Lot-et-Garonne seien 1942 448 ausländische Juden interniert gewesen. Sie hätten hauptsächlich drei GTE angehört, darunter auch der GTE 536. Diese Gruppe habe mehrheitlich aus Spaniern bestanden, aber auch aus 109 Juden. Von diesen Juden hätten nur 10 in der Poudrerie gearbeitet, die Restlichen an anderen Arbeitsstellen außerhalb von Casseneuil.[5] Die Einheit wurde von einem französischen Offizier geleitet, der es verstanden habe, das Lager zu einem „erträglichen Aufenthaltsort zu machen“.[6]:S. 196 Diese besonderen Bedingungen, die für die meisten Lager unvorstellbar waren, schildert Eggers wie folgt:

„Auch im GTE 536 in Casseneuil (Lot-et-Garonne) gibt es im August 1942 eine Kaninchenzucht und einen Gemüsegarten. Außerdem existiert in diesem Camp, dem 1800 détachés zugeteilt sind, eine Reihe von Einrichtungen zur Verbesserung des Lagerlebens. Eine Bibliothek ist vorhanden und wird benutzt, es gibt eine Kleiderkammer mit Reserven an Schuhen und Decken, eine gut eingerichtete Krankenstube, die von einem internierten Arzt geleitet wird, und die Küche ist gut instand gehalten, das Essen schmackhaft und reichlich. Jeden Tag wird ein Essensplan angeschlagen. Die Delegierte der Hilfsorganisation, die das Lager am 7. August 1942 besucht und diesen außerordentlich positiven Eindruck in ihrem Rapport festhält, sieht das Lager als ein ‚camp modèle‘ an und hält dies dem Kommandanten zugute. Dieser sei eine herausragende Persönlichkeit, er stelle nicht nur seine Fähigkeiten, sondern auch sein eigenes Vermögen in den Dienst der ihm anvertrauten Männer. Der Kommandant teile das Leben der Arbeiter, während der Ferien gemeinsam mit seinem Sohn.“

Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer, S. 164

Bei der AJPN und bei Peter Gaida finden sich ähnlich positive Aussagen über die GTE 536, wobei Gaida auch noch erwähnt, dass innerhalb des Lagers der GTE 536 vermutlich schon 1941 Baracken für als arbeitsuntauglich eingestufte Internierte eingerichtet worden seien.[7]:S. 146 Gaida schreibt außerdem, dass es 1944 Pläne gegeben habe, in Casseneuil – neben Muret – eine „Disziplinargruppe“ für Deserteure aus den Arbeitseinsätzen bei der Organisation Todt (OT) einzurichten.[7]:S. 342 Ob es dazu kam und welche Verbindungen im Detail zwischen den GTE in Casseneuil und der Organisation Todt bestanden, ist nicht bekannt. Allerdings war die OT verantwortlich für den Bau der U-Bootstützpunkte an der französischen Küste sowie des Atlantikwalls, wo ja nach Duranthon in Casseneuil stationierte GTE eingesetzt waren.

Teil der Judenverfolgungen des Vichy-Regimes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der August 1942, der für die Fremdarbeiter in Casseneuil mit einigermaßen erträglichen Lebensbedingungen einherging, nahm für einige von ihnen und andere Menschen in der Region einen tödlichen Verlauf. Zuvor seien immer mal wieder jüdische Menschen in einen abgeschirmten Teil des Lagers gebracht worden, die beim heimlichen Überschreiten der Demarkationslinie zwischen der besetzten und der freien Zone verhaftet wurden.[4]:S. 27 Am 26. August aber führte das Vichy-Regime in der freien Zone eine große Razzia durch, um die noch in Freiheit lebenden staatenlosen Juden festzunehmen und sie anschließend an die Deutschen zur Deportation auszuliefern.

„Bis Ende August sind mit den ersten fünf Konvois 4613 Personen den Deutschen ausgeliefert worden, ausschließlich Insassen der großen Internierungs- und Arbeitslager. Die Razzia vom 26. August bedeutete die Ausdehnung der Deportation auf die Insassen aller anderer Typen von Internierungsorten sowie auf die noch in Freiheit befindlichen jüdischen Ausländer.“

Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer, S. 179

In Casseneuil fand bereits am 19. Juli eine erste Razzia statt[8], und die dabei und am 26. August festgenommenen Menschen wurden in das Lager Casseneuil gebracht, das als Sammellager auserkoren worden war.[6]:S. 180 Hierher kamen auch jüdische Menschen, die sich in einem Bauernhof in Monbahus versteckt hatten, und Menschen aus Allez-et-Cazeneuve. Im dortigen Château de Tombebouc (Lage) war die GTE 308 stationiert, der laut Duranthon überwiegend jüdische Männer – im Vichy-Jargon Palästinenser[9] – belgischer Herkunft und einige aus Ostblockländern angehörten.[5] Eine auf einer weiteren AJPN-Webseite abgebildeten Gedenktafel, die zusätzlich das Bild der damals elfjährigen Eléonore Zimmerman zeigt, die zu den deportierten Kindern gehörte, legt nahe, dass das Château de Tombebouc auch selber als Sammellager während der Razzien fungierte.[10]

In der Folge der beiden Razzien wurden 473 Männer, Frauen und 38 Kinder aus Casseneuil deportiert, nur 37 von ihnen überlebten.[11] Für 31 Familien hat die AJPN Kurz-Biografien erstellt.[12] Die Biografien aller 473 Deportierten sind in dem Buch Les 473 déportés juifs de Lot-et-Garonne veröffentlicht worden.[13] Ein von der APJN zitierter Bericht eines französischen Nachrichten-Offiziers vom 31. August 1942 zeigt aber, dass die „Operationen zum Einsammeln ausländischer Israeliten“ (opérations de ramassage des Israélites étrangers) nicht zur vollsten Zufriedenheit ihrer Initiatoren verlaufen war. In dem Bericht ist von erwarteten 700 Verhaftungen die Rede, die aber nicht realisiert werden konnten. Zudem habe es eine ganze Reihe von Interventionen zugunsten der betroffenen Personen gegeben, und die Bevölkerung im Allgemeinen der Aktion ablehnend gegenüber gestanden habe. „Man versteht nicht ganz, was der Zweck dieser Aktion ist. Einige behaupten, dass diese Aktion keinen anderen Grund hat, als die Juden wieder Deutschland zur Verfügung zu stellen, das geschworen hat, die israelitische Rasse auszulöschen.“[14]

Auf Initiative des Vereins Association pour le Mémorial du camp de Casseneuil wurde am 4. September 2016 zu Ehren der Deportierten eine Gedenkstätte am ehemaligen Gelände des Camp de la Gare eingeweiht (Punkt B auf der Karte).[15] An der Zeremonie nahm auch Serge Klarsfeld teil.[8]

Nicht weit von der Gedenkstätte entfernt befindet sich auch die Avenue de la Gare. Von dem für das Lager namensgebende Bahnhof existiert nur noch ein ehemaliges Lagergebäude. (Punkt D auf der Karte)[16]

Zwangsarbeiterrekrutierung für Nazi-Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Duranthon war das Camp de la Gare 1943 fast leer. Es fand sich dafür jedoch bald eine neue Verwendung. Im Februar 1943 wurde die Organisation Service du travail obligatoire (STO, Pflichtarbeitsdienst) gegründet. Die Aufgabe der STO war die Aushebung französischer Facharbeiter durch das Vichy-Regime zum Einsatz in der deutschen Kriegswirtschaft. Wie in anderen Landesteilen auch, so wurden auch im Département Lot-et-Garonne in mehreren aufeinanderfolgenden Wellen junge Menschen zwangsrekrutiert und vor ihrem Abtransport ins Deutsche Reich im Camp de la Gare interniert. Duranthon erwähnt eine Gedenktafel an der Fassade des Bahnhofs von Casseneuil, mit der an die 4.000 jungen Männer erinnert worden sei, die im Frühjahr 1943 von hier aus die unfreiwillige Reise nach Deutschland antreten mussten. Heute gibt es keinen Bahnhof mehr, sondern nur noch die oben schon erwähnte ehemalige Lagerhalle.

Lager für Kolonialsoldaten und Kriegsgefangene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1943 wurden verwundete Kolonialsoldaten, Annamiten, Tunesier, Senegalesen und nach Duranthon auch Madagassen und sie befehlende Unteroffiziere von der Insel Réunion in Casseneuil und den anderen ehemaligen Poudrerie-Lagern einquartiert.[5] Weder CAFI noch Duranthon[4]:S. 30 präzisieren allerdings, in welchem der beiden Casseneuiler Lager diese Einquartierung stattfand. Es hat nach beiden Quellen vor Ort keine größeren Spuren hinterlassen, obwohl einige dieser Menschen sich auch in der Region angesiedelt hätten.

