Jáchymovit

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Jáchymovit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1994-025[1]

IMA-Symbol

Jác[2]

Chemische Formel
  • (UO2)8(SO4)(OH)14·13H2O[3]
  • [(UO2)8|(OH)14|SO4]·13H2O[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/D.20-005

7.EA.10
31.02.06.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-sphenoidisch; 2 oder monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21 (Nr. 4)Vorlage:Raumgruppe/4 oder P21/m (Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11[4]
Gitterparameter a = 18,55 Å; b = 9,28 Å; c = 13,53 Å
β = 125,6°[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,79[5]
Spaltbarkeit sehr gut nach {010}[5]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde[5]
Farbe gelb[5]
Strichfarbe hellgelb[5]
Transparenz durchscheinend[5]
Glanz Glasglanz[5]
Radioaktivität sehr stark[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,715[7]
nβ = 1,718[7]
nγ = 1,720[7]
Doppelbrechung δ = 0,005[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = berechnet: 78°[7]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale gelbe Fluoreszenz[5]

Jáchymovit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ mit der chemischen Zusammensetzung [(UO2)8|(OH)14|SO4]·13H2O[4] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Uranylsulfat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Jáchymovit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form krustiger Überzüge aus nadeligen, etwa 0,1 Millimeter langen Kristallen entdeckt werden. Das Mineral ist durchscheinend und von gelber Farbe bei hellgelber Strichfarbe. Die Kristalloberflächen zeigen einen glasähnlichen Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Jáchymovit in einem Museum auf einer Mineralprobe aus Jáchymov in der tschechischen Region Böhmen mit stark oxidierten, uraninithaltigen Adern in Dolomit. Beschrieben wurde das Mineral 1996 durch Jiří Čejka, Jiří Sejkora, Z. Mrazek, Z. Urbanec und T. Jarchovky, die es nach dem Fundort der Mineralprobe (Typlokalität) benannten.

Das Typmaterial des Mineral wird im Naturhistorischen Museum Prag in Tschechien aufbewahrt (Katalog-Nr. P1N-68905).

Das Uranylsulfat Jáchymovit sollte nicht mit dem ehemals synonym als Jachymovit bezeichneten, basischen Kupfer-Uranylsilikat Cuprosklodowskit verwechselt werden.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Jáchymovit erst 1994 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/D.20-05. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, mit fremden Anionen“, wo Jáchymovit zusammen mit Adolfpaterait, Alwilkinsit-(Y), Ammoniozippeit, Belakovskiit, Bluelizardit, Bobcookit, Cobaltzippeit, Fermiit, Geschieberit, Ježekit, Klaprothit, Magnesiumzippeit, Marécottit, Mathesiusit, Meisserit, Metauranopilit, Natrozippeit, Nickelzippeit, Oppenheimerit, Ottohahnit, Péligotit, Plášilit, Plavnoit, Rabejacit, Redcanyonit, Sejkorait-(Y), Shumwayit, Svornostit, Uranopilit, Wetherillit, Zinkzippeit und Zippeit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[8]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Jáchymovit dagegen in die Abteilung der „Uranylsulfate“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Kationen und deren relativer Größe, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Ohne Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.EA.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jáchymovit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Uranopilit in der unbenannten Gruppe 31.02.06 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit (A+B2+)6(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jáchymovit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 (Raumgruppen-Nr. 4)Vorlage:Raumgruppe/4 oder P21/m (Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11 mit den Gitterparametern a = 18,55 Å; b = 9,28 Å; c = 13,53 Å und β = 125,6° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 69,79 % sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen bzw. vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivität mit 124,921 kBq/g[6] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g).

Unter UV-Licht zeigen manche Jáchymovite eine gelbe Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.

Aufgrund der zu geringen Probengröße konnten bisher weder die Mohshärte des Minerals bestimmt, noch dessen Dichte gemessen. Die aus den Kristallstrukturdaten errechnete Dichte beträgt 4,79 g/cm3.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jáchymovit ist bisher nur in wenigen Proben aus drei Fundorten bekannt (Stand 20214). Neben seiner Typlokalität Jáchymov konnte das Mineral in Tschechien nur noch in einer Uranerz-Lagerstätte nahe Horní Slavkov (Böhmen) gefunden werden. Daneben fand man Jáchymovit noch in der Uran-Prospektion „La Creusaz“ nahe Les Marécottes im Le Trient-Tal im schweizerischen Kanton Wallis.[10]

Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Jáchymovit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jiří Čejka, Jiří Sejkora, Z. Mrazek, Z. Urbanec, T. Jarchovky: Jáchymovite, (UO2)8(SO4)(OH)14·13H2O, a new uranyl mineral from Jáchymov, the Krusne Hory Mts., Czech Republic, and its comparison with uranopilite. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 170, 1996, S. 155–170 (englisch).
  • Jiří Čejka, Ray L. Frost, Jiří Sejkora, Eloise C. Keeffe: Raman spectroscopic study of the uranyl sulphate mineral jáchymovite (UO2)8(SO4)(OH)14·13H2O. In: Journal of Raman Spectroscopy. Band 40, Nr. 11, 2009, S. 1464–1468 (englisch, eprints.qut.edu.au [PDF; 254 kB; abgerufen am 3. Mai 2021]).
  • John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 82, 1997, S. 207–210 (englisch, rruff.info [PDF; 361 kB; abgerufen am 3. Mai 2021]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2021. (PDF; 3,5 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2021, abgerufen am 3. Mai 2021 (englisch).
  4. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 413 (englisch).
  5. a b c d e f g h Jáchymovite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 69 kB; abgerufen am 3. Mai 2021]).
  6. a b David Barthelmy: Jáchymovite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 3. Mai 2021 (englisch).
  7. a b c d e Jáchymovite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 3. Mai 2021 (englisch).
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 3. Mai 2021 (englisch).
  10. Fundortliste für Jáchymovit beim Mineralienatlas und bei Mindat