Itelmenische Literatur

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Itelmenische Literatur ist die Literatur des kleinen kamtschatkischen Volkes der Itelmenen. Die itelmenische Sprache gehört zu den tschuktscho-kamtschadalischen Sprachen. Die Itelmenen leben im Osten der Halbinsel Kamtschatka (Rajon Tigil, Autonomer Kreis der Korjaken) und in der Oblast Magadan.

Kutch (russ. Кутх) – die mythologische Figur des Raben in einer Holzschnitzerei (Kamtschatka)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit des Russischen Kaiserreichs waren die Itelmenen (Kamtschadalen) Analphabeten und die Folklore entwickelte sich erst. Ende des 19. Jahrhunderts begannen exilierte russische Revolutionäre, spätere Wissenschaftler, ethnografisches Material der Völker des Nordens und des Fernen Ostens zu studieren, zu sammeln und zu bearbeiten: Wladimir Tan-Bogoras und Wladimir Jochelson. Während der Sowjetzeit leistete Jelisaweta Orlowa einen großen Beitrag zur Entwicklung der itelmenischen Linguistik.

Titelseite Stepan Krascheninnikow: „Beschreibung des Landes Kamtschatka“ / Описание Земли Камчатки (1755)

Der russischen Website Biblioteka sibirskogo krajewedenija zufolge wurden die ersten Aufzeichnungen von Texten der Itelmenen-Folklore im 20. Jahrhundert gemacht. Frühere Quellen enthalten Aufzeichnungen der Itelmenen-Mythologie und -Folklore, allerdings nur in russischer Sprache. Die wichtigste unter diesen Quellen ist das Buch von Stepan Krascheninnikow (1713–1755): Beschreibung des Landes Kamtschatka.[1] Die meisten der im 20. Jahrhundert aufgezeichneten volkstümlichen Texte gehören zum Genre der Märchen: Märchen, Tiergeschichten oder Geschichten aus dem Alltag. Die Hauptfigur ist der Rabe Kutch (Кутх). In der Mythologie ist er auch die Hauptfigur, der Demiurg, der Schöpfer Kamtschatkas (wie auch bei den Korjaken, Tschuktschen und anderen, die dieses Bild von den Itelmenen übernommen haben).[2]

Der erste professionelle itelmenische Schriftsteller war Georgy Porotow[3] (1929-1985).[4] Eine weitere Schriftstellerin und Sammlerin der itelmenischen Folklore ist die Dichterin und Prosaistin Nelja Suzdalowa.[5] Tatjana Gutorowa (1930-2003), eine Expertin und Sammlerin von itelmenischer und korjakischer Folklore, begann ihre Arbeit in den 1960er Jahren.[6]

In der Neuzeit sind die Werke von Klawdija Chaloimowa[7] recht bekannt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ительменская литература: Материалы и исследования. Сборник. — М.: Литературная Россия, 2011. — 416 с. (Библиотека писательской артели «Литрос»[8]). ISBN 978-5-7809-0134-1. / Itelmenische Literatur: Materialien und Forschung. Sammlung. - Moskau: Literaturnaja Rossija, 2011. - 416 с. (Bibliothek der Schriftstellervereinigung Litros). ISBN 978-5-7809-0134-1. Hrsg. V. V. Ogryzko
  • История и культура ительменов. — Л., 1990. / Geschichte und Kultur der Itelmenen. - L., 1990.
  • Иващенко Л. Ительменская литература // Литературы народов России. XX век: Словарь. — М., 2005 / Ivashchenko L. Die Literatur der Itelmenen // Literaturen der Völker Russlands: 20. Jahrhundert. Slowar. - М., 2005.
  • Описание земли Камчатки Beschreibung des Landes Kamtschatka verfasset von Stephan Krascheninnikow ... in das Deutsche übersetzet ... von Johann Tobias Köhler / Opisanie zemli Kamčatki. * Lemgo : Meyerische Buchhandlung, 1766.
  • Georg Wilhelm Steller: Beschreibung von dem Lande Kamtschatka. Unveränd. Neudruck des 1774 in Frankfurt, 1793 in St. Petersburg erstmals erschienenen Werkes (PDF der Neuausgabe von 2013).
  • Erich Kasten: Lachsfang und Bärentanz: Die Itelmenen 250 Jahre nach ihrer Beschreibung durch Georg Wilhelm Steller. Bonn: Holos-Verlag, 1996. ISBN 3-86097-139-5 (PDF).
  • Erich Kasten: Steller und die Itelmenen – Die Bedeutung seines Werks für die ethnologische Forschung und für indigene Initiativen zum Erhalt von Kulturerbe bei den Itelmenen. In: Erich Kasten und Michael Dürr (Hg.) Georg Wilhelm Steller: Beschreibung von dem Lande Kamtschatka. 2013, Fürstenberg/Havel: Kulturstiftung Sibirien. ISBN 978-3-942883-86-3 (PDF).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Описание земли Камчатки, Sankt Petersburg 1755, Band 1 und Band 2 als Digitalisat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (1764 in einer Übersetzung ins Englische von James Grieve als The history of Kamtschatka and the Kurilski Islands with the countries adjacent ("view":"info"} Digitalisat) erschienen).
  2. bsk.nios.ru: Ительменская литература (Biblioteka sibirskogo krajewedenija / russisch Библиотека сибирского краеведения, wiss. Transliteration Biblioteka sibirskogo kraevedenija „Bibliothek der sibirischen Heimatkunde“) – vgl. egida.nios.ru
  3. russisch Георгий Германович Поротов
  4. Поротов Георгий Германович (биография) – Zu Georgi Porotow, vgl. The mythological discourse of the Itelmen poetry (based on the work of G. Porotov) (Yulia G. Khazankovich)
  5. ИТЕЛЬМЕНСКИЙ СЮРРЕАЛИЗМ: Суздалова, Хармс и родина Ктулху (aus dem Webarchiv)
  6. Ительменский ансамбль «Эльвель»
  7. russisch Клавдия Николаевна Халоймова
  8. worldcat.org