Das Camp de la Gare findet dann erst wieder mit dem Jahr 1945 Erwähnung. Nach Duranthon wurden im März und April 1945 im Camp 700 russische Soldaten interniert, etwa ebenso viele wie in Bias. Aber während nach Duranthon vor Ort diese „Les Russes“ aufgrund ihres Aussehens weitgehend als Mongolen („les Mongols“) angesehen worden und durch starken Alkoholgenuss aufgefallen seien[4]:S. 30, kommt die CAFI zu einer differenzierteren Einschätzung und spricht korrekterweise von sowjetischen Gefangenen. Unter diesen hätten sich Ukrainer befunden, bei denen es sich entweder um von den Deutschen gefangeneommene Zwangsarbeiter von den Baustellen am Atlantikwall oder den U-Boot-Stützpunkten gehandelt hätte, oder um Überläufer, die in den Reihen der deutschen Armee gedient hätten.[5] Unter den sowjetischen Gefangenen wären auch einige Wenige gewesen, die von ihren Gesichtszügen her bei der lokalen Bevölkerung das Bild von Mongolen heraufbeschworen hätten, obwohl:

„Es scheint keine konkreten Spuren der Anwesenheit dieser Population zu geben, die paradoxerweise in den Erinnerungen der Menschen eine ebenso verschwommene wie lebhafte Erinnerung hinterlassen hat. Es gibt einige Anekdoten über die Sitten "der Mongolen", die die Gemüter beeindruckten, insbesondere das Nacktbaden im eiskalten Wasser des Lot, der hohe Alkoholkonsum, Messerstechereien und der Angriff eines "im Lager lebenden Russen" auf mehrere Einwohner der Stadt, der den Bürgermeister dazu veranlasste, "den Aufenthalt aller russischen Personen in der Stadt" zu verbieten.[17]

CAFI: 1940-1952 – Une succession de courtes occupations

Auch in der offiziellen Geschichtsschreibung der Stadt Casseneuil bilden die Mongolen und ihre Angewohnheit, nackt in der Lot zu baden, ein Moment der Erinnerung an diese Zeit, aber was aus den sowjetischen Gefangenen wurde, ist auch dort nicht überliefert.[18] Unklar ist auch, wann das Lager endgültig geschlossen wurde. Bei Duranthon ist nur ganz allgemein davon die Rede, dass sich in den folgenden zwei Jahren die Lager nach und nach geleert hätten.[4]:S. 31, und die Gemeinde Casseneuil schreibt in ihrer Geschichtsdarstellung, dass ie beiden Lager, La Glaudoune und La Gare, 1959 vom Kriegsministerium aufgegeben wurden und es dadurch zu einer beschleunigten Urbanisierung und einer neuen industriellen Entwicklung der Gemeinde gekommen sei. Im Camp de la Gare nutzte die Firma Senchou Frères, eine Konservenfabrik, die verbliebenen Baracken als Lager oder Personalunterkünfte.[18] Seit 1970 ist das Gelände Sitz der Coopérative France Prune, die hier Pflaumen und andere Früchte verarbeitet.[19] „Dieses Unternehmen mit rund 450 ständigen Mitarbeitern am Standort Casseneuil ist das wichtigste wirtschaftliche Element unserer Gemeinde.“[20]

Das Camp de la Glaudoune[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Camp de la Glaudoune und das Camp de la Gare verbindet die gemeinsame Poudrerie-Geschichte, und auch hier waren zunächst spanische Flüchtlinge untergebracht, die beim Bau der Poudrerie helfen mussten.[21] Wie lange aber in La Glaudoune diese ersten Bewohner verblieben und was später dort geschah, ist ungewiss. Die Gemeinde erwähnt in ihrem historischen Abriss nur, dass das Lager „lediglich französische Soldaten (Flieger, Infanteristen der Kolonialarmee usw.)“ beherbergt habe und dann, wie zuvor schon erwähnt, 1959 vom Kriegsministerium der Gemeinde übergeben worden sei.[18]

Bei Clément Goulinat ist nachzulesen, dass von 1941 bis 1944 das Camp de la Glaudoune, das von der Bevölkerung als Camp des Espagnols bezeichnet worden sei, einer der Unterkunftsorte der pétainistischen paramilitärischen Jugendorganisation Chantiers de la jeunesse française (CJF)[22] war[23], was sich auch mit den Informationen aus einer anderen Quelle deckt.[5]

Auch die von der Gemeinde eher en passant erwähnten militärischen Kräfte, die im Camp de la Glaudoune stationiert waren, scheinen in der Nachkriegszeit für Casseneuil eine größere Bedeutung gehabt zu haben. Im Laufe des Jahres 1945 wurde eine seit Ende 1944 im ehemaligen Poudrerie-Camp Camp du Moulin in Sainte-Livrade stationierte Ausbildungskompanie der Luftwaffe um mehrere Kompagnien aufgestockt und deren Angehörige in La Glaudoune und in Bias im Camp d'Astor untergebracht.

