Jørgen Brinch Hansen

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Jørgen Brinch Hansen (um 1960)

Jørgen Brinch Hansen (* 29. Juli 1909 in Aarhus; † 27. Mai 1969 in Kopenhagen) war ein dänischer Bauingenieur, spezialisiert auf Grundbau und Bodenmechanik.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brinch Hansen machte 1935 sein Diplom als Bauingenieur an Dänemarks Technischer Universität in Kopenhagen. Danach arbeitete er 20 Jahre lang im Entwurfsbüro der Kopenhagener Baufirma und Ingenieurbüro Christiani und Nielsen[1] hauptsächlich im Hafen- und Uferbau. Er wurde dort leitender Ingenieur, begann sich aber auch schon wissenschaftlich mit Bodenmechanik zu befassen und veröffentlichte schon in den ersten Ausgaben von Geotechnique 1949/50. 1953 wurde er in Kopenhagen mit einer umfangreichen Studie über Erddruckprobleme, für die er ein eigenes Traglastverfahren (Limit Design) entwickelte, promoviert. Motivation waren für ihn insbesondere Erddruckberechnungen bei verankerten Ufer-Spundwänden. Er entwickelte für die verschiedensten Grundbauprobleme vereinfachte, auf seiner Anwendung der Plastizitätstheorie basierenden Berechnungsformeln und Teilsicherheitskonzepte[2]. 1955 wurde er Professor für Bodenmechanik und Grundbau an der Technischen Universität Dänemarks in Kopenhagen und gleichzeitig Direktor des dänischen geotechnischen Instituts. Er war Vorsitzender der dänischen geotechnischen Gesellschaft und Vizepräsident der International Society of Soil Mechanics für Europa. Er war im deutschen Arbeitsausschuss Ufereinfassungen und seit 1961 Vorsitzender des Ausschusses für dänische Grundbau-Richtlinien, in deren Fassung von 1965 auch seine eigenen Theorien einflossen.[3] Insbesondere das von Brinch Hansen schon in den 1950er Jahren verfolgte Konzept der Teilsicherheitsbeiwerte setzte sich später in den Eurocodes und in vielen europäischen nationalen Richtlinien durch.

Als Ingenieur war er unter anderem an den Brückenprojekten über den Großen und Kleinen Belt beteiligt und an Tunnelprojekten in Kopenhagen.

Er war Mitglied der Dänischen Akademie für Technikwissenschaften und wurde 1965 Ehrendoktor der Universität Gent.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit H. Lundgren Hauptprobleme der Bodenmechanik, Springer 1960 (dänisches Original 1958, in zweiter Auflage 1965).
  • Spundwandberechnung nach dem Traglastverfahren, Mitteilung des Instituts für Verkehrswasserbau, Grundbau und Bodenmechanik, Technische Hochschule Aachen, Band 25, 1962, S. 171–214.
  • Earth pressure calculations, Teknisk Forlag, Kopenhagen 1953 (Dissertation).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1904 vom dänischen Ingenieur Rudolf Christiani und dem Kapitän Aage Nielsen in Kopenhagen gegründet. Sie eröffnete 1909 eine Filiale in Hamburg und expandierte nach dem Ersten Weltkrieg international weiter. Heute gehört sie zu der aus der 1930 gegründeten Filiale in Thailand hervorgegangenen thailändischen Aktiengesellschaft. Homepage
  2. Teilsicherheitsbeiwerte führte schon Donald Wood Taylor 1948 ein (für den Reibungswinkel und die Kohäsion in Erddruckproblemen). Brinch Hansen erweiterte das erheblich zum Beispiel auch auf Lasten. Siehe auch Geoffrey Meyerhof Evolution of Safety Factors and Geotechnical Limit State Design, 2. Spencer J. Buchanan Lecture 1994
  3. Es waren die ersten geotechnischen Richtlinien, die in einheitlicher Weise auf Überlegungen nach dem eher im Stahlbau bekannten Traglastverfahren beruhten. Knud Mortensen, Is Limit State Design a Judgment Killer?, 6. Laurits Bjerrum Memorial Lecture 1982, Bull.Danish Geotechn.Society Nr. 35