Joachim Rohleder

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Joachim Rohleder (* 29. April 1892 in Stettin; † 5. Dezember 1973 im Taunus) war ein deutscher Offizier der Abwehr, zuletzt Oberst (ab 1. April 1941) im Zweiten Weltkrieg.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rohleder wurde als Sohn eines Stettiner Großkaufmanns geboren und besuchte 1905/10 die Kadettenanstalt in Oranienstein. Anschließend wurde er mit Patent vom 1. Juni 1910 als Leutnant in das Leib-Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“ (1. Brandenburgisches) Nr. 8 der Preußischen Armee in Frankfurt (Oder) überwiesen. Am Ersten Weltkrieg 1914/18 nahm er als Zug- und Kompanieführer sowie als Regimentsadjutant teil. Zuletzt hatte er den Dienstgrad eine Oberleutnants. Für seine Leistungen wurde er mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes, dem Verwundetenabzeichen in Schwarz und dem Mecklenburgischen Militärverdienstkreuz II. Klasse ausgezeichnet.[1]

Nach Kriegsende und kurzer Tätigkeit im Grenzschutz bei Beuthen wurde Rohleder in die Vorläufige Reichswehr übernommen, diente im Reichswehr-Infanterie-Regiment 10 und kam dann in das Infanterie-Regiment 8 der Reichswehr. 1930 schied er aus der Reichswehr aus und war 1931/34 militärischer Berater und Instruktionsoffizier an der Kriegsakademie in Argentinien.

1935 wurde Rohleder als E-Offizier mit dem Rang eines Majors im Heer der Wehrmacht angestellt und unter dem Abteilungsleiter Franz Eccard von Bentivegni zunächst Hilfskraft, 1938 Leiter der Gruppe III F für Gegenspionage im deutschen Nachrichtendienst, der sogenannten „Abwehr“ im Amt Ausland/Abwehr. Während des Spanischen Bürgerkriegs war er ein Jahr lang in Spanien tätig, wo er sich nach Aussage Bentivegnis sehr bewährte.[2] Als Gruppenleiter III F im Amt Ausland/Abwehr hatte er u. a. 1943 den Hochverrat des Abteilungsleiters Hans Oster aufzuklären, doch wurden seine Ergebnisse zunächst von seinen Vorgesetzten Bentivegni und Canaris unterdrückt.[3] Ab Frühjahr 1944 war er im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Amt IV E (Zuständigkeit: Fälle des Hoch- und Landesverrats) unter SS-Standartenführer Walter Huppenkothen tätig. Nach eigenen Aussagen gegenüber einer Sonderkommission sei er "1945 an die Front gegangen".

Rohleder hat in einem Dokument, dass sich im Berlin Document Center befindet, am 6. August 1963 seine Mitgliedschaft in folgenden nationalsozialistischen Organisationen bestätigt: SS, SA, Propagandakompanie (PK), Rasse- und Siedlungshauptamt (RUSHA), Oberstes Parteigericht (OPG), Rückwanderungszentralstelle (PWZ) und Einwanderungszentralstelle (EWZ).

Nach 1945 wurde er stellvertretender Leiter der Generalvertretung München der Organisation Gehlen.

Persönlichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund seiner hohen Bildung und Intelligenz war es Rohleder möglich, die von den verschiedenen Abwehrstellen in Deutschland und ganz Europa bei ihm einlaufenden Informationen über die Tätigkeit ausländischer Spionagenetze zu verknüpfen und Canaris zur Verfügung zu stellen. Als Offizier eines preußischen Elite-Regiments standen für ihn Pflichterfüllung und militärischer Gehorsam gegenüber seinen Vorgesetzten im Mittelpunkt. So war für ihn im Fall Hans Oster eine Umgehung seiner Vorgesetzten undenkbar.[4]

Den Verlust seiner Heimatstadt Stettin nach 1945 konnte er ebenso wenig verkraften wie die aus seiner Sicht immer weiter nachlassende Begeisterung für eine nationale Gesinnung. Die letzten Lebensjahre verbrachte er zurückgezogen und – nach eigenen Worten – als „Fremdling unter den Menschen“.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In Memoriam Joachim Rohleder. In: Die Nachhut. 29/30 (1974), S. 14–18.
  • Heinz Hähne: Wir werden am Galgen hängen! Die Widerstandsgruppe des Generals Oster. In: Der Spiegel. 23/1969. (online)
  • Heinz Höhne: Geheimauftrag für Guillermo. Hitlers Spionagechef Wilhelm Canaris (IV). In: Der Spiegel 37/1976. (online)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reichswehrministerium (Hrsg.): Rangliste des Deutschen Reichsheeres. E.S. Mittler & Sohn. Berlin 1929. S. 137.
  2. Mader, Julius: Hitlers Spionagegeneräle sagen aus. Berlin 1970, S. 404–405.
  3. Ausführlich dazu Heinz Höhne: Canaris. Patriot im Zwielicht, München 1976, S. 398–401.
  4. Vgl. dazu die Charakterisierung Rohleders von Heinz Höhne (Canaris. Patriot im Zwielicht, München 1976, S. 389–390).
  5. In Memoriem Joachim Rohleder.