Jean Michelin (Maler, 1623)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jean Michelin (auch: Jean III Michelin; * um 1623 in Langres; † 1. März 1696 auf der Insel Jersey) war ein französischer Maler[1] und herzoglich braunschweig-lüneburgischer Hofmaler.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michelin war Mitglied einer hugenottischen Familie[2] und wurde im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts in der französischen Stadt Langres in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Er war ein Sohn des gleichnamigen Malers Jean Michelin. Er war der jüngere Bruder des gleichnamigen, 1616 geborenen Malers Jean Michelin und des Charles Michelin.[1]

Charlotte Felicitas von Braunschweig-Lüneburg als Diana
Herzog Johann Friedrich (1625–1679);
Ölgemälde eines unbekannten Künstlers nach Jean Michelin aus der Zeit zwischen 1670 und 1680; im Besitz des Historischen Museums Hannover

Michelin durchlief eine Ausbildung in Paris,[3] bevor er sich um 1650 in Italien zu einer Studienreise in Rom aufhielt. Durch seine Präsentation einer „Allégorie du marriage du Roi aujourd'hui perdue“ wurde er am 7. August 1660 in die Académie française aufgenommen und machte zunächst in Paris Karriere.[1]

Ab 1668 und – mit Unterbrechungen – bis 1686 war Jean Michelin als Hofmaler in Hannover tätig. In der Residenzstadt des seinerzeitigen Fürstentums Calenberg schuf er zahlreiche Porträts der Familie der Welfen sowie von Mitgliedern der Hofgesellschaft.[4]

Zunächst war es Herzog Johann Friedrich, unter dem im Jahr 1779 das erste Gemäldeverzeichnis der Residenzstadt angefertigt wurde, der Jean Michelin als Hofmaler in Hannover engagierte. So entstanden die Gemälde mit dem Herzog und seiner Gattin, während die vier Töchter des Paares in einem mythologischen Kontext dargestellt wurden.[2]

Michelin lieferte aber auch Entwürfe für Tapeten zur Ausgestaltung des herzoglichen Schlosses.[2] So wurde er einerseits in das Verzeichnis der Architekten und Künstler des Leineschlosses aufgenommen.[4] Hauptsächlich aber arbeitete er als Bildnismaler, wofür sich insbesondere im Schloss Herrenhausen Beispiele erhalten hatten.[2]

Als Zeitgenosse des hannoverschen Hofrates Gottfried Wilhelm Leibniz schuf Jean Michelin von dessen Dienstherrn Johann Friedrich ein Ganzkörperbild des Regenten mit Ritterhelm als barocke Vorlage für das im Zeitraum zwischen 1670 und 1680 von einem unbekannten Künstler geschaffene Gemälde, das seinen Weg in das Historische Museum Hannover fand.[5]

1674 schuf Robert Nanteuil einen Kupferstich nach einem Gemälde Michelins.[6] Nach dem Tod des Monarchen entwickelte Leibniz ein eigenes Bildprogramm für das Staatsbegräbnis und holte hierfür eigens den Kupferstecher Johann Georg Lange aus Hamburg zurück nach Hannover, um das Ereignis dokumentarisch festzuhalten.[7] In dem schließlich 1685 herausgegebenen Bildband IIusta Funebria Serenissimo Principi Joanni Friderico Brunsvicensium Et Luneburge …[8] fanden sich neben ebenjenem von Robert Nanteuil nach Jean Michelin gefertigten Kupferstich aus dem Jahr 1674[9] weitere 86 Stiche von Johann Georg Lange nach Bildvorlagen von Michelin.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jean Michelin (painter, 1623) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Henry Ronot: Richard et Jean Tassel. Peintres à Langres au XVIIe siècle. Nouvelles Éditions latines, Paris 1990, ISBN 2-7233-0409-2, S. 38. (französisch; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  2. a b c d e Hans Georg Gmelin: Der bürgerliche Frühbarock und die Kunst an den Höfen in Hannover und Braunschweig im 17. Jahrhundert. In: Hans Patze (Hrsg.): Geschichte Niedersachsens (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Band 36). Band 3, Teil 2: Kirche und Kultur von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Wallstein Verlag, Göttingen 1983, ISBN 3-7848-3425-6, S. 756–765, hier: S. 758 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Georg Troescher: Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800 - 1800. Beiträge zur Kenntnis des deutsch-französisch-niederländischen Kunstaustauschs. Band 2: Französische und niederländische Kunst und Künstler in der Kunst Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz. Verlag für Kunst und Wissenschaft, Baden-Baden 1954, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b Georg Schnath: Verzeichnis der Architekten und Künstler. In: Helmut Plath, Georg Schnath, Rudolf Hillebrecht: Das Leineschloss. (= Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge Band 9, Heft 4, Sonderheft Leineschloss). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1956, S. 198–202, hier: S. 200 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Thomas Sonar: Der Hofrat Leibniz - gestrandet in Hannover. In: Die Geschichte des Prioritätsstreits zwischen Leibniz und Newton. Geschichte - Kulturen - Menschen (= Vom Zählstein zum Computer.). 1. Auflage. Springer Spektrum, Berlin/ Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-48861-4, S. 234–249, hier: Bilduntertitelung auf S. 235 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Alheidis von Rohr: Herzöge, Kurfürsten, Könige. Die Geschichte Hannovers im Überblick. In: Marieanne von König: Herrenhausen. Die Königlichen Gärten in Hannover. Wallstein-Verlag, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0053-9, S. 9–16, hier: S. 7 und Abbildungsnachweis S. 281. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. Jill Bepler: Ansichten eines Staatsbegräbnisses. Funeralwerke und Diarien als Quelle zeremonieller Praxis. In: Jörg Jochen Berns, Thomas Rahn (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und früher Neuzeit (= Frühe Neuzeit. Band 25). Niemeyer, Tübingen 1995, ISBN 3-484-36525-0, S. 183–197, hier S. 188.
  8. Christoph Harer: „… quei concenti con lamenti“. Italienische Musiker am Hofe Johann Friedrichs in Hannover. In: Heinz Duchhardt (Hrsg.), Zaur Gasimov (Red.): Jahrbuch für europäische Geschichte. herausgegeben am Institut für Europäische Geschichte. Band 11, R. Oldenbourg Verlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59784-4, S. 55, 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
  10. The Holy Roman Empire (zum Teil in englischer Sprache) in Helen Watanabe-O’Kelly, Anne Simon: Festivals and ceremonies. A bibliography of works relating to court, civic and religious festivals in Europe. 1500-1800. Mansell, London u. a. 2000, ISBN 0-7201-2182-5, S. 42 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).