Iwan Bahrjanyj

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Iwan Bahrjanyj, Porträt auf einer ukrainischen Münze

Iwan Pawlowitsch Bahrjanyj, geboren als Losowjaha oder Losowjahin (ukrainisch Іван Павлович Багряний (Лозов'яга, Лозов'ягін); russisch Иван Павлович Багряный (Лозовяга, Лозовягин); * 19. Septemberjul. / 2. Oktober 1907greg. in Kusemyn, heute Rajon Ochtyrka, Oblast Sumy, Ukraine; † 25. August 1963 in Neu-Ulm, Bayern, Deutschland) war ein ukrainischer Dichter, Prosaschriftsteller, Publizist und Politiker. Iwan Bahrjanyj wurde 1992 posthum mit dem Taras-Schewtschenko-Preis ausgezeichnet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugendzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iwan Bahrjanyj wurde in Kusemin als Sohn eines Maurers geboren. Nach dem Mittelschulabschluss lernte Bahrjanyj ab 1920 in der Schlosserschule und danach in der Keramik- und Kunstschule.

Während des russischen Bürgerkrieges war Iwan Bahrjanyj im Kommunistischen Jugendverband (Komsomol) tätig. 1925 erklärte er seinen Austritt. Zu dieser Zeit begann Bahrjanyj seine literarische Tätigkeit. Er trat in die literarische Vereinigung der ukrainischen Schriftsteller und Dichter „Werkstatt revolutionären Worte“ ein, wo Bahrjanyj Walerjan Pidmohylnyj und Eugen Pluschnik näher kam. Iwan Bahrjanyj publizierte in den Zeitschriften Globus, Wseswit, Schitja j rewoluzija, Tscherwonyj schljach und anderen. Im Jahr 1930 wurde der Roman in Versen Skel‘ka (ukr. „Скелька“) veröffentlicht.

Verhaftungen und Gefängnishaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iwan Bahrjanyj wurde am 16. April 1932 in Charkiw verhaftet. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen konterrevolutionärer Agitation in seinen Literaturwerken. Bahrjanyj saß elf Monate im Gefängnis. Am 5. Oktober 1932 wurde Bahrjanyj in die Verbannung nach Fernost geschickt.[1] Er versuchte erfolglos aus dem Gefängnis zu entkommen, wurde wieder verhaftet und in das Arbeitslager Baikalo-Amurskij (BAM) verlegt.

Das genaue Datum seiner Rückkehr in die Heimat ist nicht bekannt, aber schon am 16. Juni 1938 wurde Bahrjanyj wegen der Teilnahme an der konterrevolutionären und nationalistischen Organisation wieder verhaftet. Am 1. April 1940 wurde Iwan Bahrjanyj aus der Haft entlassen. Die Staatsanwaltschaft konnte keine Schuld Bahrjanyjs nachweisen.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iwan Bahrjanyj engagierte sich während des Zweiten Weltkrieges in der nationalen ukrainischen Bewegung. Er schrieb für die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) Lieder, verschiedene Artikel und Programmdokumentation. Zur gleichen Zeit beschäftigte er sich literarisch. Im Jahr 1944 schrieb Bahrjanyj die Romane Swirolovy (ukr. „Звіролови“), Tigrolovy (ukr. „Тигролови“) und das Poem Guljai-Pole (ukr. „Гуляй-Поле“).

Auswanderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabstätte in Neu-Ulm

Iwan Bahrjanyj wanderte 1945 noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland aus. Nach dem Krieg schrieb Bahrjanyj die Broschüre Warum will ich nicht in die Sowjetunion zurückkehren (ukr. „Чому я не хочу повертатися до СРСР?“), in der er politische Deklarationen vorbrachte.

Bahrjanyj gründete 1948 die Ukrainische Revolutionär-Demokratische Partei. Er redigierte auch ab diesem Jahr und bis zu seinem Tod die Zeitung Ukrainische Nachrichten (ukr. „Українські вісті“). Iwan Bahrjanyj leitete das Exekutivkomitee des Ukrainischen Nationalrates (ukr. Українська Національна Рада). Er war auch der Stellvertreter des Präsidenten der Ukrainischen Volksrepublik Stepan Witwitzkyj. Im Jahr 1963 nominierte die Zweigstelle des Verbandes des demokratischen ukrainischen Nachwuchses in Chicago Bahrjanyj für den Nobelpreis. Am 25. August 1963 starb Iwan Bahrjanyj. Er wurde in Neu-Ulm begraben.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iwan Bahrjanyj war mit Halina Trihub (1921–2004) verheiratet. Sie stammte aus der Oblast Ternopil, Ukraine. Halina Bahrjanyj fand ihre letzte Ruhestätte im Grab ihres Ehemannes auf dem Neu-Ulmer Hauptfriedhof.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erzählungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Etüde, 1921 (ukr. „Етюд“)
  • Madonna, 1925 (ukr. „Мадонна“)
  • Hase, 1925 (ukr. „Заєць“)
  • Petro Kamenjar, 1925 (ukr. „Петро Каменяр“)
  • Junge, 1928 (ukr. „Пацан“)
  • Hand, 1928 (ukr. „Рука“)

Gedichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mongolei, 1927 (ukr. „Монголія“)
  • Festmahl der Hunde, 1928 (ukr. „Собачий бенкет“)
  • Ave Maria, 1929
  • Peitsche, 1928–1930 (ukr. „Батіг“)
  • Gutenberg, 1928–1930 (ukr. „Ґутенберґ“)
  • Komet, 1928–1930 (ukr. „Комета“)
  • Anton Bida – Held der Arbeit, 1947 (ukr. „Антон Біда — герой труда“)

Stücke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • General, 1944 (ukr. „Генерал“)
  • Morituri, 1947

Sammlungen der Poesie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der goldene Bumerang, 1946 (ukr. „Золотий бумеранґ“)
  • Lieder (ukr. „Пісні“)

Romane[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Felschen, 1930 (ukr. „Скелька“)
  • Garten Gethsemane, 1950 (ukr. „Сад Гетсиманський“)
  • Marusja Boguslawka, 1957 (ukr. „Маруся Богуславка“)
  • Mann läuft über dem Abgrund, 1965 (ukr. „Людина біжить над прірвою“)

Aufsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ukraine am Pazifik, 1944 (ukr. „Україна біля Тихого океану“)
  • Auf einem neuen Weg, 1946 (ukr. „На новий шлях“)
  • Warum will ich nicht in die Sowjetunion zurückkehren, 1946 (ukr. „Чому я не хочу повертатися до СРСР?“)
  • Geburt des Buches, 1956 (ukr. „Народження книги“)

Kinderliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Märchen über den Storch und Pawlik den Reisenden, 1943 (ukr. „Казка про лелек та Павлика-мандрівника“)
  • Wiegenlied, 1955 (ukr. „Колискова“)
  • Telefon, 1956 (ukr. „Телефон“)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Загребельний П. Багряний Іван // УЛЕ — С. 108.
  • Енциклопедія українознавства. Словникова частина. — Т. 1. — С. 81.
  • МУ-97 — С. 33.
  • Шугай О. В. Багряний Іван // Энциклопедия современной Украины. — Т. 2. — К., 2003. — С. 65—66.
  • Шевченко Л. А. Багряний Іван Павлович // Энциклопедия истории Украины. — Киев: Наукова думка, 2003. — Т. 1 — С. 162.
  • Шевченківські лауреати 1962—2001:Енциклопедичний довідник. — К., 2001. — С. 29—31.
  • Жив у Кам’янці поет // Прапор Жовтня (Кам’янець-Подільський). — 1990. — 18 серпня. — С. 4.
  • Шугай О. Через терни Гетсиманського саду // Літературна Україна. — 1990. — 6 вересня. — С. 6.
  • Шугай О. Через терни Гетсиманського саду: Нове з біографії Івана Багряного // Україна. — 1991. — № 18. — С. 30—35, 3—4 вкладки.
  • Гаврильченко О., Коваленко А. Штрихи до літературного портрета Івана Багряного // Багряний І. Сад Гетсиманський. — К., 1992. — С. 3—18.
  • Череватенко Л. «Ходи тільки по лінії найбільшого опору — і ти пізнаєш світ» // Багряний І. Людина біжить над прірвою. — К., 1992. — С. 293—319.
  • Дзюба І. Публіцистика Івана Багряного // Сучасність. — 1992. — № 4. — С. 64—70.
  • Шугай Олександр. Іван Багряний (1906—1963), письменник, громадський діяч // 100 найвідоміших українців. — К., 2005. — С. 564—571.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ivan Bahrianyi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Svitlana Adamenko: Bahrjanyj, Ivan. In: Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-476-05728-0, S. 1–1, doi:10.1007/978-3-476-05728-0_102-1 (springer.com [abgerufen am 15. November 2023]).