Iprovalicarb

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Strukturformel
Strukturformel von Iprovalicarb
Gemisch von zwei Diastereomeren
(S,R)-Form (oben) und (S,S)-Form (unten)
Allgemeines
Name Iprovalicarb
Andere Namen
  • Isopropyl-2-methyl-1-[(1-p-tolylethyl)carbamoyl]-(S)-propylcarbamat
  • {2-Methyl-1-[1-(4-methylphenyl)ethylcarbonyl]propyl}-carbamidsäureisopropylester (IUPAC)
Summenformel C18H28N2O3
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer (Listennummer) 604-209-3
ECHA-InfoCard 100.121.817
PubChem 10958189
ChemSpider 9133406
Wikidata Q27155695
Eigenschaften
Molare Masse 320,43 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Dichte

1,11 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt
  • 199 °C [(S,S)-Diastereomer][2]
  • 183 °C [(S,R)-Diastereomer][2]
  • 163–165 °C (Gemisch)[2]
Siedepunkt

zersetzt sich vor dem Sieden bei <251 °C[1]

Löslichkeit
  • sehr schwer löslich in Wasser[1]
  • löslich in Dichlormethan und Dimethylformamid[2]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 351
P: 201​‐​202​‐​280​‐​308+313​‐​405​‐​501[1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Iprovalicarb ist ein Gemisch von zwei isomeren chemischen Verbindungen aus der Gruppe der Carbamate.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iprovalicarb kann durch eine mehrstufige Reaktion von Chlorameisensäureisopropylester mit L-Valin in einer Natriumhydroxidlösung und anschließend nochmals mit Isopropylchlorformiat unter basischen Bedingungen in einer Toluol-Lösung erhalten werden. Das entstandene Zwischenprodukt wird mit p-Methylphenylethylamin zu Iprovalicarb umgesetzt.[4]

Synthese von Iprovalicarb
Synthese von Iprovalicarb

Stereochemie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iprovalicarb besitzt zwei Stereozentren, welche beide durch die Synthese bestimmt werden. Durch die Verwendung von L-Valin [(S)-Valin] ist dieses Stereozentrum fest fixiert, also enantiomerenrein. Die Synthese des p-Methylphenylethylamins führt jedoch zum Racemat (1:1-Gemisch beider Enantiomere). Das bedeutet für Iprovalicarb, dass es als ein Gemisch zweier Diastereomerer gebildet wird.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iprovalicarb ist ein brennbarer weißer Feststoff, der sehr schwer löslich in Wasser ist.[1] Es ist stabil gegenüber von Hydrolyse bei einem pH-Wert von 5 bis 9 bei 25 °C.[2]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iprovalicarb wird als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln verwendet.[1] Es wird als Fungizid bei Kartoffeln und Weinreben eingesetzt. Bei der EU wurde am 30. März 1998 durch die Bayer AG die Aufnahme der Verbindung in den Annex I der Direktive 91/414/EEC beantragt.[2] Es war das erste Fungizid aus der Klasse der Aminosäureamide und kommt in vier stereoisomeren Formen vor. Die erste Zulassung erfolgte 1998 in Indonesien. Es wird häufig als Kombinationspräparat mit anderen Pflanzenschutzmittel wie Tolylfluanid, Mancozeb, Folpet und Propineb eingesetzt. Die Wirkung beruht auf der Hemmung der Cellulose-Synthase.[4]

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Juli 2002 können in den Staaten der Europäischen Union Pflanzenschutzmittel mit Iprovalicarb zugelassen werden.[5] In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Pflanzenschutzmittel (z. B. Melody Combi) mit diesem Wirkstoff zugelassen.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Eintrag zu Iprovalicarb in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 25. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  2. a b c d e f g h EU: Review report for the active substance iprovalicarb (PDF-Datei; 294 kB), 2. Juli 2002.
  3. Eintrag zu Iprovalicarb (ISO); isopropyl [(2S)-3-methyl-1-{[1-(4-methylphenyl)ethyl]amino}-1-oxobutan-2-yl]carbamate im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 7. Januar 2021. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. a b Wolfgang Krämer, Ulrich Schirmer, Peter Jeschke, Matthias Witschel: Modern Crop Protection Compounds. Wiley-VCH, 2011, ISBN 978-3-527-32965-6, S. 812 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Richtlinie 2002/48/EG der Kommission vom 30. Mai 2002 zur Änderung der Richtlinie 91/414/EWG des Rates und zur Aufnahme der Wirkstoffe Iprovalicarb, Prosulfuron und Sulfosulfuron (PDF)
  6. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Iprovalicarb in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs (Eingabe von „Iprovalicarb“ im Feld „Wirkstoff“) und Deutschlands, abgerufen am 13. März 2016.