Jürgen Heitmann der Ältere

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Kanzel in Erfde

Jürgen Heitmann der Ältere (* um 1580; † nach 20. August 1644 und vor 12. März 1646 in Wilster) war ein Holzschnitzer und Bildhauer der Spätrenaissance, der vor allem in Dithmarschen tätig war.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heitmann stammte vermutlich aus Wilster. Nach der Lehrzeit als Tischler (Snitger) und Bildhauer führten ihn die Wanderjahre nach Danzig und an den Rhein. Spätestens 1604 kam er nach Wilster zurück, heiratete eine Frau namens Catrine und erwarb 1605 als Hausbesitzer das Bürgerrecht. Später besaß er zwei Häuser in der Stadt. Als Snitgermeister war er Mitglied in der Zunft der Tischler. Sein Charakter ist als gewalttätig überliefert, denn er stand mehrfach wegen Beleidigungen und Schlägereien vor Gericht; dort hatte er 1622–23 auch als Zeuge in einem Hexenprozess aufzutreten.[1]

Am 12. März 1646 wurde sein Nachlass verkauft, weshalb sein Todesdatum vorher anzusetzen ist. Er hinterließ seine zweite Ehefrau Anna als Witwe, eine Tochter und vier Söhne. Zwei Söhne wurden ebenfalls Snitger, es übernahm aber keiner die Werkstatt in Wilster. Peter Heitmann ließ sich wohl 1641 in Glückstadt nieder, wo er von 1649 bis 1671 als königlicher Bildhauer belegt ist, und Jürgen Heitmann der Jüngere, der sich auch Heidtmann schrieb, führte spätestens ab 1640 eine eigene Werkstatt in Heide.

Zuschreibungen an Vater und Sohn Jürgen Heitmann wechseln in der Literatur wiederholt. Beide arbeiteten vor allem Kanzeln, Taufbecken, Gestühle und Altaraufsätze für Kirchen in Dithmarschen. Der Stil des älteren Heitmann nutzt noch die Motive und Ornamentformen der Spätrenaissance: Fruchtgehänge, Hermenpilaster, Roll- und Beschlagwerk-Kartuschen, ist also strenger und gebundener als die mit üppigem, schwungvollem Ornament angereicherte, aber im Figürlichen weniger qualitätvolle Arbeitsweise seines Sohnes Jürgen Heitmann der Jüngere.

Werkliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste beruht auf der Monographie von Johnsen, der ausführlich auf die einzelnen Arbeiten eingeht.

Daneben existieren Truhen und Schränke aus seiner Werkstatt in verschiedenen Museen sowie einige Bildhauerarbeiten in Stein.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Wiebalck: Jürgen Heitmann der Ältere und der Jüngere, zwei Bildschnitzer aus Wilster, in: Nordelbingen 1, 1923, S. 37–41.
  • Wilhelm Johnsen / Ernst Schlee: Meister Jürgen Heitmann der Ältere in Wilster. Ein Bildschnitzer des siebzehnten Jahrhunderts. Verlag Johann Schwarck Söhne. Wilster 1938.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hamburg – Schleswig Holstein, München 2009; siehe Ortsregister

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Georg Allardt: Der Bildschitzer Jürgen Heitmann der Ältere als Zeuge im Hexenprozess in Wilster 1622-23, in: Steinburger Jahrbuch 16, 1972, S. 64–73.
  2. Wilhelm Johnsen: Meister Jürgen Heitmann der Ältere in Wilster. Wilster 1938., S. 113–143, mit Abb.