Jan Felix Drexler

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Jan Felix Drexler (* 1976 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Arzt und Virologe. Seit 2017 ist er Professor für Virologie an der Charité in Berlin, wo er die Arbeitsgruppe Virusepidemiologie leitet.[1] Sein Arbeits- und Forschungsschwerpunkt liegt auf neuartigen Viren aus Menschen und tierischen Reservoiren und der möglichen Virenübertragung und -verbreitung von Tieren zu Menschen. Im Rahmen der COVID-19-Pandemie war er an unterstützenden Maßnahmen insbesondere in Lateinamerika entscheidend beteiligt.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drexler studierte von 1996 bis 2003 an der Universität Hamburg Medizin, wo er ebenfalls von 1996 bis 2002 einen Abschluss in Spanisch erwarb. Im Jahr 2003 schloss er mit einer Arbeit über die Effekte des MDMA-Konsums seine Promotion im Fachbereich Medizin ab.[2][3] Zwischen 2004 und 2012 war er als Assistenzarzt tätig am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn, am Universitätsklinikum Professor Edgard Santos in Salvador, Brasilien, und am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Von 2012 bis 2014 hatte er Postdoktoranden-Positionen am Institut für Virologie in Bonn und am Erasmus University Medical Center, Rotterdam, in der Abteilung für Virologie inne. Von Anfang 2015 bis Mitte 2017 hatte er eine Professur an der Universität Bonn inne, bevor er Mitte 2017 Professor an der Charité in Berlin wurde.[4]

Die von ihm geleitete Arbeitsgruppe Virusepidemiologie beschäftigt sich mit neuartigen Viren aus Menschen und tierischen Reservoiren. Ein Schwerpunkt dabei ist die Evolutionsbiologie von Hepatitis-Viren.[5]

Im Laufe seiner Forschungstätigkeiten konnte Drexler auch erstmals nachweisen, dass das Mumps-Virus auf Fledermäuse zurückzuführen ist.[6][7] Außerdem wies er nach, dass sie Hepatitis-B-Viren in sich tragen.[8] Drexler war auch entscheidend am Nachweis beteiligt, dass sich das Hepatitis-C-Virus und verwandte Viren ursprünglich in Nagetieren entwickelt haben.[9][10]

Drexler ist ein anerkannter Experte, was das Zika-Virus betrifft, insbesondere die Zikavirus-Epidemie 2015/2016.[11] Für die Deutsche Bundesregierung ist Drexler im Ausland als Berater unterwegs. Besonders in Entwicklungsländern informiert er im Umgang und der Vorsorge von Pandemien. Entsprechend seinem Forschungsschwerpunkt ist er im Dienste des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unter anderem in Afrika und Südamerika unterwegs. So leitete er im Jahr 2020 Beratungsreisen zum Thema COVID-19-Pandemie nach Togo und Peru.[12][13][14] Außerdem trat er in diesem Zusammenhang als Redner beim World Health Summit auf.[15][16]

Ab dem Jahr 2020 informierte Drexler regelmäßig über die COVID-19-Pandemie in der Deutschen Welle in einer eigenen Kolumne für Lateinamerika.[17] Die Kolumne erschien im Rahmen eines vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts.[18]