„Das Ganze erhielt den Namen C.l.M.T. "Centre d'instruction militaire et technique" (Zentrum für militärische und technische Ausbildung) und wurde im Mai, nachdem die Unterabteilungen abgeschafft worden waren, zum Ausbildungszentrum der 3. Luftwaffenregion in Bordeaux. Das Führungspersonal bestand aus Offizieren und Unteroffizieren aus England und Deutschland - Navigatoren sowie Mitgliedern der "Forces Françaises de l'Intérieur" (laut Aussage eines Ofliziers des Lagers).[24]

Madeleine Duranthon: Autour de la Poudrerie ..., S. 29

Die Truppenstärke der drei Lager habe zusammen 3000 Mann betragen und Sainte-Livrade sei regelrecht zu einer Garnisonstadt geworden.[4]:S. 29 Zudem seien in allen der drei genannten Lager parallel zu ihrer militärischen Nutzung auch Kolonialsoldaten untergebracht worden, auf die oben schon im Zusammenhang mit dem Camp de la Gare hingewiesen wurde. Unklar ist, wann beide Nutzungen des Camp de la Glaudoune endeten. Das war vermutlich schon vor 1959, dem Jahr der oben erwähnten Rückübertragung des Lagergeländes an die Gemeinde. Duranthon legt das Jahr 1947 nahe und spricht von anschließenden Plünderungen und Verwüstungen. Während dann nach 1959 das Camp de la Gare zum Industriegelände wurde, entstand auf dem Gelände des Camp de La Glaudoune die Cité de Bellerive, „die erste moderne städtische und demografische Expansion vor Ort“.[25]

„Die Baracken von La Glaudoune werden an die Gemeinde Casseneuil rückübertragen, die in ihnen individuelle Wohnungen einrichtet. Einige Zeit später wurden auf einem angrenzenden, von der Gemeinde erschlossenen Grundstück Häuschen gebaut, die von Gärten umgeben waren. So entstand die Cité Bellerive, deren Straßennamen die Traurigkeit des Krieges vergessen lassen: Straße der Rosen oder der Gänseblümchen, Straße der Tauben ...[26]