Seit Anfang 2024 leitet Drexler das von der Charité initiierte Projekt „Zoonosis Emergence across Degraded and Restored Forest Ecosystems“ (ZOE) (deutsch: Auftreten von Zoonosen in geschädigten und wiederhergestellten Waldökosystemen), das für vier Jahre geplant ist und durch die Europäische Kommission mit vier Millionen Euro gefördert wird. Das internationale interdisziplinär arbeitende Projektteam hat sich dabei zum Ziel gesetzt, die Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Verlust der Artenvielfalt und Zunahme von Zoonosen zu erforschen.[19][20]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2013 erhielt Drexler die Heine-Medin-Medaille der European Society for Clinical Virology (ESCV) für seine Arbeiten zu viralen Zoonosen, insbesondere zu Coronaviren.[21] 2009 erhielt er den Förderpreis Klinische Infektionsforschung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie.[22] Im Jahr 2020 wurde er im Rahmen einer Reise nach Peru im Auftrag der Bundesregierung Deutschland mit der Ehrentafel des Peruanischen Kongresses für seine Unterstützung des Landes im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie ausgezeichnet.[23] Für seine Leistungen in der Diagnostik neuer Viruserkrankungen wurde Drexler 2023 mit dem Memento Forschungspreis für vernachlässigte Krankheiten von Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, BUKO Pharma-Kampagne und DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe ausgezeichnet.[24][25]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Institut für Virologie - Team. Charité, abgerufen am 27. Juli 2021.
  2. Jan Felix Drexler. In: escavador. Abgerufen am 21. Juli 2021 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Jan Felix Drexler: Klinische Persönlichkeitsakzentuierungen und kognitive Beeinträchtigungen als Folge des Konsums von MDMA ('Ecstasy') unter Berücksichtigung des Beikonsums von Cannabis. Hamburg 2003 (dnb.de [abgerufen am 21. Juli 2021]).
  4. Lebenslauf Prof. Dr. Jan Felix Drexler. Charité, abgerufen am 21. Juli 2021.
  5. Institut für Virologie - AG Drexler. Charité, abgerufen am 27. Juli 2021.
  6. UKB Universitätsklinikum BONN / Medizinische Fakultät - 208 - 17.09.13: Virologen entdecken neues Fledermausvirus, das auch Menschen infizieren könnte. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juli 2020; abgerufen am 17. Juli 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ukbonn.de
  7. Stammt MERS aus Afrika? Abgerufen am 17. Juli 2020.
  8. Forscher lassen Hepatitis B-Virus auferstehen. Abgerufen am 17. Juli 2020.
  9. Jan Felix Drexler, Victor Max Corman, Marcel Alexander Müller u. a.: Evidence for Novel Hepaciviruses in Rodents. In: PLoS Pathogens. 9, Nr. 6, 2013 doi:10.1371/journal.ppat.1003438
  10. Ursprung des Hepatitis C-Virus geklärt. In: Deutsches Ärzteblatt. 25. Juni 2013, abgerufen am 27. Juli 2021.
  11. Lea Wolz, DER SPIEGEL: Zika: Was ist aus dem Virus geworden? - DER SPIEGEL - Gesundheit. Abgerufen am 17. Juli 2020.
  12. Corona in Südamerika: Deutsche Task Force im Einsatz. Abgerufen am 17. Juli 2020.
  13. Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt: Charité-Team hilft bei Coronaausbruch in Lateinamerika. 29. Juni 2020, abgerufen am 17. Juli 2020.
  14. Bernd Dörries: Test für die Gerechtigkeit. Abgerufen am 17. Juli 2020.
  15. WS 18 - Developing Strategies for Fighting COVID-19 Around the World (Part 2) - YouTube. Abgerufen am 4. November 2020.
  16. Ulrike Henning: Im Brennspiegel der Pandemie (neues deutschland). Abgerufen am 4. November 2020.
  17. Deutsche Welle (www.dw.com): Diálogo Pandémico: pregúntale a Dr. Drexler | DW. Abgerufen am 7. Juli 2021 (europäisches Spanisch).
  18. Jan Felix Drexler: Pandemie-Dialog. In: Auswärtiges Amt, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Institut für Virologie der Charité in Berlin, abgerufen am 7. Juli 2021 (deutsch).
  19. Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt: Forschende untersuchen Einfluss der verminderten Artenvielfalt auf Zoonosen. 4. Januar 2024, abgerufen am 18. Januar 2024.
  20. Charité-Universitätsmedizin Berlin: Pressemitteilung. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  21. Heine-Medin Award – European Society for Clinical Virology. Abgerufen am 17. Juli 2020 (englisch).
  22. DGI: Rundbrief DGI. (PDF) In: DGI. DGI, 1. Januar 2010, abgerufen am 17. Juli 2020.
  23. Charité-Universitätsmedizin Berlin: Ehrung für Einsatz gegen COVID-19 in Peru. Abgerufen am 25. August 2020.
  24. Corinna Krämer: Erste Impressionen der Preisverleihung 2023. In: Memento Preis. 17. November 2023, abgerufen am 20. November 2023 (deutsch).
  25. Charité-Universitätsmedizin Berlin: Memento-Forschungspreis für Jan Felix Drexler. Abgerufen am 20. November 2023.