Madeleine Duranthon: Autour de la Poudrerie ..., S. 31

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940–1942, Metropol Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-932482-62-X.
  • Peter Gaida: „Überschüssige Ausländer“: Spanische und jüdische Zwangsarbeiter in Vichy-Frankreich (1940–1944), 2021, ISBN 978-1-008-97785-3.
  • Mario Graneri-Clavé, Juan Morente-Alvarez: La Poudrerie des camps et des hommes, Les Editions du Bord du Lot, Villeneuve-sur-Lot 2011, ISBN 978-2-35208-060-2. (Online-Auszug)
  • Madeleine Duranthon: Autour de la Poudrerie ... Les Camps, Bulletin des Amis du Pastourais, 1993, S. 25–33. (Online)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. AJPN: 146e CTE Casseneuil 1939 – 6/1940
  2. Prisonniers de Guerre: les groupements et compagnies de travailleurs espagnols 1940 – La Poudrerie / Gironde
  3. Siehe hierzu den bereits zitierten Wikipedia-Artikel Das System der Arbeitslager in Frankreich 1939 – 1944
  4. a b c d e f Madeleine Duranthon: Autour de la Poudrerie ... Les Camps
  5. a b c d e CAFI: 1940-1952 – Une succession de courtes occupations
  6. a b Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer
  7. a b Peter Gaida: "Überschüssige Ausländer"
  8. a b Frédéric Pascaud: Un mémorial en hommage aux juifs déportés
  9. AJPN: Groupement Palestinien de Travailleurs Étrangers
  10. Gedenktafel zu Ehren der Deportationen aus Casseneuil und dem Château de Tombebouc. Diese Gedenktafel wurde am 5. April 1992 an der Wand einer Baracke auf dem ehemaligen Lagergelände eingeweiht und trug die Inschrift: „Am 23. August und 3. September I942 wurden 346 Juden, darunter 34 Kinder, die in den Gemeinden des Departements Lot-et-Garonnee aufgespürt und im Schloss Tombebouc und im Lager Casseneuil zusammengetrieben wurden, von der Vichy-Regierung an die Nazis ausgeliefert und in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.“ (Madeleine Duranthon: Autour de la Poudrerie ... Les Camps, S. 27. „Le 23 août el Ie 3 septembre I942, 346 Juifs, dont 34 enfants, raflés dans les communes du Lot-et-Garonnee, rassemblés au château de Tombebouc et au camp de Casseneuil furent livrés aux Nazis par le gouvernement de Vichy et déportés vers le camp d'extermination d'Auschwitz.“) Da das Gelände heute von der Firma "France Prune" genutzt wird, ist nicht bekannt, ob dieser Erinnerungsort noch besteht.
  11. Casseneuil: un mémorial en hommage aux déportés juifs inauguré
  12. AJPN: Arrestations 1939-1945 : Casseneuil
  13. Alexandre Doulut & Sandrine Labeau: Les 473 déportés juifs de Lot-et-Garonne, les Fils et filles des déportés juifs de France, Paris 2010, ISBN 978-2-9535840-0-4 (mit einem Vorwort von Serge Klarsfeld)
  14. AJPN: Camp de Sauvaud dit Camp de la Gare ou Camp de Casseneuil durant la Seconde Guerre mondiale „On ne comprend pas très bien le but de cet acte qui est très diversement commenté. Certains prétendent que cette opération n'a d'autre raison que de remettre les Juifs à la disposition de l'Allemagne qui a juré de supprimer la race israélite.“
  15. Fotos von der Gedenkstätte finden sich auch auf der CAFI-Webseite CAFI: 1940-1952 – Une succession de courtes occupations (Weblinks)
  16. Ob das Gebäude des Institut médico éducatif (Lage) das alte Bahnhofsgebäude oder ein Teil von diesem ist, konnte nicht verifiziert werden.
  17. „Il ne semble pas y avoir de traces concrètes de la présence de cette population qui a laissé, paradoxalement, dans les mémoires, un souvenir aussi flou que vif. On relève quelques anecdotes racontées sur les moeurs «des Mongols» qui ont impressionné les esprits, notamment leurs baignades, nus, dans l’eau glacée du Lot, la forte consommation d’alcool, les bagarres au couteau, et l’agression de plusieurs habitants de la ville par un « Russe résidant au camp » qui amènera le maire à interdire « la circulation en ville de tout sujet russe ».“
  18. a b c Mairie de Casseneuil: LES XIX °et XX° SIÈCLES
  19. Cooperative France Prune: Site de Production Casseneuil
  20. „Cette entreprise avec environ 450 employés permanents sur le site de Casseneuil est l'élément économique premier de notre Commune.“ (Mairie de Casseneuil: LES XIX °et XX° SIÈCLES)
  21. Prisonniers de Guerre: les groupements et compagnies de travailleurs espagnols 1940 – La Poudrerie / Gironde
  22. Für eine erste Information siehe den Artikel in der französischsprachigen Wikipedia: fr:Chantiers de la jeunesse française
  23. Clément Goulinat: 1939 – La Poudrerie Nationale de Sainte-Livrade-sur-Lot. Une Poudrerie avortee!, Bulletin des Amis du Pastourais, 1993, S. 20 (Online)
  24. „L'ensemble prend alors le nom de C.l.M.T «centre d’instruction militaire et technique» et au mois de mai, les subdivisions étant supprimées, devient le centre d‘instruction de la 3ème région aerienne de Bordeaux. L'encadrement était constitué d’officiers et de sous-oftlciers venus d'Angleterre et d‘Allemagne - des navigants ainsi que des membres de «Forces Françaises de l’lntérieur» (d‘après le témoignage d‘un oflicier du camp).“
  25. „Ce fut localement la première expansion urbaine et démographique moderne.“(Mairie de Casseneuil: LES XIX °et XX° SIÈCLES)
  26. „Les baraquements de la Glaudoune sont rétrocédés à la commune de Casseneuil qui y crée des logements individuels. Quelque temps après, sur un terrain contigu aménagé par la commune sont construits des pavillons entourés de jardins. Ainsi est née la cité Bellerive où les noms de rue font oublier la tristesse de la guerre: rue des roses ou des pâquerettes, rue des colombes …“